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DAS 5. OPFER

DAS 5. OPFER

Titel: DAS 5. OPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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hatte eine breite, gewölbte Stirn, die Reggie an Bilder von einem Neandertaler erinnerte, die sie gesehen hatte.
    »Keine Minderjährigen«, bellte er, als sie hereinkamen.
    »Es ist in Ordnung, Terry. Sie sind mit mir hier«, sagte Sid und trat vor, um dem dicken Typen die Hand zu schütteln. Er flüsterte Terry etwas zu, griff dann in seine Tasche und zog eine Packung Marlboro hervor. Terry nahm die Zigaretten und stopfte sie in seine Jackentasche, nickte zum Dank.
    »Alles klar zwischen uns?«, fragte Sid.
    Terry grunzte unverbindlich und ließ sie passieren.
    Reggie, Tara und Charlie folgten Sid, der sich der Bar näherte, wo ein dünner, grauhaariger Mann hinter der Theke Gläser polierte. Ein vornübergebeugter Junikäfer von einem Mann trank am anderen Ende der Bar etwas. Der Mann zu ihrer Linken trug die blaue Uniform der Flughafensicherheit. Reggie schätzte, dass er Anfang vierzig war. Seine Haut sah aus wie die von jemandem, der den größten Teil seines Lebens bei jedem Wetter draußen verbracht hat. Alligatorenhaut. Reggie blickte nach rechts, wo ein Mann, der gekleidet war, als würde er seine Tage in den Tabakfeldern verbringen, einer Frau auf Spanisch etwas in den Nacken flüsterte, wobei sein Atem sie kitzelte und sie zum Lachen brachte. Reggie sah, dass ihr ein Vorderzahn fehlte und ihre Zunge durch die Lücke lugte, als sie kicherte.
    Reggie beugte sich nach vorn, ihre Hände ruhten auf einem der roten Barhocker, vielleicht sogar dem einen, auf dem sie als kleines Mädchen gesessen hatte, als der Mann mit der schiefen Nase versprochen hatte, ihr einen Dollar zu geben, wenn sie ihren Burger aufessen konnte. Reggie stellte sich vor, ihm jetzt über den Weg zu laufen. Fragte sich, ob ihre Mutter mit ihm in Kontakt geblieben war. Gott, vielleicht war der Boxer Neptun.
    Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie der Doppelgänger von Marlon Brando sein könnten?
    Reggie suchte die Menge ab, betrachtete all die rauen Männergesichter. Der Biker mit dem Käppchen blickte sie finster an.
    Jeder von diesen Männern könnte Neptun sein, dachte Reggie, während ihr Blick zu dem dünnen Barkeeper zurückkehrte. Jeder von ihnen.
    »Wenn ihr was zum Essen bestellen wollt, dann könnt ihr euch hinsetzen.« Der Mann blickte kaum von seinen Gläsern auf, als er seine Begrüßung ausspuckte.
    »Nee, kein Essen heute Abend«, sagte Sid zum Barkeeper. »Wir suchen nach jemandem.«
    Reggie war sicher, dass sie ihr, sobald sie hörten, wer sie war, auf den Rücken klopfen und ihr alles sagen würden, was sie wissen musste.
    »Wer tut das nicht?«, fragte der Junikäfer mit einem Kichern.
    »Müsst ihr nicht längst im Bett sein, Kinder?«, fragte der dünne Mann seufzend. »Eure Mamas fragen sich wahrscheinlich, wo ihr seid.« Er beäugte Terry an der Tür, doch Terry sprach mit einem der Poolspieler und sah es nicht.
    Charlie begann, sich zentimeterweise Richtung Vordertür zu bewegen.
    »Sag ihnen, wer du bist«, sagte Sid und schob Reggie nach vorn Richtung Bar.
    Reggie legte ihre Hände auf die vernarbte Baroberfläche, fühlte die Kratzer, die Initialen von lange verschwundenen Liebenden, von Trinkern, die vermutlich an Leberzirrhose gestorben waren.
    »Ich bin die Tochter von Vera Dufrane. Kennen Sie sie?«
    »Jeder kennt Vera«, sagte der Junikäfer und lachte hässlich.
    Der dünne Barkeeper blickte auf, hörte einen Augenblick mit dem Polieren auf. Seine Augen waren trüb und tränten, seine Nase tropfte. Reggie lächelte, da sie wusste, dass der Name ihrer Mutter das Richtige war. Jetzt erreichte sie etwas.
    »Ich wusste nicht, dass Vera ein Kind hat«, gab der Barkeeper zu.
    »Ich auch nicht«, pflichtete ihm der Junikäfer bei.
    Einen Augenblick lang sagte niemand etwas. Reggies Wangen wurden heiß, und sie fühlte, wie die Wärme sich strahlenförmig zu ihrem einen richtigen Ohr ausbreitete und es rot werden ließ.
    Aus der Jukebox plärrte »A Horse with No Name«.
    Das Runway 36 war ein wenig rückständig, was die Musik betraf. Es standen weder Madonna noch Wham! auf dem Spielplan.
    »Sie hat in New Haven in einem Stück mitgespielt«, sagte Reggie. »Wir hatten gehofft, wir könnten ein paar von ihren Theaterfreunden finden und mit ihnen reden.«
    Der Barkeeper blickte sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Ein Stück?«
    Reggie nickte. »In New Haven.«
    Der Barkeeper guckte sie verständnislos an.
    »Reggie sagte, dass ihre Mutter vorhatte zu heiraten«, sagte Sid. »Hast du irgendeine Ahnung, wer

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