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Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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fünf Einbrüche mit einem ähnlichen Täterschema gegeben hatte.
    »In allen sechs Fällen waren die Besitzer zu Hause, ohne dass jemand den Einbrecher zu Gesicht bekommen hätte. Dieses Mal haben wir außerdem noch eine Leiche und vielleicht auch einen Augenzeugen. Ein zehnjähriger Nachbarsjunge hat jemanden in schwarzer Kleidung vom Haus weglaufen sehen. Im Augenblick sieht alles danach aus, als hätte das Opfer den Einbrecher überrascht und er die Frau daraufhin niedergeschossen.«
    Jacobi nickte, dann ließ er die Bombe platzen.
    »Der Chief hat mich heute Morgen zu sich gerufen. Er meint, es wäre effektiver, wenn wir unser Dezernat mit der Mordkommission im Norden zusammenlegen.«
    »Was soll das denn heißen, zusammenlegen?«, wollte ich wissen. Wie sollten wir in unserem sechs mal zehn Meter großen Raum die doppelte Zahl an Personen unterbringen?
    »Die Leute aus der Chefetage wollen, dass mehr Kräfte aktiv ermitteln, eine Ausweitung der Zusammenarbeit bei Problemlösungen und, Scheiße, wahrscheinlich auch eine neue Befehlsstruktur.«
    Also darum sah Jacobi aus, als hätte man ihn hinter einem Lastwagen hergeschleift. Sein Job war in Gefahr, und das würde sich auf uns alle auswirken.
    »Es ist noch nicht spruchreif«, sagte Jacobi. »Also sehen wir zu, dass wir diese beiden Fälle zügig aufklären. Wenn wir das nicht schaffen, habe ich keine Argumente.«
    Die Sitzung wurde mit einem kollektiven Seufzer beendet. Danach bat Jacobi Conklin und mich in sein Eckbüro, wie wir die kleine Glaszelle mit Blick auf den Freeway scherzhaft nannten.
    Conklin setzte sich, und ich lehnte mich an den Türrahmen und betrachtete die tiefen Furchen, die sich über Nacht in Jacobis Stirn eingegraben hatten.
    »Dowling hatte keinen Herzinfarkt«, sagte Jacobi. »Die Schmerzen in der Brust und der beschleunigte Atem könnten von einer Stressattacke herrühren. Das würde passen. Vielleicht war es auch geschauspielert. Womöglich kriegt er endlich seinen Oscar. Aber jetzt ist er erst mal aus dem Krankenhaus entlassen worden.«
    Ich sagte, dass Casey Dowling laut Gerichtsmedizin vor ihrem Tod Sex gehabt hatte. »Wir fahren jetzt zu Dowling.«
    »Ich warte direkt neben dem Telefon«, erwiderte Jacobi.

21
    Marcus Dowling öffnete uns die Haustür und brachte uns in ein Wohnzimmer, dessen Einrichtung die Grenzen des Erträglichen spürbar streifte: Sofas im englischen Stil, handbemalte Porzellanteller an den Wänden und Glück bringende Fu-Hunde auf dem Kaminsims. Feudales England trifft kalifornische Lässigkeit.
    Eine Frau im schwarzen Kleid, die uns nicht namentlich vorgestellt wurde, bot uns Getränke an, verließ lautlos das Zimmer und kehrte mit zwei Flaschen Wasser für Conklin und mich sowie einem Chivas Regal für den Hausherrn zurück.
    Ich sagte: »Mr. Dowling, schildern Sie uns doch bitte noch einmal, was gestern Abend passiert ist.«
    Er sagte: »Mein Gott, ich habe Ihnen doch schon alles erzählt, oder etwa nicht? Ich habe gedacht, Sie sind hergekommen, weil Sie mir etwas zu sagen haben.«
    Conklin, der ein sensationell guter Bulle sein kann, wenn ich die bösartige Hexe spiele, sagte: »Wir möchten uns dafür entschuldigen, Sir. Aber es ist so: Wenn Sie uns noch einmal erzählen, was alles vorgefallen ist, dann könnte das vielleicht eine zusätzliche Erinnerung oder einen neuen Gedanken in Bezug auf den möglichen Täter ans Tageslicht befördern.«
    Dowling nickte, ließ sich in seinen Ledersessel sinken und nahm einen ordentlichen Schluck Scotch. »Die Devereaus waren schon gegangen«, sagte er. »Wie ich dem anderen Beamten bereits gesagt habe, ich habe noch ein paar Sachen in die Spüle gestellt …«
    »Die Dame, die uns gerade die Getränke gebracht hat«, unterbrach ich ihn. »Sie war nicht hier?«
    »Vangy arbeitet nur tagsüber. Sie hat ein Kind.«
    Dowling wiederholte, dass seine Frau vor ihm nach oben gegangen war, dass er Schüsse gehört und dass er sie auf dem Boden liegend vorgefunden hatte, dass sie nicht mehr geatmet und wie er die Polizei gerufen hatte.
    Ich sagte: »Mr. Dowling, gestern Abend ist mir aufgefallen, dass Ihre Haare nass waren. Haben Sie vor dem Eintreffen der Polizei noch geduscht?«
    Er knurrte etwas vor sich hin und griff nach seinem Glas. Ich suchte nach einem verräterischen Anzeichen, einem schuldbewussten Blick – und sah ihn auch. Glaubte ich zumindest. »Ich war am Boden zerstört. Ich habe mich in die Dusche gestellt und geweint, weil ich nicht wusste, was ich sonst

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