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Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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heißt Barbara Ann Benton. Das andere Opfer ist ein Kleinkind, vielleicht ein Jahr alt. Beide wurden aus nächster Nähe erschossen. Die Gerichtsmedizin und die Spurensicherung sind unterwegs.«
    »Wer hat uns verständigt?«
    »Eine Frau, die neben dem RAV 4 geparkt hat. Ich habe sie vernommen und anschließend nach Hause geschickt. Sie hat nichts gesehen. Bis jetzt gibt es keinen einzigen Zeugen. Wir lassen gerade die Mülleimer durchsuchen, und das Band aus der Überwachungskamera haben wir uns auch besorgt.«
    »Ob das Baby eine Art Kollateralschaden war?«
    »Sicher nicht«, meinte Conklin. »Der Kleine ist ganz gezielt ermordet worden.«
    Ich näherte mich dem kompakten Geländewagen und schaute ins Innere. Mir stockte der Atem. Barbara Ann Benton war auf dem Fahrersitz zusammengesackt, halb nach hinten gedreht, als hätte sie versucht, auf die Rückbank zu klettern.
    Zwei Schusswunden sprangen mir sofort ins Auge: eine am Hals und eine an der Seite, auf Höhe des Brustkorbs. Dann zwang ich mich, an der Mutter vorbei zu dem Baby zu schauen, das im Kindersitz saß.
    Die Lippen des Jungen und die Finger seiner rechten Hand waren mit einer glänzenden rosa Zuckerschicht überzogen. Die Heckscheibe war mit Blutspritzern übersät. Das Kind hatte aus nächster Nähe einen Schuss in die Schläfe bekommen.
    Conklin hatte recht.
    Der Tod des Babys war kein Unfall gewesen. Im Gegenteil, der Schuss war so präzise ausgeführt worden, dass man glauben konnte, das Kind sei das eigentliche Ziel des Anschlags gewesen.
    Hoffentlich hatte der Kleine nicht begriffen, was da geschah.
    Hoffentlich hatte er keine Zeit mehr gehabt, Angst zu bekommen.

9
    »Was sagst du dazu, Linds?«
    Conklin machte mich auf die grellen roten Buchstaben an der Windschutzscheibe aufmerksam. Ich starrte sie an, vollkommen gebannt von dem Anblick. Das hatte Jacobi damit gemeint, dass die Sache »eindeutig die Handschrift eines Irren« trug.
    Er hatte nur nicht erwähnt, dass die Handschrift aus Lippenstift bestand.
    Die Buchstaben » FKZ « sagten mir gar nichts, abgesehen davon, dass nur durchgeknallte Killer absichtlich ihre Initialen hinterlassen. Ich musste an ein paar andere Fälle denken, bei denen der Killer seine Verbrechen durch eine persönliche Signatur kenntlich gemacht hatte. Und ich erinnerte mich an die schlechte alte Zeit in den Neunzigerjahren, als der sogenannte Backstreet-Killer sein Unwesen in San Francisco getrieben hatte, ein Mörder, der acht unschuldigen Menschen das Leben genommen, Signaturen und Nachrichten für die Polizei hinterlassen hatte und nie gefasst worden war. Ich spürte eine Gänsehaut im Nacken.
    »Die Einkaufstüten im Kofferraum«, sagte ich zu Conklin. »Sind die durchsucht worden?« Die Hoffnung stirbt zuletzt.
    Mein Partner schüttelte den Kopf und sagte: »Im Geldbeutel des Opfers sind noch an die hundert Dollar. Das war kein Raubüberfall. Das war eine Hinrichtung. Eine zweifache.«
    Mein Hirn wurde von Fragen überflutet. Warum hatte niemand die Schüsse gehört? Warum hatte der Killer diese beiden Menschen überfallen? Waren sie zufällig zu Opfern geworden oder aus persönlichen Gründen? Warum hatte er ein Kind ermordet?
    Als ich einen Motor aufjaulen hörte, drehte ich mich um und sah den Transporter der Gerichtsmedizin auf uns zukommen. Wenige Meter vor uns kam er mit quietschenden Reifen zum Stehen.
    Dr. Claire Washburn stieg aus dem Wagen. Sie trug blaue OP-Kleidung sowie einen schwarzen Anorak, auf dessen Vorder- und Rückseite in weißen Buchstaben GERICHTSMEDIZIN zu lesen war. Trotz der miserablen Aussichten, die schwarze Frauen zu Beginn ihrer Ausbildung in diesem Beruf gehabt hatten, hatte Claire es geschafft. Nach meiner Überzeugung ist sie die beste Kriminalpathologin westlich der Rocky Mountains. Außerdem ist sie meine liebste Freundin, und obwohl unsere Arbeitsplätze nur drei Stockwerke und fünfundzwanzig Meter weit voneinander entfernt sind, hatte ich sie seit über einer Woche nicht gesehen.
    »Großer Gott, was ist denn das?«, sagte sie, während sie mich umarmte und mir gleichzeitig über die Schulter blickte.
    Ich begleitete sie zu dem RAV 4 und stand neben ihr, während sie ins Wageninnere sah und die zusammengesunkene Tote betrachtete, die sich halb zu ihrem Kind umgedreht hatte.
    Beim Anblick des toten Kindes schreckte sie unwillkürlich zurück. Auf ihrem Gesicht lag derselbe unsagbare Schrecken, den auch wir anderen empfanden, vielleicht war er sogar noch stärker. »Das

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