Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
Blumen umzuknicken, während er mit seinen Händen über die immer noch feuchten Blütenkelche strich. Eine unnatürliche, gespenstische Stille herrschte. Die ganze Situation in dieser irrationalen Welt war seltsam, denn die leblos wirkenden Kapuzenumhänge blieben gleich weit entfernt.
Doch plötzlich kehrte sich dieses friedvolle Szenario ins krasse Gegenteil um. Alles vollzog sich in Windeseile. Starr vor Schreck beobachtete der Fremde, wie jede dieser fünf Personen unter ihren Umhang griff und eine Maschinenpistole hervorholte. Metallisch klingende Geräusche drangen herüber, verursacht durch das Entsichern und Durchladen der Waffen. Als der Fremde die vielen Pistolenläufe auf sich gerichtet sah, rannte er in Todesangst zurück, wobei es ihm diesmal gleichgültig war, ob er dabei Blumen niedertrat.
Die Männer bestrichen das Blumenfeld mit einem Kugelhagel. Das Hämmern der Schüsse durchschnitt die beschauliche Ruhe, der Regenbogen verblasste und es schien so, als ob die Blüten ihre Farbenpracht verlören. Der Fremde rannte um sein Leben, während die Projektile immer dichter einschlugen. Sein Herz raste und er spürte seine Kräfte schwinden, als er den Hügel erreichte und emporrannte, bis er den grasbewachsenen Gipfel erreichte, wo er stehen blieb und nach Luft rang. Er war überzeugt, seinem Tribunal entkommenzu sein, doch die Bedrohung war immer noch da. Als eine neue Salve den Hügel bestrich, sackte der Fremde in sich zusammen. Er spürte keine Schmerzen, aber die Grashalme um ihn herum färbten sich dunkelrot.
Nacht für Nacht war dies die Stelle, an der Svetlana aus ihrem Albtraum gerissen und gewahr wurde, um wen es sich bei dem Fremden handelte. Es war Floyd Dolny, den sie sah – tot –, mitten aus seinem jungen, blühenden Leben gerissen. Schweißgebadet saß sie in ihrem Bett und tastete in der Dunkelheit neben sich. Sie zuckte ein zweites Mal zusammen. Floyd war nicht da, sein Bett kalt.
»Verdammt, es ist kein Traum!«, schrie sie und ließ sich erschöpft in ihr Kissen zurückfallen. Immer wieder fragte sie sich, ob sie jemals das Erlebte vergessen und zu einem normalen Leben zurückkehren könne, so, wie sie es noch vor wenigen Tagen geführt hatte.
Ihr Leben hatte sich grundlegend geändert; nicht gerade zum Guten. Sie traute sich kaum mehr auf die Straße, wo sie hinter jeder Mauer, jedem Baum oder jeder Litfaßsäule einen Mörder vermutete. Für sie gab es keinen Zweifel daran, dass sie ebenfalls verfolgt würde und es nur eine Frage der Zeit sein musste, bis sie ein ähnliches Schicksal träfe.
An diesem Morgen fühlte sie sich schlecht und wie elektrisiert, wie immer, nachdem sie diesen fürchterlichen Albtraum durchlebt hatte. Paradoxerweise gab ihr genau dieser Zustand die Kraft und den Willen, alle Hintergründe um Floyds seltsamen Tod aufzuklären. Jedenfalls fühlte sie sich stark und entschlossen, gleichwohl ihr bewusst war, dass sie sich in gefährliches Fahrwasser manövrierte. Sie hatte keine Ahnung, mit wem sie es zu tun bekam. Nur eins war unumstritten: Ihr Gegner musste skrupellos sein.
Svetlana war eine taffe und intelligente Frau. Noch nie hatte sie den Glauben an sich selbst verloren, selbst dann nicht, wenn sie sich in einer Situation befand, in der andere resignierten und sich ihrem Schicksal hingaben. Svetlana war eine Kämpferin. Vielleicht lag es an ihrem Migrationshintergrund, wodurch sie schon in früher Jugend gelernt hatte, sich durchzusetzen und sich dafür stark zu machen, was ihr wichtig war. Früher war es ihr wichtig, ihren Status so schnell wie möglich zu ändern, damit ihr niemand nachsagen konnte, sie würde sich vom Staat aushalten lassen. So entschloss sie sich,
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