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Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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auf den üblichen Trick mit dem Transporter voller Polizisten hereinzufallen, die nur darauf warteten, dass er irgendwo einen Geldkoffer abholte.
    Im schlimmsten und gleichzeitig wahrscheinlichsten Fall lief es folgendermaßen ab: Der Killer bekommt das Geld. Der Killer entkommt. Der Killer mordet weiter. Und fördert gleichzeitig den Terrorismus im ganzen Land. Amerika besaß einfach nicht genügend Polizisten, um einer Epidemie von kranken Irren Herr zu werden, die mordeten, um zu Geld zu kommen.
    »Nur, damit ich Sie richtig verstehe«, sagte ich zu Tyler. »Sie haben bislang keinen Kontakt mit dem Lippenstift-Killer gehabt. Er weiß nicht, dass Sie ihm das Geld geben wollen?«
    »Er weiß überhaupt nichts von mir. Er hat dafür bezahlt, dass wir seinen Brief veröffentlichen, und er erwartet eine Antwort, ebenfalls in der Zeitung. Ich kann das Ganze einen Tag aufschieben, das Geld besorgen und dann übermorgen eine Antwort erscheinen lassen.«
    »Dann haben wir also zwei Tage.«
    »Ja. Ich schätze schon.«
    »Ab morgen früh haben Sie eine neue Sekretärin«, sagte ich. »Ich weiche Ihnen nicht mehr von der Seite.«

55
    Ich stürzte mich auf den Stapel Donuts, der im Pausenraum stand. Seit fast zwei Wochen hatte ich nichts Vernünftiges mehr gegessen und nie mehr als fünf Stunden Schlaf am Stück bekommen. Sportliche Aktivitäten? Absolute Fehlanzeige, es sei denn, man zählte die Tatsache mit, dass meine Gedanken sich vierundzwanzig Stunden am Tag wie in einem Hamsterrad um sich selbst drehten.
    Ich kippte Zucker in meinen Kaffee, ging zurück in den Bereitschaftsraum und sah Cindy an meinem Schreibtisch sitzen. Sie lächelte Conklin an und schüttelte ihre blonden Locken.
    »Linds«, sagte sie und stand auf, um mich zu umarmen.
    »Hallo, Cindy«, sagte ich und drückte sie ein klein wenig zu fest an mich. »Rich und ich müssen dir etwas sagen – inoffiziell.«
    »Dass Hello Kitty eine Frau ist?«
    Ich starrte meinen Partner wütend an, aber der zuckte nur mit den Schultern.
    »Das darf nicht an die Öffentlichkeit«, sagte ich, setzte mich auf meinen Platz und sah zu, wie Cindy sich einen Stuhl heranzog. Ich stapelte meine Donuts auf einer Papierserviette, den Kaffeebecher stellte ich auf einem Aktenordner ab.
    »Ich habe euch eine Liste von Prominenten zusammengestellt, die unter Umständen in der Lage wären, eine Hauswand hinaufzuklettern«, sagte Cindy und holte ein Blatt Papier aus ihrer Laptoptasche. »Duke Edgerton, William Burke Ruffalo und Peter Carothers sind Bergsteiger. Sie waren ganz oben auf meiner Liste der Stars und Sternchen, aber jetzt haben sie plötzlich das falsche Geschlecht, stimmt’s? Weil Kitty eine Frau ist.«
    »Wir wissen nicht, ob die Frau in Morleys Haus tatsächlich Hello Kitty war oder einfach nur ein Partygast, den Jim Morley nicht erkannt hat«, entgegnete ich. »Also machen wir uns am besten nicht verrückt und schreiben auch nichts dergleichen, okay?«
    »Hmmmm.«
    »Cindy, wenn du schreibst, dass Hello Kitty eine Frau ist, können wir keinen einzigen Hinweis mehr ernsthaft verfolgen.«
    »Die Morleys hatten gestern Abend fünfzig Gäste zu Besuch«, sagte Cindy. »Glaubst du wirklich, dass sich das nicht herumspricht?«
    »Es gibt da einen gewissen Unterschied zwischen einem Gerücht und einer offiziellen polizeilichen Stellungnahme«, erwiderte ich. »Aber das weißt du ja auch.«
    Cindy schniefte. »Und wenn ich schreibe ›Aus Kreisen im Umfeld der Polizei wurde bekannt, dass es neue Hinweise gibt, die zur Ergreifung des Fassadenkletterers mit dem Spitznamen Hello Kitty führen könnten‹?«
    »Einverstanden«, sagte ich. »Das kannst du schreiben. Und jetzt, für den Fall, dass dein Chef es dir nicht schon gesagt hat …«
    »Henry? Doch, hat er. Ein Hammer, oder? Ein offener Brief des Lippenstift-Killers gleich auf der ersten Seite.«
    »Tja, dann bist du ja auf dem Laufenden. Gibt es sonst noch was, Cindy, Liebes?«
    »Ich muss los, hab ein Interview mit Dorian und Jim Morley. Das ist eine Vorwarnung.«
    »Danke«, meinte Conklin.
    »Dann nichts wie los«, sagte ich zu ihr. »Viel Spaß.«
    »Und du bist mir nicht böse?«
    »Ach wo, kein bisschen. Danke für die Liste.« Ich winkte ihr zu.
    »Bis später«, sagte sie zu Conklin. Ich wandte mich ab, während sie ihm zärtlich über die Wange strich und ihm einen Kuss gab. Als das Lockenköpfchen dann verschwunden war, nahm ich meinen Kaffee, klappte den Aktenordner auf und breitete die Leichenfotos von Elaine

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