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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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ich dich daran erinnern darf. Was also ist es, an das du dich an meiner statt erinnerst?“
    Das Gedächtnis atmete tief ein und hob dann in der Dunkelheit mit bedeutungsschwangerem Ton an zu rezitieren: „Erst wenn der falsche Zwerg im Dunkel der Kerker lacht, die Hoffnung verflogen und Flucht unmöglich ist, erst dann wird das Undenkbare denkbar werden.“
    Als er geendet hatte, legte sich Schweigen über die Dunkelheit.
    Bis Fazzgadt schließlich fragte: „Sagt mal, was fressen diese Erzferkel eigentlich?“
    Blechboldt fühlte sich als Fachmann in die Pflicht genommen und antwortete augenblicklich: „Vor allem Knorpelknollen. Und natürlich Wucherwurz, wenn sie welchen entdecken. Wenn man ihnen eine wirkliche Freude machen will, dann…“
    „Aber doch sicher auch Dinge, die einen ein wenig wirr unter dem Helm machen, oder?“, bohrte Fazzgadt nach.
    „Wieso…“
    „Na hör mal, so was prophezeit doch niemand, der bei klarem Verstand ist!“
    „Das ist Frevel!“, empörte sich der Hohepriester auf seiner Seite des Raums. „Blasphemie! Nicht nur, dass du den Stein verhöhnst, jetzt wagst du es auch noch, das Große Erzferkel…“
    „Was heißt hier verhöhnen?“, entgegnete Fazzgadt. „Ich stelle lediglich fest, dass es womöglich einen Grund gibt, dass gewisse Dinge nicht reden können.“
    „Nur weil du sie nicht verstehst, heißt das nicht…“, ereiferte sich der Hohepriester.
    „Ich habe nicht einmal das Bedürfnis, Ferkeln oder Steinen zuzuhören, geschweige denn, sie zu verstehen!“, fiel ihm Fazzgadt ins Wort. „Ich will in Ruhe in meiner Höhle sitzen, mein Bier trinken und meine Pfeife rauchen. Und dass ich das nicht kann, liegt allein an diesem plappernden Kiesel und einem schwatzhaften Schwein!“
    Nun schaltete sich auch der General in das Gespräch ein.
    „Wir sollten uns eher Gedanken darüber machen, wie wir hier wieder herauskommen. Unsere Lage ist nämlich überaus ernst. Freiwillig wird dieser Zwerg uns nicht losmeißeln lassen.“
    „Oh, unsere Lage ist also ernst.“ Fazzgadts Streitsucht wuchs spürbar. „Das hatte ich noch gar nicht gemerkt. Ich hatte angenommen, man hätte uns aus reiner Freundlichkeit an diese Wand gehängt. Wer ist dieser Zwerg überhaupt?“
    „Na ja, er gibt sich jedenfalls als Kommandant von Vorrngarth aus“, antwortete der General.
    Von dort, wo der grauhaarige Zwerg an der Wand hing, drang ein leises Röcheln herüber.
    Der Allerhöchste nickte, ohne dass es jemand sehen konnte. „Der in Wirklichkeit dort drüben hängt“, sagte er. „So viel habe ich bereits verstanden.“
    „Und niemand kann dem falschen Kommandanten etwas anhaben, solange er in Vorrngarth weilt und man ihn für den echten hält“, sagte Flammrank. „Dies ist sein Reich, in dem seine Regeln herrschen. Und er wird niemals zulassen, dass jemand seine Macht gefährdet…“
    „Das klingt aber gar nicht gut“, murmelte Blechboldt.
    „Nicht gut? Das klingt so, als wären wir endgültig verloren!“, polterte Fazzgadt los. „Und zwar weil der Allerüberhöchste, diese priesterliche Vollpfeife, jedem dahergelaufenen Stein glaubt, wenn er ihm irgendwas erzählt!“
    Der Hohepriester überhörte die Anfeindungen und griff stattdessen die Frage von zuvor noch einmal auf.
    „Aber wer ist er denn überhaupt, dieser Zwerg?“
    Darauf erwiderte Garstholm Flammrank, der blinde General: „Es gibt nur einen, der sich derart gut verstellen kann. Na ja, zwei, um genau zu sein. Beide sind Meister der Maskerade, und man sagt, sie könnten sich sogar als Schieferspringer verkleiden, ohne dass jemand misstrauisch werden würde. Zwei Zwerge gibt es also, die die Kunst der Verstellung zur Vollendung gebracht haben. Und da der eine von beiden, nämlich Bragk Nattergriff, dort drüben an der Wand hängt, kann es nur der andere sein…“
    „Der andere?“, fragte Fazzgadt.
    „Kein Geringerer als Nattergriffs Oheim, der Vater aller Halunken. Der Ahnherr des Zwergischen Zwielichts. Schnappsagk Silberkies…“
     

INTERMEZZO
     
     
     
    Die Stimmung in Dumpgrunts Bauch, der größten Höhlentaverne der gesamten Zwergenwelt, war miserabel. Und sie war ein Spiegel der Stimmung des gesamten Imperiums. Das war schon immer so gewesen, was das Ganze allerdings nicht angenehmer machte.
    Hier sprach man, wie einem der Bart gewachsen war. In den Gängen aber musste ein aufrechter Zwerg inzwischen aufpassen, was er sagte, um nicht durch den Spitzel des einen, anderen oder nächsten Geheimdienstes

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