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Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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schön sein.«
    »Ist es auch«, sagte ich und grinste.
    Die Verlobung war immer noch ziemlich frisch, nachdem wir monatelang eine Achterbahnromanze von Küste zu Küste geführt hatten. Jetzt lebten Joe und ich zusammen und hatten trotzdem seit zwei Wochen nicht ein einziges Mal gemeinsam zu Abend gegessen. Ich hatte ihm für heute Pasta an Shrimps und Tomaten versprochen und freute mich auf das ganze Paket: das Kochen, das Essen, das Nachspiel. »Also, was gibt’s?«, wollte ich von Yuki wissen.
    Sie leerte ihr Bierglas zur Hälfte, dann sagte sie: »Mein Opfer ist nicht bloß Abschaum, er ist toter Abschaum, und Jo-Jo, der Angeklagte, ist süß und dämlich. Linds, die weiblichen Geschworenen haben ihn angeschaut, als würden sie ihm am liebsten die Brust geben.«
    Ich hatte vorhin kurz im Gerichtssaal vorbeigeschaut, um mir Yukis Abschlussplädoyer anzuhören, und ich musste ihr recht geben. Dr. Lincoln Harris war durch und durch verrottet gewesen und – auch wenn Jo-Jo Johnson kaum besser war – immerhin am Leben. Und er sah wirklich so aus, als würde er nicht das Geringste kapieren.
    »Asher könnte den Prozess tatsächlich gewinnen«, jaulte Yuki. »Und dafür habe ich die Selbstständigkeit aufgegeben? Hilf mir, Linds. Soll ich mir vielleicht einen gut bezahlten Job in einer großen Kanzlei suchen?«
    Da vibrierte erneut das Handy an meiner Hüfte. Ich warf einen Blick auf das Display. Jacobi. Mein Expartner und derzeitiger Vorgesetzter, dessen instinktive Reaktion auf alles darin besteht, mich anzurufen. Alte Gewohnheiten lassen sich eben nur schwer abschütteln. Ich drückte die grüne Taste und meldete mich: »Boxer.«
    »Wir haben gerade einen Doppelmord reinbekommen, Lindsay. Und das Ganze trägt eindeutig die Handschrift eines Irren.«
    »Hast du Paul Chi schon angerufen? Er ist frisch aus dem Urlaub zurück. Ich wette, er ist zu Hause.«
    »Ich will aber, dass du das machst«, knurrte Jacobi.
    Wir arbeiteten jetzt schon über zehn Jahre lang zusammen und konnten beinahe die Gedanken des anderen lesen. Jacobis Stimme klang fassungslos, als hätte er irgendetwas Entsetzliches erlebt.
    »Worum geht es denn, Warren?«, fragte ich ihn und wusste bereits, dass ich meinen sorgfältig geplanten Abend vergessen konnte.
    »Eines der Opfer ist ein kleines Kind«, sagte Jacobi.
    Er gab mir die Adresse – das Parkhaus neben der Galleria. »Conklin ist gerade los. Er müsste in wenigen Minuten da sein.«
    »Bin schon unterwegs«, sagte ich.

8
    Ich klappte mein Handy zu und versprach Yuki ein längeres, besseres Gespräch über ihre berufliche Laufbahn, sobald die Geschworenen ihre Beratungen abgeschlossen hatten. Ich sagte: »Dein Abschlussplädoyer war wirklich hervorragend, Süße. Bleib dran.« Dann gab ich ihr einen Kuss auf die Wange und flüchtete aus der Bar.
    Ich lenkte meinen Explorer in Richtung Market Street und geriet in einen Stau. Nachdem ich meine Kojak-Leuchte auf das Dach gesetzt und die Sirene eingeschaltet hatte, machten die Fahrzeuge vor mir zögernd Platz, und schließlich gelangte ich zum Parkhaus neben der Stonestown Galleria.
    Die Einfahrt war abgesperrt und wurde von einer murrenden Menge von Autobesitzern blockiert. Ich streckte ihnen meine Dienstmarke entgegen, duckte mich unter dem Absperrband hindurch und trug mich ins Dienstprotokoll ein. Officer Joe Sobrero war ganz grau im Gesicht, als hätte er noch nie zuvor einen Toten gesehen.
    »Sie waren der erste Beamte am Fundort?«
    »Ja, Madam.«
    »Alles in Ordnung, Joe?«
    »Ich hab mich schon mal besser gefühlt, Sergeant«, erwiderte er mit schwachem Lächeln. »Ich habe auch Kinder, verstehen Sie?« Er deutete auf einen blauen RAV 4 am hinteren Ende der Reihe. »Dahinten fängt der Albtraum an.«
    Ich blickte in die angegebene Richtung und sah Inspektor Rich Conklin zwischen ein paar Autos am hinteren Ende der Mittelspur stehen. Er war gerade dabei, einen Blick durch das Seitenfenster des Toyota zu werfen.
    Seit Jacobi zum Lieutenant befördert wurde, ist Conklin mein Partner. Er ist klug, sieht geradezu bestürzend gut aus und besitzt außerdem alle Voraussetzungen, die ein erstklassiger Detective haben muss. Niemand würde sich wundern, wenn er es eines Tages bis zum Captain schaffen würde, aber im Augenblick war er mein Untergebener.
    Er kam mir entgegen, noch bevor ich den Ort des Geschehens erreicht hatte.
    »Mach dich auf was gefasst, Linds.«
    »Sag mir alles, was du weißt.«
    »Eine Weiße, circa dreißig Jahre alt. Sie

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