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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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Spitzkappen mit Gucklöchern über den Helmen. Es hieß, dass es Unglück brachte, einem Totensenker ins Gesicht zu sehen. Aus diesem Grund blieben sie in der Regel unter sich und verbrachten ihr ganzes Leben hier unten im Feuerloch.
    Die wenigsten wagten sich hinaus oder kamen überhaupt noch mit normalen lebenden Zwergen zurecht. Es war beinahe, als ob die Totensenker eine andere Sprache sprachen, in einer anderen Welt lebten und den Toten näher waren als den Lebenden.
    Einige wenige hatten dunkle Geheimnisse, die ihnen halfen, die Zeit totzuschlagen, wenn es nichts weiter zu tun gab. Auch Funkensprungk hatte ein solches. Einen Zwerg, der ihn verdammt gut dafür bezahlte, bei bestimmten Verbrennungen anwesend sein zu dürfen. Funkensprungk wusste nicht, weshalb, doch ihm konnte es schließlich egal sein, und die Toten scherte es auch nicht weiter. Den meisten Totensenkern gelang es letzten Endes, aufgrund derartiger Geheimnisse steinreich zu versterben.
    Man sprach nicht gerne über die Totensenker, denn sie galten als schlechte Omen und Sendboten des Todes. Nur wenn ein Freund oder Bartbruder verstarb, machte ein Zwerg sich auf ins Feuerloch, um dessen Totensenkung beizuwohnen und dabei aus den Augenwinkeln die umherhuschenden weißen Spitzkappenschatten wahrzunehmen, die schweigend all die Kräne und Ketten bedienten.
    Der Herzsteindieb { * } aber war faul gewesen in den vergangenen Jahrhunderten. Es war kaum gestorben worden. Ghlimm Funkensprungks dunkles Geheimnis hatte hingegen stets mit dem Tod der besten seiner Mitzwerge zu tun gehabt. Wenn nicht gestorben wurde, war Langeweile sein steter Begleiter. Und darum hatte er gebetet. Er hatte zum Ewigen Schmied gebetet, nicht vor Langeweile sterben zu müssen. Denn das war lange Zeit seine größte Befürchtung gewesen. Sich bei der Arbeit den Hals zu brechen oder versehentlich in das Magma zu stürzen, wäre für ihn in Ordnung gewesen. Aber es gab ja nicht einmal so viel Arbeit, dass einem dabei etwas hätte passieren können.
    Darum hatte er gebetet.
    Und dann hatte das große Sterben begonnen, und die Halle der Helme { * } hatte sich langsam immer mehr gefüllt.
    Man hatte von Prophezeiungen und Verschwörungen geraunt, aber Funkensprungk hatte gewusst, was geschah. Seine Gebete waren erhört worden. Er hatte den Hunger des Feuers geweckt, das nun nach toten Zwergenleibern gierte.
    Einen Toten nach dem anderen hatten sie in die Magma hinabgesenkt, Totentrunk um Totentrunk genossen, bis am Ende sogar einige der Totensenker voll wie tausend Trolle mit bierseligem Lächeln über die Absperrung hinabgefallen waren.
    Die Zeit des Sterbens war eine gute Zeit gewesen, in der die Totensenker ihre Gerätschaften geölt und das Feuer gefüttert hatten.
    Allerdings waren unter den Toten, die sie in die Hohe Höhle geschickt hatten, nur wenige wahrhaft herausragende Zwerge gewesen. Und nur solche waren für seinen geheimnisvollen Verbündeten von Bedeutung. Diesen Zwerg, der stets erschien und ihn fürstlich bezahlte, wenn ein wirklich großer Zwerg ins Feuer einging. Er wusste nicht viel über ihn, nur dass er Kiesgrimm hieß, ein Antiquitätenhändler aus den Höhlen des Stahls war und dass er ihm jeden Toten vergoldete, der in den Gängen zu Lebzeiten Großes vollbracht hatte, wenn er seiner Totensenkung beiwohnen durfte. Aber es waren tatsächlich nur die Besten, die er auf ihrem letzten Weg begleiten wollte.
    Und in der Zeit der vielen Toten war er kein einziges Mal im Feuerloch aufgetaucht. Masse war eben nicht gleich Klasse, viel Gold musste kein gutes Gold sein, und es waren einfach nicht die Richtigen gestorben…
    Gestorben aber wurde.
    Und zwar mehr als sonst.
    Zwerg hatte sich gegen Zwerg gewandt, und einer nach dem anderen hatte sein Bündel geschnürt, um es durch die Flammen mit in die Hohe Höhle zu nehmen.
    Und so war Funkensprungk zumindest vor der Langeweile verschont geblieben.
    Schließlich aber waren es so viele Tote gewesen, dass er sich schuldig gefühlt hatte. Immerhin war er es gewesen, der für mehr Beschäftigung gebetet hatte. Und nun hatte er sie bekommen… Deshalb hatte er als Nächstes gebetet, dass weniger Zwerge starben und sich vielleicht eine andere Möglichkeit fand, der Langeweile zu entgehen. Und schließlich hatten die Götter ihm den Höchsten der Hohen hinab ins Feuerloch geschickt.
    Es war kaum eine Schicht her, dass der Alleroberpriesterlichste ihn angesprochen und um einen sonderbaren Gefallen gebeten hatte.
    Er bewunderte

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