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Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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und Lilly Marone auf meinem Schreibtisch aus.
    »Machen wir uns wieder an die Arbeit«, sagte ich zu Conklin. »Was meinst du?«
    Dicke Eiszapfen hingen an jedem meiner Worte.

56
    »Ich hab ihr nichts verraten«, sagte Conklin.
    »Ist ja auch egal«, erwiderte ich. Mein ganzes Denken zerfiel in zwei Teile. Buchstäblich. Hello Kitty. Lippenstift-Killer.
    Der Lippenstift-Killer überstach alles.
    »Ich habe die Morleys mit keinem Wort erwähnt.«
    »Ich glaub’s dir ja. Es ist vorbei. Sie wird berichten, dass Kitty eine Frau ist, und dann glühen hier wieder die Telefonleitungen.«
    »Sie hat den Tipp von einem Bekannten der Morleys bekommen. Ganz ohne mein Zutun.«
    »Können wir jetzt bitte einfach weiterarbeiten?«
    Ich wollte nicht glauben, dass Cindy es nicht von Conklin erfahren hatte, aber ich glaubte es doch. Ich glaube ihm. Er ist ehrlich. Wir sind jetzt seit über einem Jahr Partner, und während dieser Zeit habe ich mein Leben mehr als einmal in seine Hände gelegt – und umgekehrt. Mist. Bilder von gemeinsam überstandenen Bombenexplosionen, Feuerstürmen und Schusswechseln mit mordlüsternen Dreckskerlen sausten mir durch den Kopf.
    Wir waren als Partner unglaublich eng miteinander verbunden – und dann war da noch das, was Claire »das andere Ding« nannte.
    Da war immer noch eine gehörige Portion Feuer in unserer Beziehung, einer Beziehung, die bis jetzt letztendlich irgendwie ungeklärt war. Ich dachte daran, wie wir uns halbnackt auf einem Hotelbett gewälzt hatten, wie ich das Ganze gerade noch rechtzeitig abgebrochen hatte. Wir hatten einander gewisse Gefühle eingestanden. Hatten einander versprochen, nie wieder darüber zu reden, unsere Beziehung auf das Berufliche zu beschränken, weil das die beste und einzige Möglichkeit war.
    Und jetzt hatte Rich sich Hals über Kopf in Cindy verliebt. Das musste der Grund sein, warum ich mich so zickig aufführte. Das musste es sein, weil ich Joe liebe. Ich liebe ihn sehr – und Cindy und Rich sind das perfekte Paar.
    Ich nahm meinen Donut-Stapel auseinander und reichte Conklin den mit dem Schokoladenguss.
    »Wow. Mit Schokolade. Für mich?«
    »Tut mir leid. Das sind mal wieder die Hormone. Hab ich ständig.«
    »Sei nicht so streng zu dir, Linds, okay?«
    »Ich versuch’s ja.«
    Conklin stand auf, kam auf meine Schreibtischseite und setzte sich auf den Stuhl, auf dem gerade eben noch Cindy gesessen hatte.
    »Bist du dir mit Joe ganz sicher?«, fragte er mich.
    Eine halbe Sekunde lang war ich wie hypnotisiert. Conklin sieht eben gut aus, und mit seinem Geruch hat es auch etwas zu tun. Keine Ahnung, welche Seife er benutzt.
    »Ich bin mir sicher«, sagte ich, ohne ihn anzusehen.
    »Ist er der Richtige?«
    Ich nickte und sagte: »Er ist der Richtige.«
    Ich spürte Conklins Lippen auf meiner Wange, hier, mitten im Bereitschaftsraum. Das war eindeutig unüblich unter Kollegen, aber es war mir egal, ob uns jemand dabei beobachtet hatte.
    »Also gut«, sagte er dann.
    Er ging wieder zurück an seinen Platz und legte die Füße auf den Schreibtisch.
    »Wenn Hello Kitty eine Frau ist, verändert sich für uns dadurch etwas? Warum sollte sie Casey Dowling erschießen?«

57
    Es war Mittagspause, und Sarah war zuerst gegangen. Jetzt betrat Heidi den Diner und sah Sarah in einer Nische am Fenster sitzen.
    Heidi fing an zu lächeln, winkte und rutschte über die rote Kunstledersitzbank zu Sarah, damit sie neben ihr sitzen und ihre Hand halten konnte. Sie gab ihr einen hastigen Kuss und blickte sich um. War auch niemand aus dem Kollegium in der Nähe?
    »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Liebling«, sagte Sarah. »Jetzt bist du also dreißig.«
    Heidi lachte. »Ich fühle mich kein bisschen anders als mit neunundzwanzig. Obwohl ich eigentlich fest damit gerechnet habe.«
    Sie bekamen die Speisekarte, bestellten warme Putensandwiches und schlangen sie hastig hinunter, weil die Mittagspause so kurz war und ihnen so vieles durch den Kopf ging. Heidi platzte heraus: »Wenn wir richtig zusammen sein könnten, ohne Angst vor einer Kündigung oder davor, dass der Terror oder das Scheusal durchdrehen, meinst du, dass unsere Gefühle sich verändern würden?«
    »Du meinst, ob wir weniger füreinander empfinden würden, wenn wir uns sicher fühlen könnten?«
    »Ja, genau.«
    »Nein. Ich glaube, dann wäre es noch schöner. Es wird noch schöner. Das ist ein Versprechen. Schau, Heidi …«
    Jetzt kamen drei Kellnerinnen aus der Küche. Die erste hielt den Kuchen in

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