Das 8. Gestaendnis
Einen einzigen, lausigen Satz !«
»Lassen Sie mich in Ruhe, Candy«, zischte Yuki. Sie drehte sich zu der Journalistin um, ohne ihre Schritte zu verlangsamen, und trat vom Bürgersteig auf die Straße. »Ich habe nichts dazu zu sagen.«
Candy Stimpson schrie: » Yuki, nicht! «
Doch Yuki verstand nicht, was sie meinte.
21
Das Licht blendete Yuki.
» Mom!« , schrie sie. » Mommy!«
»Ist ja gut«, war eine beruhigende Männerstimme zu vernehmen. »Ihnen geht es gut.«
Das Licht ging aus, und sie blickte in ein Paar graue Augen hinter blau umrandeten Brillengläsern, dann sah sie auch den Rest seines Gesichts. Sie kannte ihn nicht und hatte ihn noch nie im Leben gesehen.
»Wer sind Sie?«
»Ich bin Dr. Chesney«, sagte er. »John. Und Sie sind …?«
»Ms. Castellano. Yuki.«
»Gut.« Er lächelte. »Das steht auch in Ihrem Ausweis. Ich habe noch ein paar Fragen an Sie …«
»Was zum Teufel soll denn das? Was ist los ?«
»Sie befinden sich in der Notaufnahme«, fuhr Dr. Chesney fort. Er musste etwa Anfang dreißig sein und sah so aus, als würde er regelmäßig ein Fitnessstudio aufsuchen. »Sie sind in ein Auto gelaufen«, sagte er.
»Bin ich nicht .«
»Sie haben Glück gehabt, weil die Fahrerin sowieso gerade vor einer roten Ampel stehen bleiben wollte«, machte Chesney weiter. »Die Computertomografie Ihres Schädels war ohne Befund. Sie haben lediglich eine leichte Gehirnerschütterung, ein paar Kratzer, ein paar Schnittwunden, die genäht werden mussten, einen ziemlich beeindruckenden blauen Fleck an der linken Hüfte, aber keine Knochenbrüche davongetragen. Wie viele Finger sind das?«
»Zwei.«
»Und jetzt?«
» Drei!«
»Okay. Jetzt machen Sie bitte Folgendes: Schließen Sie die Augen und legen Sie den linken Zeigefinger an die Nasenspitze. Und jetzt das Gleiche mit der rechten Hand. Hervorragend. Was ist das Letzte, woran Sie sich erinnern können?«
»Ich habe einen beeindruckenden blauen Fleck an der linken Hüfte.«
Chesney lachte. »Ich meine vor dem Unfall.«
»Eine Journalistin war mir auf den Fersen …«
»Wissen Sie noch, wie sie heißt?«
»Candy Großmaul Stimpson.«
»Okay. Sehr gut. Sie sitzt draußen und wartet auf Sie. Ich möchte Sie über Nacht gerne hierbehalten, zur Beobachtung …«
Aber jetzt blickte Yuki sich um, und so langsam wurde ihr klar, in welcher Notaufnahme sie da gelandet war. Ihre Eingeweide verkrampften sich. Sie hielt sich an den Seiten des Bettes fest. »Welches Krankenhaus ist das hier?«
»Das San Francisco Municipal.«
Hier ist Mommy gestorben.
»Ich würde Sie gerne morgen früh noch einmal gründlich untersuchen …«
»Ich verzichte «, unterbrach ihn Yuki. »Mir geht’s gut.«
»Sie können natürlich auch gehen«, sagte Chesney. Er reichte ihr ein Klemmbrett mit einem Formular und sagte: »Das ist eine Erklärung, dass Sie auf eigenen Wunsch und gegen den ärztlichen Rat nach Hause gehen wollen. Hier müssen Sie unterschreiben.«
»Haben Sie einen Stift?«
Chesney ließ seinen Kugelschreiber klicken, und Yuki unterzeichnete an der angegebenen Stelle. Er sagte: »Ich empfehle Ihnen Paracetamol. Sie können Ihre Meinung aber jederzeit ändern und über Nacht hierbleiben, Yuki.«
» Nein . Nein, nein, nein.«
»Ihre Entscheidung«, meinte Chesney. »Verzichten Sie mindestens drei Tage lang darauf, sich die Haare zu waschen …«
»Sind Sie verrückt ? Ich soll meine Haare nicht waschen? Ich muss doch arbeiten …«
»Hören Sie. Yuki, sehen Sie mich an, und passen Sie genau auf. Sie wollen doch, dass der Arzt in zehn Tagen die Fäden ziehen kann. Wenn Sie jetzt noch dreißig, vierzig Sekunden Geduld aufbringen können, dann bringt die Krankenschwester Ihnen Ihre Kleider. Ich schlage vor, Sie gehen nach Hause und legen sich schlafen.«
»Wie bitte?«
» Legen Sie sich schlafen . Und passen Sie auf, wo Sie hintreten. Das meine ich ernst.«
22
Yuki dachte: Ich muss hier raus. Ich muss sofort hier raus!
Sie zog die letzten Kleidungsstücke an, schlüpfte in ihre Schuhe, riss die Vorhänge ihres Behandlungsabteils auf und trat die Flucht an. Nach einem falschen Abzweig in die Entbindungsstation und einem Umweg über die Cafeteria entdeckte sie die Tür zum Wartezimmer.
Sie trat ein, und Candy Stimpson erhob sich.
»Oh, Yuki, es tut mir so furchtbar leid .«
Candy besaß einen ausladenden Lockenschopf und riesige Brüste. Sie umarmte Yuki, die sich kurz wehrte, bis es ihr gelang, sich aus der Umklammerung zu befreien.
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