Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
Journalistin zu werden. Nun war es Floyd, genauer gesagt, waren es die mysteriösen Umstände seines Todes, was ihr wichtig war.
An diesem Morgen entschloss sich Svetlana endgültig, den oder die Mörder ihres Lebensgefährten zu finden und die Gründe für seine Ermordung aufzudecken. Jedenfalls ging sie fest von Mord aus, obwohl in Floyds Sterbeurkunde ein natürlicher Tod durch Herzversagen vermerkt war. Svetlana zweifelte sehr stark daran. Floyd war gerade erst 35 Jahre alt gewesen, ging jeden Morgen zehn Kilometer joggen, war Zeit seines Lebens passionierter Nichtraucher, trank keinen Alkohol und ernährte sich gesund. Ihrer Meinung nach war es völlig absurd, plötzliches Herzversagen anzunehmen. Dafür sprach letztendlich Floyds introvertiertes Verhalten, was eine völlige Umkehr seines sonst üblichen Naturells war. Svetlana machte sich außerdem Gedanken darüber, was Floyds großes Geheimnis gewesen sein mochte. Irgendetwas oder irgendjemand hatte ihn grundlegend geändert.
Um sich selbst einen, wenn auch nur imaginären, Schutz zu geben, entschloss sich Svetlana, einem befreundetenAnwalt alles mitzuteilen, was geschehen war und ihn über ihre Absichten in Kenntnis zu setzen.
Den ganzen Tag schrieb sie ihre Gedanken nieder, korrigierte und ergänzte, bis sie sicher war, kein Detail vergessen zu haben. Bis hierher hielt sie die Geschichte bereits für ungeheuerlich, doch sie ahnte nicht, wie ungeheuerlich sie noch werden würde. Zwischendurch stand sie auf, ging in ihrer Wohnung umher und zuweilen wagte sie einen Blick auf die belebte Straße. Dabei war sie stets vorsichtig und vermied es, die Gardine zu berühren. Niemand, der möglicherweise das Haus beobachtete, sollte bemerken, dass sie sich in der Wohnung aufhielt. Ihr Verhalten grenzte nicht nur an Paranoia, sie litt bereits darunter und würde es nicht abstreiten, hielte es ihr jemand vor.
Am Nachmittag war alles aufgeschrieben, worüber sie ihren Freund und Anwalt informieren wollte. Erst jetzt fiel ihr auf, wie sehr ihre Hände zitterten. Auf dem Schreibtisch lag ein Kuvert bereit, in das sie den Speicherstick stecken wollte, auf den sie ihre Datei kopierte. Den Umschlag adressierte sie an Rechtsanwalt Adrian Grabowski, der seit vielen Jahren Floyds und ihr Freund war und dem sie bedingungslos vertraute.
Svetlana schrieb noch ein paar Zeilen nieder, die sie zusammen mit dem Stick an den Anwalt schicken wollte.
Adrian, schrieb sie mit zittriger Hand, was ich dir hier schicke, sind detaillierte Aufzeichnungen darüber, was in den letzten Tagen geschehen ist. Es geht um Floyds Tod. Die Öffentlichkeit muss unbedingt über die Umstände informiert werden, die ich auf die heutige Zeit projiziert gleichsetze mit denen, die 1967 zur Ermordung von Benno Ohnesorg geführt hatten. Sollte mir etwas zustoßen, sorgebitte für eine sofortige Veröffentlichung. Das bin ich Floyd schuldig und ich bin sicher, er hätte es nicht anders gewollt.
Ich selbst werde heute noch die Stadt verlassen, um für eine Weile unterzutauchen. Es ist besser so, denn in meiner Wohnung fühle ich mich nicht mehr sicher. Du wirst regelmäßig von mir hören, bis ich Floyds Ermordung aufklären konnte. Sollte ein Lebenszeichen von mir ausbleiben, weißt du, was zu tun ist.
Dir mag alles sehr sonderbar vorkommen, aber wenn du dir die Dateien ganz genau ansiehst, wirst du mich verstehen. Ich habe Angst um mein Leben. Es sind leise Worte, aber sie entfachen einen Sturm.
Sie unterschrieb, faltete den Brief und steckte ihn zusammen mit dem Stick und einem Zweitschlüssel zu ihrer Wohnung in ein gepolstertes Kuvert. Ihre letzte Handlung war, die Anschrift der Kanzlei auf den Umschlag zu schreiben, ihn zu frankieren und
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