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Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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weder vom Licht der Laternen noch von den Überwachungskameras erfasst werden konnte. Jetzt wartete er auf Heidi und die Kinder.
    Pete stand unter Hochspannung und war gleichzeitig absolut beherrscht. Er nahm alles wahr, was um ihn herum vorging: den Geruch der frisch gezogenen Linien auf dem Parkplatz, die zufriedenen Kunden auf dem Weg zu ihren Autos, die Lichter bei Mervyns und Toys ’R’ Us und auch die fortschreitende Abenddämmerung.
    Das Adrenalin, das durch seine Adern pulsierte, schärfte seine Sinne. Nur noch wenige Minuten, dann würde er die entscheidende Phase seines Plans in die Tat umsetzen. Sobald er die drei Blutsauger eliminiert hatte, würde er nach Hause gehen und es sich vor dem Fernseher gemütlich machen. Noch bevor überhaupt jemand die Bullen gerufen hatte.
    Er ließ sich die drei kleinen Sätze aus seinem Brief an den Chronicle noch einmal durch den Kopf gehen: »Glaubt ihr mir jetzt? Der Preis ist auf fünf Millionen gestiegen. Vermasselt es nicht wieder.«
    Deutlicher konnte er wirklich nicht mehr werden.
    Der Brief würde erscheinen, während gleichzeitig die Bullen und die Medien ihn angesichts seines furchtbaren Verlusts trösten und drei weitere »sinnlose Morde« auf das Konto des Lippenstift-Killers buchen würden.
    Es war ein brillanter Plan, und er musste sich selbst dafür loben, da er von niemandem sonst Lob erwarten konnte.
    Und schon hörte er Heidis Gequatsche und sah im Rückspiegel, wie sie die Stinkbombe auf der Hüfte balancierte und gleichzeitig den Einkaufswagen vor sich her schob. Aber er hörte auch noch eine andere Stimme – verdammt. Das war diese Angie Weider mit der Hundeschnauze, eine ihrer Nachbarinnen, aha, schon kam sie in sein Blickfeld mitsamt ihrem Balg im Buggy.
    Heidi verabschiedete sich von Angie und brachte den Einkaufswagen vor der Heckklappe zum Stehen.
    »Pete?«
    Heidi machte die hinteren Türen auf, schnallte die Kinder an und rief ihm über den Sitz hinweg zu: »Pete, kannst du vielleicht die Einkäufe versorgen?«
    »Kein Problem, Prinzessin. Brauchst bloß zu fragen.«
    Pete streifte die Handschuhe über, stieg aus und machte den Kofferraum auf. Dann wartete er einen Wagen ab, der gerade den Parkplatz verließ. Als die Luft rein war, verstaute er die Einkäufe fein säuberlich neben dem Notfallkoffer und der Schuhschachtel mit seiner geladenen Pistole.
    »Hey, Pete«, rief Angie Weider ihm zu, »kommt doch einfach noch mit zum Abendessen ins BlueJay Café.«
    »Nächstes Mal, okay?«, sagte Pete und ließ die Pistole wieder in den Schuhkarton gleiten. Die Wut kochte in ihm auf, eine Flutwelle des Hasses auf diese Hexe, die mit einem Schlag sowohl seine Gelegenheit als auch sein Alibi zunichtegemacht hatte. Einen Augenblick lang überlegte er, ob er sie und ihr Balg umbringen sollte, aber dann wurde ihm klar, dass Heidi anfangen würde zu schreien und Sherry wegrennen würde. Und dass er auf keinen Fall alle ermorden konnte, ohne gesehen zu werden.
    Heidi ignorierte ihn. »Kinder, habt ihr Lust, essen zu gehen?«
    Sherry jubilierte, und die Stinkbombe gurgelte. Pete knallte den Kofferraumdeckel zu und sagte, wobei er sich nur mit äußerster Anstrengung im Zaum hielt: »Geht ihr mal alleine. In zehn Minuten gibt’s ein Spiel im Fernsehen.«
    Heidi sagte: »Denk dran, die Eiscreme ins Tiefkühlfach zu stellen. Den Rest mache ich dann, wenn ich nach Hause komme.«
    Sie hob die Stinkbombe aus dem Kindersitz, und Sherry hüpfte zum Van der Weiders hinüber. Ein Hupsignal zum Abschied, dann waren sie weg.
    Pete rammte den Schalthebel in den Rückwärtsgang und stieß aus der Parklücke.
    Planänderung. Er würde also doch nicht nach Hause gehen.

87
    Eine Woche war vergangen, seitdem ich mit dem Chronicle vor der Brust den Verkehr auf der Golden Gate Bridge zum Erliegen gebracht hatte, zehn Tage, seitdem der durchgeknallte Psycho, den wir den Lippenstift-Killer nannten, Elaine Marone und ihr Kind ermordet hatte. Ich spürte immer noch das Handy des Killers um meinen Hals hängen, hatte immer noch seinen Spott und die bissigen Bemerkungen im Ohr, die mir befahlen, mich meiner Waffe und meiner Kleider zu entledigen, während ich mich auf dem Weg zu der Geldübergabe befand, die keine war.
    Ich war erleichtert, dass das FBI uns den Lippenstift-Irren abgenommen hatte. Der Fall Dowling spitzte sich immer mehr zu. Das Protokoll des abgehörten Telefonats lieferte uns möglicherweise einen hinreichenden Tatverdacht. Und dann waren da noch ein

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