Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
Vom Netzwerk:
sagen habe. Ihr könnt aus freien Stücken entscheiden, ob ihr dieses letzte Wagnis zur Rettung eures Volkes eingehen wollt.“
    Blechboldt zögerte. Wenn es tatsächlich der Wille des großen Erzferkels war…
    Der Alleroberpriesterlichste nahm unterdessen eine steinerne Schüssel zur Hand, die in der Nähe stand, hakte sie in eine der Ketten ein und ließ sie mit Hilfe einer Kurbel in das Magma hinab.
    Widerwillig begab sich der Ferkelbändiger schließlich zu den anderen hinüber, nickte Fazzgadt und dessen Zögling kurz zu und klopfte dem General auf die Schulter.
    Als der Hohepriester die Schüssel wenig später wieder hochholte, glühte zähes Magma in ihrem Inneren. Dies war das Urblut der Zwerge, die niemals verlöschende Seele des Ehernen Volkes.
    Unter den Augen der Umsitzenden streifte der Allerpriesterlichste seinen Grubenumhang ab, öffnete seine Robe und enthüllte fünf langstielige Knochenpfeifen, die er darunter verborgen hatte.
    Sie alle waren mit blassgrauem Kraut gestopft. Mit feierlicher Geste zog er eine nach der anderen hervor und hielt sie direkt über das Magma. Er wendete sie in den Händen, bis die Kräuter in ihrem Kopf Flammen fingen. Dann legte er sie in einem Kreis um die Schale mit dem glühenden Magma.
    Ein süßlich herber Duft begann von den Pfeifen aufzusteigen. Der General rümpfte die Nase.
    „Was ist das für ein seltsamer Geruch, Alter?“, fragte er.
    Der Erhabenste aller Erhabenen lächelte.
    „Das, werter Flammrank, ist Gottkraut. Es ist selten und sonderbar und wächst nur in den hinteren Sümpfen. Unter Steinen, die unter anderen Steinen liegen. Es gibt nicht viel davon, die Pflanze wurde beinahe ausgerottet, da sie der Arbeitsmoral abträglich und noch schlimmer ist als Rauschkraut. Denn wer ihre getrockneten Blüten raucht, der vermag mit den Steinen zu sprechen. Ich habe während der letzten Schicht alle meine Getreuen ausgesandt, um jedes Quäntchen Rauschkraut zu erstehen, das innerhalb des Imperiums zu finden war. Um jeden erdenklichen Preis. Was meine Mittel ziemlich erschöpft hat.“
    Fazzgadt kicherte. „Fantastisch, wir finden uns wie junge Kurzbärte im Feuerloch zusammen, um verbotenes Kraut zu rauchen. Na, von mir aus…“
    „Oh nein, Fazzgadt“, entgegnete der Hohepriester. „Es ist mehr als das, und das wirst du gleich verstehen…“
    Mit feierlichem Ton wandte sich der Priester an die vier Zwerge: „Nun tretet näher. Ihr, die ihr Teil des Schicksalszwergs seid, dazu ausersehen, das Volk der Zwerge zu erretten. Nehmt diese Pfeifen, die im Herzen der Erde entzündet wurden, vom Urblut der Altvorderen, rauchet, wisset und verstehet!“
    Zögernd traten die Zwerge näher.
     
     
    Zunächst Fazzgadt, der seinen Zögling führte, dann der Ferkelbändiger, der seinerseits den General an die Hand genommen hatte.
    Jeder von ihnen nahm sich eine Pfeife und hob sie an den Bart. Dann begannen sie, den bitteren Rauch einzusaugen, der sie empfänglich machen würde für das Wunder, das der Höchste der Hohen ihnen zugedacht hatte.
    Sie rauchten eine Weile und blickten einander schließlich an. Nichts geschah. Ein bisschen müde fühlten sie sich, aber das konnte auch an der anstrengenden Reise zum Feuerloch liegen. Bei all den vollmundigen Worten, dem ungeheuerlichen magischen Prisma und dem ganzen Aufwand, den der Hohepriester betrieben hatte, um sie hier zusammenzubringen, hätten sie schon ein bisschen mehr erwartet.
    Mit feierlicher Geste zog der Allerpriesterlichste aus den Tiefen seines Umhangs einen kleinen, viereckigen, tiefroten Stein hervor und reckte ihn der Marmorkuppel des Feuerlochs entgegen.
    Fazzgadt und Blechboldt runzelten die Stirn. Und nachdem sie dem blinden General erzählt hatten, was geschah, runzelte auch dieser die Stirn.
    Glimmboldt starrte unterdessen versonnen in seine Pfeife, versuchte das vermeintliche Tier, das darin leuchtete, anzufassen und verbrannte sich mit einem leisen Aufschrei den Daumen.
    Während Glimmboldt jammerte, blickten sich die anderen verwundert an.
    Konnte es sein, dass der Prophezeier alles zu Prophezeienden wahnsinnig geworden war? Hatte er sie tatsächlich hierherbestellt, um nach der letzten Schicht ein gemütliches Pfeifchen mit ihnen zu rauchen und ihnen einen Stein zu zeigen?
    Dann aber begann der Stein zu sprechen.
    Sie alle konnten hören, wie seine Stimme von den Wänden der Höhle widerhallte. Und vor allem konnten sie ihn verstehen! Mit großen Augen starrten sie den Stein an, und selbst der

Weitere Kostenlose Bücher