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Das 8. Gestaendnis

Das 8. Gestaendnis

Titel: Das 8. Gestaendnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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oft zusammen mit ihm und seiner Frau ausgegangen. Er war ein sehr attraktiver Mann. Ein Draufgänger mit einer extrovertierten Persönlichkeit. Und natürlich war er auch sehr wohlhabend. Sein Reichtum ist ständig größer und größer geworden. Chris Ross hatte einfach alles. Und dann ist er gestorben.
    Manche Leute haben das in gewisser Hinsicht als ausgleichende Gerechtigkeit empfunden«, fuhr Mrs. Friedman fort. »Eine Schlange, die durch eine Schlange stirbt … aber ich bin zu schnell.«
    »Lassen Sie sich Zeit«, sagte ich. »Ich möchte alles hören.«
    Friedman nickte und sagte: »1982 habe ich die fünfte Mädchenklasse
an der Katherine Delmar Burke School in Sea Cliff unterrichtet. Die kennen Sie doch bestimmt.«
    In der Tat. Sea Cliff war eine erstklassige Wohngemeinde, am Strand gelegen, ungewöhnlich schön und mit ungewöhnlich reichen Einwohnern.
    »Die Mädchen trugen grün karierte Schuluniformen und haben jedes Jahr einen Maitanz aufgeführt, mit Wimpeln und allem Drum und Dran.
    1982 waren Sara Needleman und Isa Booth meine Schülerinnen. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass sie tot sind! Sie haben so ein behütetes Leben geführt. Und damals waren die beiden so niedliche Kinder. Hier, sehen Sie.«
    Friedman reichte mir ein schmales Lederalbum, dessen durchsichtige Seiten mit Fotos beklebt waren. Sie schlug die letzte Seite auf und deutete auf das Klassenfoto mit lauter zehnjährigen Mädchen in Reih und Glied.
    »Das da ist Isa. Und das Sara. Und dieses Mädchen hier, das arme Ding mit dem traurigen Blick … sie war immer die schrullige Außenseiterin«, sagte Friedman und zeigte auf ein Mädchen mit schulterlangen dunklen Haaren. Das Gesicht kam mir irgendwie bekannt vor, aber obwohl ich angestrengt überlegte, konnte ich sie nicht so recht einordnen.
    Mrs. Friedman fuhr fort: »Sie war Christopher Ross’ uneheliche Tochter. Ihre Mutter war die Haushälterin der Familie Ross, und Ross hat die Schulgebühren für seine Tochter bezahlt. Ich habe ihre Aufnahme damals befürwortet.
    Die anderen Mädchen wussten natürlich über ihre Lebensumstände Bescheid, und einige waren alles andere als nett zu ihr. Einmal habe ich zu ihr gesagt: ›Schätzchen, was dich nicht umbringt, macht dich nur stärker‹, und ich hatte den Eindruck, als würde sie daraus neue Kraft schöpfen.
    Und dann ist Chris gestorben und seine Frau, Becky - die zuvor noch dezent beiseitegeschaut hatte -, hat Normas Mutter
rausgeworfen und sie mitsamt dem Kind und ohne einen Penny auf die Straße gesetzt. Chris hat wohl gedacht, er würde ewig leben. Jedenfalls hat er sie in seinem Testament mit keinem Wort erwähnt, und die arme Norma musste die Schule verlassen.
    Und wissen Sie was? Ich hatte recht. Es hat sie nicht umgebracht, und ich glaube wirklich, sie ist dadurch stärker geworden.«
    Ich starrte auf das Bild des Mädchens mit den traurigen Augen … und mit einem Mal rutschten alle Puzzleteile mit einer solchen Wucht an die richtige Stelle, dass ich es beinahe knallen hören konnte. Als ich Norma Johnson kennengelernt hatte, da waren ihre Haare karamellblond und sie selbst dreiunddreißig Jahre alt gewesen.
    Friedman sagte: »Vor zehn Jahren habe ich sie zum letzten Mal gesprochen. Da hatte sie sich gerade selbstständig gemacht, als eine Art Mädchen für alles, und hat ein paar alte Kontakte genutzt, um an die ersten Aufträge zu kommen.
    Einmal haben wir in Fort Mason zusammen zu Mittag gegessen, und da hat sie sich bei mir ausgeheult. Sergeant, auch wenn ich mich dabei alles andere als wohlfühle, aber ich muss Ihnen sagen, dass Norma sehr verbittert war.
    Wissen Sie, welchen Namen diese reichen Mädchen ihrer alten Schulfreundin gegeben haben? Sie haben sie ›Pet Girl‹ genannt.«

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    Conklin nahm sich einen Stuhl, aber ich war so aufgedreht, dass ich mich nicht hinsetzen konnte. Außerdem war ich wütend. Wir hatten Norma Johnson zweimal befragt, sie aber beide Male aus dem Kreis der Verdächtigen gestrichen und wieder laufen lassen.
    »Bin ich es eigentlich, der hier das Offensichtliche nicht sieht, oder bist du es?«, wandte sich Jacobi an mich. Seine fleischigen Hände lagen zusammengefaltet auf der Spitze des Müllbergs, der sich auf seinem Schreibtisch türmte.
    »Vielleicht bin’s ja ich. Was ist denn das Offensichtliche?«
    »Hast du eigentlich schon mal daran gedacht, dass Ginny Friedman die Täterin sein könnte? Sie hat nicht nur zugegeben, eines der ersten Opfer gekannt zu haben, sie kannte

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