Das 9. Urteil
Benton? Oder das andere?«
»Beides. Hör zu, ich betreue Chi zwar in der Sache Benton, aber er leitet die Ermittlungen.«
»Ich weiß. Und du weißt, dass Paul Chi sich den Arsch aufreißen wird, um diesen Fall aufzuklären.«
Ich nickte. »Sag mir, was du über Casey Dowling rausbekommen hast.«
»Sie ist mit einer Vierundvierziger erschossen worden.«
»Das kann doch nicht dein Ernst sein.«
»Ich weiß. Was will ein Einbrecher mit so einer Kanone, wenn eine niedliche Neun-Millimeter genau den gleichen Zweck erfüllt? Das Labor hat in der Datenbank nichts gefunden.«
»Das ging aber schnell«, sagte ich.
»Ich habe Clapper ziemlich in den Ohren gelegen, damit er sich beeilt, und jetzt muss ich mein nächstes Kind nach ihm benennen.«
»Clapper Washburn. Ganz schön bitter für ein Kind.«
Claire lachte, dann wurde sie wieder ernst. »Aber vielleicht hab ich was für dich.«
»Lass mich nicht erst betteln.«
»Bei der Untersuchung von Casey Dowling habe ich eindeutige Hinweise auf Geschlechtsverkehr gefunden. Die kleinen Fischlein konnten sogar noch schwimmen.«
20
Als ich mich wieder an meinen Schreibtisch setzte, sagte Conklin: »Während du weg warst, haben zweiundsiebzig Leute angerufen, die uns irgendwelche Tipps in Bezug auf den Mord an Casey Dowling geben wollten. Hier, schau mal.« Brenda kam herüber und ließ etliche rosafarbene, quadratische Zettel auf seinen Schreibtisch fallen. »Noch mal zehn.«
»Was habe ich verpasst?«
»Dowlings Rechtsanwalt hat sich an die Öffentlichkeit gewandt und fünfzig Riesen Belohnung für Informationen ausgesetzt, die zur Festnahme von Casey Dowlings Mörder führen.«
»Also, hier meine Frage, Rich: Ist so ein Angebot vielleicht der richtige Weg? Oder will Dowling uns bloß mit Hinweisen von irgendwelchen durchgeknallten Idioten zuschütten, damit wir nicht mehr vernünftig ermitteln können?«
Ich rief Yuki an, um sie zu fragen, ob es eine Möglichkeit gab, Dowlings Telefon abzuhören und seinen Computer zu überprüfen, da zog Jacobi einen Stuhl in die Mitte des Bereitschaftsraums, setzte sich mit gespreizten Beinen, die Lehne vor dem Bauch, darauf und bat um Aufmerksamkeit.
Mir fiel erneut auf, wie schlecht er aussah. Jacobi ist ein Veteran, ein alter Kämpfer und seit ungefähr zwanzig Jahren bei der Mordkommission, er hat körperliche Angriffe ebenso überstanden wie diverse Schicksalsschläge. Also, was war es, was ihm so offensichtlich schlaflose Nächte bereitete?
Jacobi nickte mir zu, drehte den Kopf und betrachtete die übrigen Mitglieder der Tagesschicht: die Inspektoren Chi, McNeil, Lenke, Samuels und Conklin sowie ein paar Leute aus dem Springer-Pool, die wir zur Unterstützung dazubekommen hatten. Ich nahm an, dass Jacobi gerade dachte, wie wenige wir waren, wie viele Fälle wir zu bearbeiten hatten und wie niedrig die Aufklärungsquote war.
Jacobi bat Chi, mit seinem Bericht über Benton anzufangen.
Chi erhob sich, ein Meter achtzig geballte Schläue und Intelligenz. Er berichtete, dass er mit seinem Partner Richard Bentons Alibi gründlich untersucht hatte und dass es in Ordnung war. Außerdem hatten sie herausgefunden, dass Barbara Ann Bentons Lebensversicherung nicht einmal zur Deckung der Beerdigungskosten ausreichte.
Chi sagte: »Das Überwachungsvideo aus dem Parkhaus ist sehr grobkörnig. Der Mörder hatte eine Mütze auf und den Kopf die ganze Zeit gesenkt, aber immerhin konnten wir ein Stück von seinem Hals erkennen, daher nehmen wir an, dass es sich um einen Weißen handelt. Es sieht so aus, als hätte er etwas zu seinem Opfer gesagt, bevor er sie und das Baby erschossen hat. Er hat nichts mitgenommen, aber vielleicht ist er ja in Panik geraten. Es sieht immer noch nach einem schiefgelaufenen Raubüberfall aus.«
Jacobi stellte ihm genau die Fragen, die uns alle beschäftigten: »Warum hat der Kerl das Kind umgebracht? Und, Paul, um Himmels willen: Was bedeutet FKZ ?«
»In der Datenbank gibt es keinen FKZ , Lieutenant. Es ist weder eine Bande noch eine bekannte Terrororganisation. Im Telefonverzeichnis gibt es ungefähr dreißig Einträge von Leuten, deren Vorname mit einem ›F‹ und deren Nachname mit einem ›Z‹ beginnt. Sechs davon haben einen zweiten Vornamen mit ›K‹. Die überprüfen wir gerade.«
Als Nächstes wurde ich durch den Fleischwolf gedreht.
Ich weihte die anderen in unsere gesamte Ahnungslosigkeit bezüglich des Todes von Casey Dowling ein und teilte ihnen mit, dass es in letzter Zeit schon
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