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Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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der einen Hand und schützte mit der anderen die dreißig kleinen, rosafarbenen Kerzen. Die Kellnerinnen stellten sich am Fußende des Tisches auf und sangen: »Happy birthday, dear Heidi, happy birthday to you.«
    Quer durch den schmalen Diner ertönte Beifall, und Heidi schaute Sarah an, drückte fest ihre Hand und blies dann die dreißig Kerzen aus, allesamt beim ersten Versuch.
    »Du darfst mir nicht sagen, was du dir gewünscht hast«, sagte Sarah.
    »Das muss ich gar nicht. Du weißt es.«
    Die beiden umarmten sich, und Sarahs Herz schlug schneller, als sie an das Geschenk in ihrer Hosentasche dachte.
    »Ich habe noch etwas für das Geburtstagskind«, sagte sie. Sie steckte die Hand in die Hosentasche und holte ein Päckchen heraus, das so klein war, dass nur etwas wirklich Gutes darin sein konnte. Heidi wechselte einen verschwörerischen Blick mit Sarah, schälte das silberne Geschenkpapier ab und hielt die kleine Lederschachtel in der Hand, die aussah wie eine Truhe mit abgerundetem Deckel.
    »Ich habe keine Ahnung, was das sein könnte«, sagte sie.
    »Dann sieh nach.«
    Heidi hielt die Schachtel mit beiden Händen fest und machte den Deckel auf. Dann nahm sie die Kette und den Anhänger, einen leuchtend gelben, stark facettierten Stein heraus. Mit angehaltenem Atem fiel sie Sarah um den Hals und bat ihre Freundin, ihr beim Anlegen der Kette behilflich zu sein.
    Sarah strahlte, streifte die seidigen, roten Haare aus Heidis Nacken und machte die Schnalle zu. Der Typ mit dem Schmuckstand drunten am Fisherman’s Wharf hatte tolle Arbeit geleistet und den Stein in eine wunderschöne, neue Fassung eingepasst, hatte keine Fragen gestellt und sie nicht einmal angeschaut, als sie ihm die zwanzig Dollar gegeben hatte.
    »Das ist ja wunderschön. Das ist wirklich das allerschönste Geschenk, Sarah. Was ist das denn für ein Stein?«
    »Ein Zitrin. Ich betrachte ihn als eine Art Verheißungsstein.«
    Heidi blickte Sarah in die Augen und nickte.
    Sarah legte die Fingerspitzen auf den Edelstein, der jetzt so anmutig um Heidis Hals hing, und sagte sich, dass sie den einen, letzten Einbruch auf ihrer Liste noch zu Ende bringen, dass sie einen Hehler kontaktieren und Heidi, Sherry und Steven aus San Francisco wegschaffen würde, dass sie es irgendwie bewerkstelligen würde, dass sie und Heidi und die Kinder nicht mehr tagtäglich diese Angst ertragen mussten.

58
    Der Chronicle druckte die Erwiderung auf die »Lösegeldforderung« des Lippenstift-Killers, und binnen weniger Stunden kam der gesamte Planet zum Stillstand, und alle Augen waren auf San Francisco gerichtet. Alle möglichen und unmöglichen Medien hatten sich per Übertragungswagen oder zu Fuß auf den Weg gemacht und umlagerten jetzt die Hall of Justice ebenso wie das Redaktionsgebäude des San Francisco Chronicle , überfluteten Tylers Telefonleitungen mit Interviewanfragen und liefen jedem Polizisten und jedem Zeitungsangestellten auf der Straße nach. Jeder Mann, jede Frau und jedes Kind, die über eine Meinung und einen Computer verfügten, schickten Leserbriefe ab.
    Interviewwünsche wurden abgelehnt, und der Bürgermeister flehte die Presse an: »Lassen Sie uns doch einfach unsere Arbeit machen. Sobald wir die erledigt haben, erfahren Sie alles, was Sie wissen wollen.«
    Rich Conklin, Cappy McNeil und ich saßen im Gebäude des Chronicle und hatten nur eine Aufgabe – den Müll von den wirklich wichtigen Dingen zu trennen: einer Erwiderung des Killers mit Anweisungen, wie die zwei Millionen Dollar Blutgeld übergeben werden sollten, damit er San Francisco in Ruhe ließ.
    Es war eine widerliche Situation, bei der wir im Grunde genommen nur verlieren konnten. Unsere einzige Chance bestand darin, den Mörder in eine Falle zu locken. Der Plan war einfach. Folge der Spur des Geldes.
    Um 14.15 Uhr brachte die Hauspost einen dicken, braunen Briefumschlag in die Vorstandsetage. Er war an H. Tyler adressiert. Ich streifte Latexhandschuhe über und sagte zu dem Bürschchen aus der Poststelle: »Wer hat den abgeliefert?«
    »Hal von Speedy Transit. Den kenne ich.«
    »Haben Sie die Sendung quittiert?«
    »Vor acht oder zehn Minuten. Ich bin sofort damit hochgekommen.«
    »Wie heißen Sie?«
    »Dave. Hopkins.«
    Ich bat Dave Hopkins, zu Inspektor McNeil zu gehen, dem dicken Mann mit dem braunen Jackett, damit er Hal unverzüglich befragen konnte. Dann rief ich nach Conklin, der das Büro auf der anderen Seite des Flurs verließ und mich bis zu Tylers Bürotür

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