Das 8. Gestaendnis
ich mit mir selbst.
»Was soll das denn, bist du etwa eifersüchtig?«, rief ich. »Eifersucht ist idiotisch! Pass mal gut auf, Großhirn: Rich und Lindsay? Das ist wirklich absolut idiotisch!«
69
Als Pet Girl in Twin Peaks vor dem Haus von Molly Cadwell-Davis mit seinem fantastischen Blick über die Stadt ankam, war die Party schon seit Stunden im Gang. Pet Girl klingelte und klopfte an die Tür, bis »Tyco« ihr aufmachte und der theatralische Postdisco-Sound der Scissor Sisters in die Nacht dröhnte.
Tyco trug sein Party-Outfit: eine Federboa um die schmalen Schultern, Nippelringe und einen schwarzen Seidentanga. Er reichte Pet Girl ein Glas Champagner, küsste sie auf die Lippen und sagte in spielerischem Ton »Hi, sexy«, sodass Pet Girl sich nicht mehr bedanken konnte, sondern lachen musste.
Sie schob sich an Tyco vorbei und betrat den schwindelerregend dekorierten Hauptraum: Tische und Sofas in allen erdenklichen Ausführungen, schwarz gestrichene Wände, Teppiche mit Leopardenmuster, eng umschlungene Körper auf den Fußbodenkissen. Das Ganze erinnerte eher an ein Bordell als an das Heim eines Mädchens, das in einem Teeladen jobbte und über einen achtstelligen Treuhandfond verfügen konnte.
Pet Girl entdeckte die sonnengebräunte und Yoga-gestählte Molly auf einem niedrigen Sofa über einen Spiegeltisch gebeugt, wo sie durch einen silbernen Strohhalm kokste. Neben ihr, immer zwei Schläge hinter dem Rhythmus der Musik herwippend, lümmelte der legendäre, fünfzig Jahre alte Software-Milliardär Brian Caine.
»Wen. Haben. Wir. Denn. Da«, sagte Caine und schenkte Pet Girl einen so unverhohlen lüsternen Blick, dass sie ihm am liebsten die Augen ausgestochen hätte.
»Molly«, sagte Pet Girl und streckte ihr eine Flasche Moët & Chandon hin. »Die ist kalt.«
»Stell sie einfach irgendwo hin«, erwiderte Molly und ließ Pet Girl links liegen, als Tyco ihr einen Stapel mit Polaroids brachte. Sie kreischte vor Vergnügen, während sie die Sex-Schnappschüsse durchsah, die ihr Hausdiener von den Gästen gemacht hatte, die sich in ihrem Schlafzimmer vergnügten.
So plötzlich, wie Molly ihre Aufmerksamkeit von Pet Girl abgewandt hatte, so plötzlich schnellte sie wieder zu ihr zurück.
» Riechst du das eigentlich gar nicht?«, fragte Molly. »Da brennt doch was an. Was stehst du denn hier noch rum ?«
Pet Girls Miene wurde starr.
Sie ging in die Küche, holte die Form mit den mundgerechten Pilz-Quiches aus dem Ofen und warf eine Schale mit Kobe-Rindfleisch auf Toast - das Pfund zu dreihundert Dollar - in den Hundenapf. Dann kehrte sie wütend zurück zu der Party.
Sie rief Mollys Namen und fing schließlich einen desorientierten Blick aus Augen unterhalb einer glatten Botoxstirn auf.
Pet Girl sagte: »Ich habe Mischa gefüttert. Denkst du daran, mit ihm rauszugehen?«
»Das macht Tyco.«
»Also gut. Au revoir, Schätzchen.«
»Aber du bist doch gerade erst gekommen.« Brian Caine zog eine beleidigte Schnute. Sein schwarzer Seidenpyjama hatte sich vorne geöffnet und den Blick auf seine wabbeligen, haarigen Männerbrüste freigegeben. »Bleib hier«, bedrängte er Pet Girl. »Ich möchte dich gerne besser kennenlernen.«
»Na klar, sobald ich meinen Würgereiz irgendwie unterdrücken kann«, gab Pet Girl zurück. Sie drehte sich auf den flachen, goldenen Schuhen, die sie sich extra für diesen Anlass gekauft hatte, um und schob sich durch die selbstvergessene Menschenmenge. Ein rascher Griff nach der Champagnerflasche, die sie mitgebracht hatte, und dann ging sie mit schnellen Schritten zur Tür hinaus.
70
Kurz vor Mitternacht stieg Pet Girl aus dem Taxi und legte unter sternklarem Himmel die restlichen vier Straßenzüge zu Fuß zurück. Während sie sich den heruntergekommenen Apartmenthäusern am äußersten Rand des Presidio näherte, blies ihr die warme, feuchte Luft vom Meer her entgegen.
Sie machte ihre Wohnungstür auf, hängte den Rucksack an einen Haken im Flur und ging in die Küche. Dort schloss sie die kleine Schiebetür auf, schob sie in die Wand und betrat den lang gestreckten, schmalen Raum, der einst als Speisekammer gedient hatte und der nunmehr ihr privates Reich war.
Pet Girl knipste die Lampe an, und das Licht beschien ein halbes Dutzend Terrarien, die in den stabilen Regalen an der hinteren Wand standen. Instinktiv konnte sie spüren, wie ihre Schönheiten die geschmeidigen Körper ausrollten, noch bevor sie sie lautlos über den mit Rindenstücken und Blättern
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