Das 8. Gestaendnis
in der Luft hänge.«
Also darum ging’s. Claire war mit ihrem Latein am Ende. Ich wusste nicht, ob ich das schon jemals erlebt hatte.
»Das ist die Presseerklärung, die ich morgen früh rausgeben muss«, sagte Claire. Sie holte einen Zettel aus einer Seitentasche und begann vorzulesen.
»Der Fall Bailey wird von der Gerichtsmedizin aktiv verfolgt. Da die Todesumstände immer noch ungeklärt sind, gehen wir im Augenblick von einem Tötungsdelikt aus. Dazu kann ich keinen weiteren Kommentar abgeben, da ich die Ermittlungen in keiner Weise gefährden möchte.«
Claire hob den Blick.
»Und dann fällt die Pressemeute über mich her und macht Hackfleisch aus mir.«
»Du hast doch nicht gesagt, dass du aufgeben willst, oder?«, hakte Jacobi nach.
Ich betrachtete Claire besorgt. Sie machte einen leidenden und ängstlichen Eindruck.
»Ich nehme mir eine zusätzliche Beratung. Ich habe schon zwei sehr bekannte, amtlich beglaubigte Kriminalpathologen angerufen und sie gebeten, sich die Sache anzuschauen«, meinte Claire. »Du musst es den Angehörigen beibringen, Jacobi. Sag ihnen, dass wir die Leichen ihrer Kinder noch nicht freigeben können, weil wir mit unserer Arbeit noch nicht fertig sind.«
35
Yuki starrte schon wieder in seine blau-grauen Augen. Dieses Mal saß Dr. John Chesney ihr gegenüber an einem kleinen Tisch in der Krankenhaus-Cafeteria, stürzte sich auf sein vegetarisches Chili und sagte: »Endlich Mittagessen, vierzehn Stunden nach dem Aufstehen.«
Yuki fand ihn hinreißend , nur vom Anschauen wurde ihr schwindelig, und dabei war ihr vollkommen klar, dass ein hinreißendes Äußeres nicht bedeuten musste, dass er gut oder ehrlich oder überhaupt irgendetwas war. Ihr schossen sogar ein paar Bilder von ausgesprochen gut aussehenden Mieslingen durch den Kopf, mit denen sie mal zusammen gewesen war, ganz zu schweigen von mehr als nur ein paar schnuckeligen Mördern , denen sie vor Gericht gegenübergestanden hatte - aber was soll’s!
John Chesney war nicht nur hinreißend, sondern auch noch verdammt nett .
Sie konnte beinahe den Atem ihrer Mutter im Nacken fühlen, die ihr zuflüsterte: »Yuki-eh, diese Doktah John is’ gut’ Mann fül hei-ra-té.«
Mom, wir wissen doch absolut nichts über ihn.
Chesney nippte an seiner Cola und sagte: »Ich weiß bis jetzt nicht einmal, ob ich überhaupt in San Francisco angekommen bin. Seit vier Monaten lebe ich in dieser Stadt und habe tagein, tagaus nichts anderes gemacht, als nach der Arbeit nach Hause zu joggen und dann unter der Dusche einzuschlafen.«
Yuki lachte. Stellte ihn sich vor, nackt, die dunkelblonden Haare an den Kopf geklatscht, Wassertropfen schlängeln sich über seinen kompakten, muskulösen Körper …
»Und wenn ich aufwache, bin ich wieder hier. Wie Und täglich
grüßt das Murmeltier , bloß in einer Krisenregion. Aber ich will mich nicht beklagen. Das ist genau der Job, den ich immer gewollt habe. Was ist mit Ihnen? Sie sind Rechtsanwältin, nicht wahr?«
»Ja, genau.«
Yuki erzählte John, dass sie im Augenblick auf das Urteil in einem ziemlich aufsehenerregenden Fall wartete, vielleicht hatte er ja davon gehört.
»Eine ehemalige Schönheitskönigin bringt ihren Vater mit einem Stemmeisen um und versucht das Gleiche dann auch bei ihrer Mutter …«
»Das ist Ihr Fall? Wir haben hier alle darüber gesprochen. Die Mutter hat fünf harte Schläge auf den Schädel überlebt. Mein Gott, eine eingeschlagene Schädeldecke, gebrochene Augenhöhlen und ein zerschmetterter Kiefer. Mannomann, diese Frau hat wirklich Lebenswillen .«
»Ja, genau. Es war bitter für uns, als sie das, was wir alle für ihre letzten Worte gehalten haben, widerrufen hat …« Yuki dachte an Rose Glenn, strich mit der Hand über ihre frisch rasierte Schläfe, hob den Blick und sah, wie Chesney sie wohlwollend anlächelte.
»Der Schnitt steht Ihnen großartig, Yuki.«
»Finden Sie?«
»Ihnen ist doch klar, dass ich das tun musste , oder?«
»Tja, der gute Vorsatz rechtfertigt nicht die böse Tat, Herr Doktor. Sie haben doch angefangen mit Ihrem Haarschneider, oder etwa nicht? Wie mit einem Rasenmäher. Haben mir den übelsten Haarschnitt meines gesamten Lebens verpasst, ist es nicht so, Herr Doktor?«
Chesney lachte und sagte: »Ich bekenne mich der Verursachung eines schlechten Haarschnitts schuldig. Aber ich habe Ihnen sehr hübsche Nähte gemacht.«
Yuki fiel in sein Lachen ein und sagte: »John, ich habe Sie
angerufen, weil ich mich bei Ihnen
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