Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
schreien, um gegen die Geräuschkulisse anzukommen. Floyd lachte und streckte beide Daumen in die Höhe. Svetlana war zufrieden. Es war eine gute Idee gewesen, hierherzukommen. Floyd, der sich in letzter Zeit äußerst introvertiert zeigte, schien sich zu öffnen. Doch es dauerte nicht lange, bis Svetlana erneut Zweifel kamen und ihr wachsendes Misstrauen neue Nahrung erhielt.
»Hey Floyd«, rief ihm ein Polizist zu, »hast du schon wieder Urlaub oder bist du undercover unterwegs?«, scherzte er mit einem breiten Grinsen. Natürlich erkannte Floyd sofort seinen Kollegen von der Bereitschaftspolizei. Reflexartig warf er Svetlana einen schnellen Blick zu. Sie hatte esmitbekommen und sah ihn verwundert an. Floyd tat so, als wäre nichts geschehen und konzentrierte sich auf den vorbeiziehenden Umzug, bis er Svetlanas Hand an seinem Arm spürte und sie ihn zu sich herzog.
»Was meinte dein Kollege damit, schon wieder Urlaub? Wann hast du denn Urlaub gehabt?« Floyd sah angespannt zu den Festwagen hinüber und klatschte in die Hände. Er versuchte, Svetlanas Frage zu ignorieren, als sei sie im Lärm untergegangen.
»Jetzt sag schon.« Die junge Studentin zeigte sich plötzlich von ihrer resoluten Seite. So viel hatte sie in ihrem Journalismusstudium gelernt, dass sie hartnäckig und energisch auftreten musste, um an Antworten zu gelangen, die der Befragte nicht unbedingt bereit war zu geben. Floyds Verhalten, jetzt und in den letzten Wochen, sprach eindeutig für ein Geheimnis oder ein Problem, welches er offenbar mit sich herumtrug. Allerdings war es ein Rätsel, weshalb er nicht darüber sprach, denn gewöhnlich tauschte er sich mit Svetlana aus, wenn ihn etwas belastete. Zumeist waren es brenzliche Situationen, die er als Polizist bei Demonstrationen erlebt hatte. Besonders ging es ihm an die Nieren, wenn der Einsatz von Schlagstöcken unumgänglich wurde. Er stellte sich stets vor, dass er es selbst sein könnte, der auf der Seite der Demonstranten stand.
Jetzt war er durch eine achtlose Bemerkung eines Kollegen in Bedrängnis geraten. Svetlana würde eine Antwort hinsichtlich seiner vielen Reisen erwarten, die er in letzter Zeit unternommen hatte. Angestrengt dachte er nach, was er ihr erzählen sollte. Er hatte es sich einmal geschworen, sie niemals anzulügen, aber er tat es längst. Doch was war ihm übrig geblieben? Hätte er ihr die Wahrheit sagen sollen?Eine Wahrheit, die Svetlana sicherlich für eine Lüge gehalten hätte?
»Deine Reisen?«, hakte Svetlana nach, »du hast dafür Urlaub genommen – stimmt's? Ein Austauschprogramm der Polizei hat es nie gegeben. Habe ich recht?« Floyd fühlte sich in die Enge getrieben. »Oder hast du eine andere? Ich will es wissen – sofort!«
»Hör zu, lass uns heute Abend darüber sprechen. Es ist alles ganz anders als du denkst – okay?«
Die Stimmung war von einer Sekunde auf die andere auf den Nullpunkt gesunken. Svetlana blendete alles aus, was um sie herum geschah und konzentrierte sich auf Floyd. Sie fragte sich, was ihn derart verändert haben mochte. War sie womöglich der Grund? Hatte sie sich vielleicht verändert, ohne es zu merken, sodass sich Floyd von ihr abwandte? Sie wollte alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Argwöhnisch sah sie Floyd an.
Von den Rathausarkaden auf der anderen Seite aus wurde Floyd die ganze Zeit von einem sonderbaren Mann beobachtet. Er stand halb verborgen hinter einer Säule, trug einen Trenchcoat mit hochgeschlagenem Kragen und einen Hut mit breiter Krempe. Trotz seiner außergewöhnlichen Kleidung blieb er unauffällig, denn jeder hielt es für ein Faschingskostüm. Doch er war nicht wegen des Festumzuges dort, sondern hatte Floyd bis hierher verfolgt. Er
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