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Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Kind ist ungefähr so alt wie meine Ruby«, sagte sie dann. »Wer bringt denn ein Baby um, das noch nicht einmal erzählen kann, was sich abgespielt hat?«
    »Vielleicht war das ja eine Racheaktion wegen irgendwas. Ein Drogendeal. Spielschulden. Oder der Ehemann war’s.«
    Ich dachte: Bitte, lass es irgend so was sein.
    Claire holte die Minolta aus ihrem Koffer und machte zwei Aufnahmen von Barbara Ann Benton, dann ging sie um das Fahrzeug herum und knipste noch einmal zwei Bilder.
    Als sie das Baby fotografierte, sah ich die Tränen in ihren Augen. Sie wischte sie mit dem Handrücken weg. Ich konnte mich nicht erinnern, Claire jemals weinen gesehen zu haben.
    »Die Mutter hat den Killer sehr nahe an sich herangelassen«, sagte Claire. »Auf der Wange und am Hals sind Pulverspuren zu sehen. Sie hat versucht, ihr Kind mit dem Körper zu schützen, aber das Dreckschwein hat dem Kleinen eine Kugel in den Kopf gejagt. Und jetzt kommt noch was Interessantes: Das Muster der Pulverspuren kommt mir nicht bekannt vor.«
    »Was bedeutet das?«
    »Dass FKZ eine ungewöhnliche Waffe besitzt.«

10
    Die Bentons bewohnten ein einfaches, kleines Häuschen in der 14th Avenue, blau mit weißen Zierleisten, im Panoramafenster immer noch die Sprühdekoration vom 4. Juli und ein Spielzeug zum Hinterherziehen auf der Eingangstreppe. Conklin klingelte, und als Richard Benton die Haustür aufmachte, da wusste ich, dass wir soeben Zeugen des letzten glücklichen Augenblicks im Leben dieses Mannes wurden.
    Wenn eine verheiratete Frau umgebracht wird, ist ihr Mann in mehr als der Hälfte aller Fälle in die Tat verwickelt, aber die Erschütterung, mit der Richard Benton auf die furchtbare Nachricht reagierte, war vollkommen glaubwürdig – und er hatte ein Alibi. Als die Schüsse fielen, war er mit seiner fünfjährigen Tochter zu Hause gewesen, hatte ein Hühnchen zum Abendessen gegrillt und während der ganzen Zeit regelmäßig E-Mails an seine Firma geschickt.
    Benton reagierte zunächst ungläubig und dann zutiefst erschüttert, aber Conklin und ich befragten ihn trotzdem über seine Ehe, über Barbaras Freundes- und Kollegenkreis, und wir fragten ihn auch, ob sie irgendwie bedroht worden war. Er sagte: »Barbara ist die reinste Liebe. Ich weiß gar nicht, was wir jetzt machen sollen …« Und dann brach er erneut zusammen.
    Um neun Uhr rief ich Jacobi an. Ich sagte ihm, dass wir Richard Benton zumindest bis zu unserem routinemäßigen Datenabgleich beim National Crime Information Center aus dem Kreis der Verdächtigen streichen konnten, und außerdem, dass Benton keine Ahnung hatte, was die Initialen » FKZ « bedeuten könnten.
    »Barbara war Pflegehelferin«, fuhr ich fort. »Sie hat in einem Pflegeheim gearbeitet. Gleich morgen früh befragen wir ihre Kollegen und Kolleginnen.«
    »Das gebe ich lieber an Samuels und Lenke ab«, meinte Jacobi. Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Stunden hörte seine Stimme sich irgendwie gequält an.
    »Abgeben? Wie bitte? Was soll das denn heißen?«
    »Gerade eben ist eine neue Meldung reingekommen, Boxer.«
    Ganz ehrlich, mir schwanden so langsam die Kräfte. Ich war jetzt seit dreizehn Stunden ununterbrochen im Dienst. Hinter mir, in einem Zimmer voller Qual und Pein, musste Conklin gerade Richard Benton bitten, die beiden Todesopfer in der Gerichtsmedizin zu identifizieren.
    »Etwas Neues in Bezug auf den Fall Benton?«, erkundigte ich mich bei Jacobi. Vielleicht war der Ehemann schon öfter gegenüber Familienmitgliedern gewalttätig geworden. Vielleicht hatte sich ein Zeuge gemeldet oder die Kriminaltechniker waren in dem RAV 4 fündig geworden.
    Jacobi sagte: »Nein, etwas ganz anderes. Wenn du willst, dass ich den Fall an Chi und McNeil abgebe, dann brauchst du es bloß zu sagen. Aber ich glaube nicht, dass du und Conklin darauf verzichten wollt.«
    »Da sei dir mal nicht zu sicher, Jacobi.«
    »Hast du schon mal was von Marcus Dowling gehört?«
    »Dem Schauspieler?«
    »Seine Frau ist von einem Einbrecher erschossen worden«, sagte Jacobi. »Ich bin gerade auf dem Weg zu ihrem Haus.«

11
    Die Dowlings bewohnen eine sehr großzügige Villa in Nob Hill. Sie nimmt den größten Teil des Straßenzugs ein, an den Hauswänden rankt sich Efeu, und die mächtige Eichentür wird links und rechts von Formschnitthecken in Blumentöpfen geziert. Der Unterschied zu dem bescheidenen Häuschen der Bentons hätte nicht größer sein können.
    Jacobi machte uns die Tür auf, noch bevor Conklin den Finger

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