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Das 8. Gestaendnis

Das 8. Gestaendnis

Titel: Das 8. Gestaendnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Offensichtlich war er von einem Notizblock abgerissen und in der Mitte zusammengefaltet worden. Auf dem Zettel war eine handschriftliche Tabelle zur Umrechnung von Pesos in US-Dollar zu sehen. Eines der krakeligen Wörter sprang mir direkt ins Auge: »Ephedrin«, die wichtigste Zutat bei der Herstellung von Methamphetamin.
    Oberhalb meiner Schulter spürte ich Conklins Atem. »Das da ist eine Unterschrift, stimmt’s? J irgendwas Gomez.«
    »Juan.«
    Der Name Juan Gomez war genau so weit verbreitet wie John Smith. Das hatte nicht unbedingt viel zu bedeuten, aber derselbe Name hatte auch auf dem Ausweis des Meth-Kochs gestanden, der quer über die Kreuzung geschleudert worden war. Die Explosion hatte ihn getötet, noch bevor er mit dem Kopf gegen einen Laternenpfahl krachte.
    Ich konnte kaum glauben, welchen Schatz ich hier in den Händen hielt.
    Rodney Booker hatte sein Geschäftsfeld ausgedehnt, hatte sich von kleinen Crack-Deals auf Meth im großen Stil verlegt. Er hatte die Zutaten besorgt, einen Koch engagiert, einen Bus gekauft und ihn zu einem Meth-Labor ausgebaut.
    Und auf der ersten Fahrt hatte Bookers Labor zehn Menschen in den Himmel geschickt. Noch nie war mir Bagmans Motto so voll bitterer Ironie erschienen wie jetzt in diesem Augenblick: Jesus der Retter.

90
    Yuki war gerade beim Fitnesstraining, da ertönte der Summer der Sprechanlage, und die Stimme des Portiers drang krächzend aus dem kleinen Lautsprecher an der Wand: »Herr Dr. Chesney ist da.«
    Sie wurde von Euphorie gepackt.
    Er war zu früh dran! Da klingelte es auch schon an der Tür. Yuki machte sie weit auf … und John küsste sie. Yuki genoss diesen Kuss in vollen Zügen, ließ die Finger durch seine blonde Filmstarfrisur gleiten, stand aufgeregt und seufzend in der Tür.
    Er grinste sie an: »Freust du dich, dass ich da bin?«
    Sie nickte, sagte »Mm-hmm«, und dann küssten sie sich erneut und John stieß die Tür mit dem Fuß hinter sich ins Schloss.
    Das war das absolut Einzigartige: dass diese Küsse ganz und gar ihre eigenen, unverwechselbaren Küsse waren.
    So konnten nur sie und Doc sich küssen.
    »Hallo, Schätzchen. Wie war dein Tag?«, fragte Yuki, nachdem sie wieder zu Atem gekommen war.
    Wann hatte sie zum letzten Mal diese Frage gestellt?
    Wann überhaupt?
    »Ganz gut, Liebling«, erwiderte Doc, hob sie hoch und trug sie bis zur Couch, wo er sie sanft in die viel zu dicken Kissen sinken ließ. Sie gab trotzdem ein »Uff« von sich, und er ließ sich neben sie gleiten.
    »Ein Bienenstich, ein gebrochenes Schlüsselbein und eine Beinahe-Sturzgeburt im Wartezimmer«, sagte er und strich ihr durch die Haare, streichelte die einen Zentimeter langen Stoppeln, die er ihr mit seinem Rasierer vor wenigen Wochen selbst zugefügt hatte und die ihm so gut gefielen.

    So langsam gefielen sie ihr auch.
    »Jeder Tag, an dem ich nicht von einem HIV-positiven Patienten mit einer Spritze gestochen werde, ist ein guter Tag«, sagte er.
    »Das unterschreibe ich«, meinte Yuki. »Und, hast du vollgetankt, alles gepackt, bist du startklar?«
    Sie jedenfalls war es. Sie musste nur noch den Reißverschluss ihrer Reisetasche zuziehen, dann würden sie sich auf den Weg machen. Sie wollten das lange Wochenende um den Memorial Day in Napa verbringen, die lange, romantische Fahrt, das wunderschöne Hotel, das riesige Bett mit dem herrlichen Blick.
    »Alles klar. Aber zuerst muss ich dir noch etwas sagen.«
    Yuki blickte ihm forschend in die Augen. Sie dachte kurz nach, und ihr fiel ein, dass Doc beim Öffnen der Tür ein wenig fahrig gewirkt hatte. Aber da sie selbst auch ein bisschen aufgeregt war, hatte sie das auf das bevorstehende, bedeutungsvolle Wochenende geschoben. Dass sie bald schon zum ersten Mal miteinander schlafen würden.
    Jetzt wirkte sein Lächeln unverbindlich, und das erschreckte sie.
    Würde das Wochenende kürzer ausfallen als geplant?
    Oder etwas noch Schlimmeres?
    »John, was ist denn los? Geht es dir gut?«
    »Kommt ganz drauf an«, sagte er. »Das wird nicht einfach werden, Yuki.« Er hielt ihre Hand, aber den Blick hielt er gesenkt.
    »Das Problem ist, wenn man es zu früh erzählt, dann gilt man als anmaßend, und wenn man es zu spät erzählt, dann hat man den Leuten etwas vorgemacht. Und in unserem Fall trifft sogar beides zu: Es ist sowohl zu früh als auch zu spät …«
    »Du machst mir richtig Angst, John. Raus damit.«
    »Vor ein paar Tagen, als du gesagt hast, dass du schon lange keinen Sex mehr gehabt hast

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