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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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beim Verwalter angezeigt zu werden. Die Menhire waren überall, sie hatten das Eherne Volk vollkommen durchdrungen. Und man konnte ihre Diener nicht einmal erkennen, so geheim waren sie. Die meisten Zwerge dienten zumindest einem von ihnen, manche sogar zweien. Oder aber sie waren Teil der Begnadeten Bewahrer geworden, die im Gegensatz zu den Menhiren zumindest niemanden denunzierten. Sie hielten sich verborgen und behielten alles für sich, wie es ihre Aufgabe war.
    Es gab inzwischen jedenfalls kaum noch einen Zwerg, der nicht Teil einer dieser ominösen Gruppierungen gewesen wäre, die der Große Verwalter mit dem Ziel ins Leben gerufen hatte, das Eherne Imperium vor sich selbst zu schützen. Ob es nun wollte oder nicht.
    Die wenigen ehrlichen Schürfbrüder, die noch geblieben waren, mussten freilich die Arbeit derjenigen, die zu vermeintlich Höherem berufen waren, mit erledigen. Während die Begnadeten Bewahrer, von denen nie einer in den Gängen zu sehen war, ihren Dienst für die Zwergenheit unentgeltlich in ihrem geheimen Quartier versahen, wurden die Menhire aus den Schatzkisten des Verwalters bezahlt. Und die drei Geheimdienste verschlangen sein Gold mit dem Hunger einer siebenköpfigen Raupe.
    Aber der Große Verwalter hatte sich etwas einfallen lassen, um das Wohlergehen seiner Untertanen gewährleisten zu können.
    Damit die kostspieligen Menhire das Eherne Volk auch weiter nachhaltig beschützen konnten, hatte der Verwalter einige sinnreiche Steuern erhoben. Da war zum einen die Werkzeugsteuer, die auf neu erworbene Grubengerätschaften zu entrichten war und zwei Kiesel betrug. Diese war für die meisten Schürfbrüder fast noch nachvollziehbar. Sogar Fasssteuer und Humpenpfand hatten sich die Schankwirte gefallen lassen. Die Diener der Menhire zahlten diese Abgaben mit Freuden, da sie damit letztlich ihren eigenen Lohn sicherten.
    Die Bartsteuer allerdings hatte den Krug zum Überlaufen gebracht. Den Bart, die größte Zierde eines Zwergs, den Sitz seiner Seele, zu besteuern und damit die Ehrbarsten der Ehrbaren, die zigfach Gezwirbelten und Gewachsten in die Pflicht zu nehmen, dazu hatte kein Verwalter das Recht!
    Unmut gor in den Gängen wie ein Fass mit altem Bier und toten Ratten. Missmutig streiften die Zwerge umher, Bierzwiste brachen schneller aus als früher, man teilte sein Bier nicht mehr und achtete besser auf sein Gold. Um die Werkzeugsteuer zu umgehen, kauften die Zwerge heimlich in Trolllagern und waren bemüht, den eigenen Bart nicht über die niedrigste Steuerklasse hinaus wachsen zu lassen.
    Das Bartwettwachsen in der Arena war der Bartsteuer wegen für Athleten und Ausrichter ein derart kostspieliges Unterfangen geworden, dass man dort bereits überlegte, der Traditionen zum Trotz auf Fingernägel auszuweichen.
    Bartvermesser und Werkzeugkontrolleure patrouillierten im Auftrag des schwarzen Menhirs in den Gängen und waren bald schon zum Schrecken der gesamten Zwergenheit geworden. In vermessene Bärte wurde ein Kontrollsiegel eingeflochten, und in rechtmäßig erworbene Hämmer und Hacken wurde es eingebrannt – zum besonderen Vergnügen Harrm Kiesgrimms und seiner Fälscherbande, denen jedes neue offizielle Siegel weitere Betätigungs- und Verdienstmöglichkeiten eröffnete.
    Findige Zwerge hatten in der ersten Zeit nach der Einführung der Bartsteuer durch künstliche, abnehmbare Bartverlängerungen ein gutes Geschäft gemacht, bis eigens dafür schließlich noch die Falschbartabgabe eingeführt worden war.
    Unter dem Schutz der Menhire und dem Wohlwollen des Großen Verwalters waren die Zwerge geizig geworden. Sie hatten begonnen, einander zu misstrauen.
    Außerdem gab es Gerüchte über das neue Orakel des Verwalters. Gesehen hatte es noch keiner der gewöhnlichen Zwerge, aber man munkelte, die neuen Priester würden in goldenen Hallen fässerweise bestes Bier vergeuden, es einfach auskippen und abfließen lassen, um aus dem zurückbleibenden Schaum den Willen der Götter herauszulesen…
    Die meisten Zwerge verstanden nicht viel von den Göttern, aber dafür umso mehr von Bier.
    Und das verschüttete man nicht einfach so.
    Egal, mit wem man sprechen wollte.
    Tatsächlich hatten einige Zwerge bereits die vorsichtige Vermutung geäußert, dass der Große Verwalter vielleicht am falschen Stein geleckt oder das falsche Kraut geraucht haben mochte.
    Derlei Äußerungen waren jedoch selten und wurden dank der Aufmerksamkeit der Menhire inzwischen vorwiegend unter Gleichgesinnten in

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