Das 8. Gestaendnis
widerlichen Pelzmäntel im Kühlhaus ein, trug Einladungen an ihre versnobten
Bekannten aus, an Leute, die sie mit »Pet Girl« ansprachen und die auch dann über sie sprachen, wenn sie es hören konnte.
Lange Zeit hatte sie gedacht, dass sie damit klarkommen konnte.
Aber wenn sie eines von McKenzie Oliver gelernt hatte, dann das, dass »damit klarkommen können« eine stark überschätzte Fähigkeit war.
Pet Girl sah sich um. Überall im Zimmer standen jetzt Regale mit fürchterlichen, niemals getragenen Klamotten und Bergen mit unausgepackten Kartons, in denen teure Sachen lagen, die irgendjemand aus einer Laune heraus gekauft hatte.
Es war zum Kotzen. Die Dekadenz der Superreichen. Dieser ganze Vierundzwanzig-Karat-Scheiß.
Das Geschrei im Schlafzimmer hatte mittlerweile aufgehört. Pet Girl legte ein Ohr an die Wand, hörte die Baileys hecheln und stöhnen, hörte Isa rufen: »Oh, ja, das ist gut, oh!«, während die beiden sich, wie sie es nannten, liebten . Isas Stimme lieferte Pet Girl noch einen Grund mehr, sie für alle Zeit verstummen zu lassen.
Und dann war es still.
Pet Girl griff nach dem Henkel ihrer Segeltuchtasche.
Es war so weit.
25
Pet Girl öffnete die Schlafzimmertür der Baileys und ging in die Knie, als die Möpse Wako und Waldo zu ihr gerannt kamen. Sie stieß beruhigende Laute aus, streichelte die beiden Hunde und sah zu, wie sie zurück zu ihren Körbchen trotteten, sich einmal um die eigene Achse drehten und sich wieder hinlegten.
Anschließend verharrte Pet Girl und lauschte den regelmäßigen Atemzügen der Baileys in dem riesigen, mondbeschienenen Bett. Die seidenen Taftvorhänge bauschten sich vor dem Fenster, und das Rascheln übertönte ihren eigenen, nervösen Atem ebenso wie das Rauschen des Autoverkehrs auf der Straße.
Sie konnte erkennen, dass Isa nackt war. Sie lag auf dem Bauch, unter einem Laken allerfeinster Qualität und einem Federbett aus hundert Prozent Gänsedaunen. Die langen dunklen Haare fielen ihr wie ein Fächer über die Schultern. Ethan lag zu ihrer Linken auf dem Rücken, schnarchte, und sein Atem roch ein wenig nach Alkohol.
Pet Girl trat an Isas Seite und nahm ihre entblößte Schulter ins Visier. Ihr Herz klopfte heftig. Sie war so aufgeregt, als sei sie gerade aus einem Flugzeug gesprungen und wartete jetzt auf den Moment, wo sie die Reißleine des Fallschirms ziehen konnte.
Sie stellte ihre Segeltuchtasche auf den Boden, machte sie auf und griff hinein. Genau in diesem Augenblick drehte Isa sich um, richtete sich halb auf und rief, als sie Pet Girls gebeugte Silhouette erblickte, mit schwerer Zunge: »Wer ist da?«
Pet Girl krächzte: »Ich bin’s, Isa, ich bin’s nur.«
»Was machst … du denn hier?«
Pet Girl stand wie angewurzelt da. War sie denn verrückt geworden? Und wenn Isa jetzt das Licht einschaltete? Wenn die Hunde durchdrehten? Wenn Ethan aufwachte?
Plan B war zufriedenstellend, aber alles andere als ideal.
»Ich habe deine Medizin besorgt. Ich bin extra nochmal losgegangen«, flüsterte Pet Girl und improvisierte wild drauflos. Ethan wurde unruhig und drehte sich auf die Seite, wandte ihr den Rücken zu. Er zog die Decke bis unter die Schulter. Er bekam gar nichts mit.
»Leg sie auf meinen Nachttisch und dann verschwinde von hier, okay?«
»Das mache ich doch gerade«, erwiderte Pet Girl, und ihre Stimme klang nun glaubhaft sauer. »Hast du gehört? Ich bin extra nochmal losgegangen. Und bitte sehr, gern geschehen .«
Pet Girls Hand befand sich nur wenige Zentimeter von Isas Schulter entfernt. Sie stieß zu, sanft und exakt.
»Was war denn das?«, sagte Isa. »Hast du mich gezwickt?«
»Ja, genau, du Hexe. Weil ich dich hasse . Ich wünschte, du wärst tot .«
Isa lachte. »Nur keine falsche Zurückhaltung, Schätzchen.«
»Nein«, erwiderte Pet Girl. »Keine Angst.«
Doch da entstand in ihrem Kopf plötzlich eine neue Idee. So etwas wie ein Plan C.
Pet Girl trat an Ethans Bettseite, hob ein Taschenbuch vom Boden auf, legte es zurück auf das Nachttischchen und betrachtete seinen haarigen Arm, der quer über der Daunendecke lag.
»Was machst du denn da?«, wollte Isa wissen.
»Aufräumen«, sagte Pet Girl.
Und stieß noch einmal zu.
Oh, ja, ist das gut. Oh.
»Schlaf weiter«, sagte Pet Girl und ließ ihre Tasche zuschnappen.
»Ich komme morgen früh wieder vorbei und hole die Hunde ab.«
»Weck uns nicht auf, du Spätzchen.«
»Keine Sorge. Träum was Schönes«, sagte sie, und ihre Stimme schwang sich in
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