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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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Erleuchteter, der Zwerg mit Namen Fazzgadt und sein Zögling, der schwachsinnige Glimmboldt, sind angekommen und wünschen Euch alsgleich zu sehen.“
    Der Hohepriester bedeutete seinem Gedächtnis, die beiden zügig zu ihm zu führen. Das Gedächtnis eilte aus der Höhle und kehrte kurz darauf in Begleitung der beiden Zwerge zurück. Noch bevor sie den Priester erreicht hatten, hob Fazzgadt jedoch schon mit erhobenem Zeigefinger an: „Ich bin sofort gekommen, weil ich weiß, wie viel Macht du hast, Priester. Diese ganzen Kleinhelme, Dünnbärte und Weichhämmer mit ihren vom Aberglauben vernebelten Gemütern richten sich nach deinen Worten. Und ein Wort von dir genügt, damit der Große Verwalter uns in eines seiner Felsverliese werfen lässt. Du hast mich gerufen, also bin ich gekommen. Aber damit hat es sich. Denn gekommen bin ich nur, um dir zu sagen, dass…“
    „Der Große Verwalter würde wohl kaum noch auf mich hören, guter Fazzgadt“, unterbrach ihn der Hohepriester, was Fazzgadt in seinem Redefluss innehalten ließ. „Ja, du hörst recht. Seit der Zerstörung des Orakels haben die Götter geschwiegen. Nur die wenigsten Zwerge wissen davon. Das Volk glaubt, dass die Götter immer noch unter uns sind. Doch die Olme sind tot, und seit du mit Hilfe der anderen den Überzwerg zermalmt hast, herrscht einzig noch der Wille des Verwalters im Ehernen Imperium. Er handelt, wie es ihm beliebt, und jeden Tag fallen mehr Zwerge seiner Willkür zum Opfer. Er gründet geheime Organisationen, lässt Zwerge in Verliese werfen und hat sogar versucht, mich mit Steinschmauch ruhigzustellen! Das Verderben hat sich einen anderen Weg gesucht, um unser Volk zu ereilen, und einzig der Schicksalszwerg kann es noch aufhalten…“
    Fazzgadt blieb stehen. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, und unter seinen Brauen schien es zu pulsieren. Er dachte nach.
    „Wenn das stimmt, Priester, verstehe ich, weshalb niemand von unserem Treffen erfahren darf. Der Verwalter soll nichts davon wissen. Aber ich weiß nicht, ob es klug ist, gegen den Willen des Verwalters zu handeln. Ebenso gut könnte man sich den Hintern mit glühenden Kohlen abwischen. Am Ende tut einem beides mit Sicherheit leid. Und wenn das Ganze mit irgendwelchen Göttern zu tun hat, gibt es doch bloß wieder Ärger. Ich habe keine weiteren zweihundert Jahre mehr zu verschenken, Priester. Und der Kleine, seien wir ehrlich, er ist in diese ganze Schicksalsgeschichte doch nur mit hineingerutscht.“
    Beide blickten Glimmboldt an, der seinem Oheim zufrieden grinsend gefolgt war und nun begeistert an die Absperrketten des Plateaus trat, hinter denen einhundert Zwerg tiefer das kochende Magma Blasen warf. Fazzgadt ging hastig zu ihm hinüber, packte ihn am Gürtel und zerrte ihn von der Absperrung zurück.
    „Ich liebe ihn innig, diesen wundervollen kleinen Trottel, und will, dass es ihm gut geht. Aber er hat den Grips einer Steinassel und taugt eher zum Türstopper als zum Schicksalszwerg. Es wäre also womöglich besser, wenn der Schicksalszwerg dieses Mal in kleinerer Besetzung zu Werke geht, und wir zwei weiter unsere Arbeit machen, während du das mit dem Ferkelbändiger und dem Drachenjäger alleine regelst…“
    Der Hohepriester lächelte nachsichtig, schloss die Augen und nickte.
    „Ich verstehe dich, Eisenbart. Aber ich bitte dich, bleib noch ein wenig. So lange, bis die anderen eingetroffen sind und ich euch offenbart habe, worum es geht. Du hast recht, es gilt, gegen den Großen Verwalter zu handeln, doch es geschieht im Auftrag eines ungleich höheren Herrn. Bleib und entscheide am Ende als freier Zwerg, was du tun willst…“
    Murrend stakste Fazzgadt, Glimmboldt noch immer am Gurt hinter sich her zerrend, zu einer der eisernen Bahren hinüber und setzte sich.
    Wenig später hallten ein weiteres Mal die eiligen Schritte des Gedächtnisses durch die Höhle.
    „Oh Erleuchteter, der Drachenjäger ist angekommen und…“
    Eine kräftige Hand schob ihn unsanft beiseite.
    „Garstholm Flammrank, Drachenjäger, pah! Das war einmal. General der freiwilligen Felswehr bin ich heute, Ausbilder der fürchterlichsten Truppe diesseits des Vergessens. Auf diesen glorreichen Posten hat der verwanzte Verwalter mich abgeschoben.“ Das zweibeinige Gedächtnis verschwand wieder auf seinen Posten am Totentor, während der General weiterschimpfte: „Die Trolle werden zittern, wenn sie uns gegenüberstehen, und totlachen werden sie sich, wenn es zur Schlacht kommt.

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