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Das 8. Gestaendnis

Das 8. Gestaendnis

Titel: Das 8. Gestaendnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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…«

    »Das war dumm von mir. Es stimmt zwar, aber ich war nervös. Meine Gedanken … sind einfach übergeschwappt.«
    Er fixierte sie mit seinen schieferblauen Augen. »Ich habe auch seit Jahren keinen Sex mehr gehabt.«
    »Du? Ach, komm! Das glaube ich nicht.«
    Yuki spulte in Gedanken rückwärts, dachte daran, wie sie nach dem Unfall noch einmal ins Krankenhaus gegangen war, um Doc aufzusuchen. Wie sie sich bereit erklärt hatte, ihm die Stadt zu zeigen. Wie sie , nach ihrem ersten Kuss, den längeren, aufregenderen initiiert hatte - genau wie gerade eben auch.
    Sie hatte diese ganze Fantasie vorangetrieben.
    Er war ihr nur gefolgt.
    Yuki schämte sich. Warum hatte sie nicht auf ihre Mutter gehört?
    »Sei wie Schwan, Yuki-eh. Halte Kopf hoch. Schwimme stark und stumm.« Sie hatte keine Geduld. Sie kam nach ihrem Vater, dem Panzerfahrer.
    »Bitte, sag es einfach«, bat Yuki.
    Und dann erzählte er ihr seine Geschichte, mit stockender Stimme, bruchstückhaft und ohne sich an die Chronologie der Ereignisse zu halten. Und obwohl Yuki seine Worte kaum begreifen konnte, verengte sich ihr Blick. In ihrem Kopf setzte ein lautes Summen ein.
    Und dann wurde ihr schwarz vor Augen.

91
    Ich hockte auf einem wackeligen Stuhl im Casa Loco, einer mexikanischen Kneipe nicht weit von Cindys Wohnung, die sich auf Zwei-Sterne-Fajitas spezialisiert hatte. Yuki und Cindy saßen mir gegenüber. Draußen war es dunkel, und unsere farblosen Spiegelbilder in den Fenstern gaben uns ein geisterhaftes Aussehen.
    Vor allem Yuki.
    Cindy war gerade dabei, sie aufzumuntern und ihr gleichzeitig weitere Informationen zu entlocken, als Claire auf den Stuhl neben mir sank.
    »Es war richtig, dass du nicht mit ihm weggefahren bist«, sagte Cindy gerade. »Man kann keine Entscheidungen fällen, wenn einem ein Mixer das Gehirn durcheinandergebracht hat.«
    Die Kellnerin, ein junges Mädchen, trug unsere Teller ab, und Claire bestellte Kaffee für alle. Yuki sagte: »Ich denke die ganze Zeit, ich hätte es vielleicht doch machen sollen. Vielleicht hätte ich einfach in das Auto steigen …«
    »Und wenn es nicht besser geworden wäre?«, unterbrach Cindy. »Was wäre das denn für ein schreckliches Wochenende geworden, irgendwo in Napa, zusammen mit einem Menschen, den du womöglich abstoßend gefunden hättest?«
    »Du immer mit deinen beschönigenden Formulierungen, Cindy. Schrecklich!«
    »Na ja, aber ich habe doch recht, oder etwa nicht?«
    »Also, nur um sicherzugehen, dass ich das alles richtig verstanden habe«, sagte Claire. Sie hatte vorhin mit Yuki telefoniert und wollte sich jetzt auf den aktuellen Stand bringen lassen. »Doc ist also mit uneindeutigen, äußeren Geschlechtsmerkmalen
auf die Welt gekommen? Die Ärzte konnten nicht genau sagen, ob er ein Junge oder ein Mädchen war?«
    Yuki nickte und wischte sich mit dem Zeigefinger ein paar Tränen aus dem Augenwinkel.
    »Und sie haben zu seinen Eltern gesagt, dass er, wenn sie ihn wie ein Mädchen erziehen, davon gar nichts mitbekommen würde?«
    » Da haben sie sich aber getäuscht«, meinte ich.
    Claire sagte: »Das ist wirklich eine schreckliche Tragödie, Yuki. Die Eltern haben bestimmt massiv unter Druck gestanden. Von allen Seiten werden sie gefragt: Ist es ein Junge? Ist es ein Mädchen? Na ja, und in solchen Fällen hat man sich eben für die praktikablere Lösung entschieden. Wenn der Penis irgendwie deformiert aussah, wurde operiert, auch, wenn das Kind ein Y-Chromosom hatte. ›Ein Löchlein ist leichter gemacht als ein Stöcklein‹, hieß es dann. Dann bekamen die Eltern den Ratschlag, das Kind als Mädchen zu behandeln. In der Pubertät ein paar zusätzliche Östrogene und dann, bei Gott, es ist ein Mädchen.«
    »Sie haben ihn Flora Jean getauft«, platzte Yuki heraus. »Genau, wie du sagst, Claire. Sie haben einen kleinen Jungen genommen und ein Mädchen aus ihm gemacht! Aber er hat sich nie wie ein Mädchen gefühlt, nie im Leben … weil er nämlich gar kein Mädchen war ! O Gott! Das ist so abartig!«
    »Und wie alt war er, als er mit der Umwandlung angefangen hat?«, erkundigte sich Claire.
    »Mit sechsundzwanzig hat er angefangen. Dann ist er vier, fünf Jahre lang durch die absolute Hölle gegangen.«
    »Oh, Mann. Der arme Kerl«, sagte ich.
    Yuki hob den Kopf und sah mich an. »Ich bin verrückt nach ihm, Lindsay. Er ist süß. Er ist witzig. Er hat mich als totale Zicke und als heulendes Elend erlebt. Er zieht mich magisch
an … aber wie soll ich jemals den

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