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Das 8. Gestaendnis

Das 8. Gestaendnis

Titel: Das 8. Gestaendnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Straße führte hinauf zum Sutro Heights Park, fast bis ans Meer. Da scherte Wallis plötzlich aus und jagte hinaus auf die Point Lobos Avenue mit ihren vier stark befahrenen Spuren.
    Ich schrie gerade unsere genaue Position ins Mikrofon, da riss Wallis seinen Wagen herum, schoss quer über den Mittelstreifen und preschte wie eine Rakete auf das Cliff House zu, ein berühmtes Restaurant, das auf der Spitze einer steil in
den Pazifik abfallenden Felsenklippe am westlichen Rand des amerikanischen Festlands thronte.
    Schlagartig wurde es mir klar: Wallis war auf ein dramatisches Finale à la Thelma & Louise aus, aber in diesem Fall sollte es ein Solo-Flug werden. Als der Camaro durch die Leitplanken fräste und die Straße verließ, geschah das einfach Unglaubliche: Die Fahrertür klappte auf, und Wallis sprang heraus.
    Aber er hatte sich verschätzt.
    Der Camaro schlingerte über den Klippenrand, torkelte dem unterhalb gelegenen, grauen Wasser entgegen, und Wallis kugelte neben seinem Wagen her. Beide, das Fahrzeug und der Mann, stürzten hinunter, in Zeitlupe, wie in einem Traum.
    Rich brachte unser Auto noch vor dem Loch in der Straßenbegrenzung zum Stehen, und wir linsten vorsichtig über den Felsvorsprung, sodass wir den brennenden Camaro sehen konnten.
    »Da«, sagte ich. »Da ist er!«
    Fünfzehn Meter unterhalb lag Wallis’ Leiche, ein Knäuel aus blutigem Fleisch. Niemand konnte diese senkrecht abfallenden, nassen, zerklüfteten Felsen hinabklettern. Conklin ergriff meine Hand, und ich hielt sie fest, stand wie hypnotisiert da und starrte in die lodernden, knisternden Flammen.
    Hinter mir hörte ich eine Stimme aus dem Funkgerät: » Sergeant Boxer, wo sind Sie jetzt? Lindsay? Lindsay, bitte melden! «
    Rich ließ meine Hand los und beugte sich über die Klippe, stemmte sich gegen den Wind und rief Henry Wallis’ frischer Leiche etwas zu.
    »Hat’s dir Spaß gemacht, du Arschloch? Hast du gekriegt, was du wolltest?«
    Ich nahm das Handy und rief die Funkzentrale an, aber
rund um Point Lobos trafen mit quietschenden Reifen bereits jede Menge Streifenwagen ein.
    Aus einem der Streifenwagen sprang, noch bevor er zum Stillstand gekommen war, Jacobi. Er rannte uns entgegen und rief: » Seid ihr okay? Seid ihr okay? «
    Ich brachte vor Erschütterung keinen Ton heraus.
    »Jetzt entspann dich mal wieder, Boxer«, sagte Jacobi und legte mir die Hände auf die Schultern. Mein treuer Freund. »Hol einfach mal wieder Luft.«
    Tränen drangen mir aus den Augenwinkeln, aber nicht, weil ich traurig war. Es war etwas anderes … Überraschung und die Erleichterung darüber, dass ich am Leben war.
    Ich sog die rauchgeschwängerte Luft ein und sagte: »Ich versteh das nicht, Warren. Wallis ist aus seinem Auto gesprungen! Weil er abhauen wollte? Oder wollte er so sterben?«
    »Scheißegal«, meinte Conklin an meiner Seite.
    Ich nickte. Scheißegal. Henry Wallis, der Mann mit dem Schlangen- und Totenkopf-Tattoo auf der Schulter, war tot.

66
    Jacobi lud mich und Conklin zum Essen ins Restaurant LuLu ein, das Lokal für bodenständige provenzalische Speisen, üppige Aufläufe und Pizzen aus dem Hickory-Backofen. Der Speiseraum war brechend voll, überall um uns herum wurden angeregte Gespräche geführt, und unser Kellner kannte sich auf der Weinkarte, die schon lange als eine der besten in der Stadt galt, sehr gut aus.
    Ich wusste, welchen Grund Jacobi zum Feiern hatte.
    Der Polizeichef und der Bürgermeister hatten ihm freundschaftlich auf die Schultern geklopft. Die Nachrichtensprecher im Fernsehen konnten gar nicht genug bekommen von dem Drama: die Bilder aus den Hubschraubern und die Nachricht, dass das Leben der Reichen und Berühmten wieder sicher war.
    Aber ich hielt das alles nicht aus - und das musste ich auch deutlich sagen. »Warren, sind denn eigentlich alle verrückt geworden? Kannst du dich wirklich hinstellen und ohne Bauchschmerzen behaupten, dass Henry Wallis unser Millionärs-Mörder ist?«
    Jacobi antwortete mit einer Frage: »Kannst du nicht einmal was Schönes in deinem Leben zulassen, Boxer?« Und dann noch eine: »Kannst du nicht wenigstens mal eine Stunde lang zufrieden sein?«
    »Ich schätze nicht«, erwiderte ich und starrte ihn finster an. »Was stimmt bloß nicht mit mir? Oder liegt es daran, dass ich einfach zu schlau bin für dieses ganze Affentheater?«
    Conklin stieß mich unter dem Tisch an, und ich fragte mich, was jetzt auch noch mit ihm los war.
    Es hatte einen Toten gegeben.

    Um ein Haar

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