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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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Fallen zu überwinden. Nattergriff wollte wissen, wer dieser Zwerg war und wie er aussah!
    Das Klirren wurde lauter. Daneben waren nun auch leisere, dumpfere Geräusche zu hören. Metall, das über Leder rieb.
    Nattergriff wollte ihn unbedingt sehen. Den Herrn der Fallen, den Fallenschmied, den Fürst der Fußangeln! Vorsichtig lugte der Meisterdieb aus seiner Deckung hervor. Und der Anblick war wahrhaft beeindruckend.
    Als Erstes sah er seinen Helm. Es war ein klassischer Lichthelm, in dessen Stirnkäfig der Leuchtkäfer brummte, dessen Licht sie schon aus der Ferne hatten ausmachen können. Auf der linken Seite des Helms befand sich ein metallener Arm mit zwei Gelenken, an dessen Ende wiederum in einer metallenen Fassung ein Vergrößerungskristall funkelte. Es handelte sich um eine beleuchtete Lupe für die Arbeit an komplizierter Mechanik.
    Auf der anderen Seite des Helms waren zwei weitere Arme mit je einer eisernen Zange angebracht, die während der Arbeit zum Aufhalten von Türen oder Sichern von Drähten benutzt werden konnten.
    Der Helm hatte einen Nackenschutz aus übereinander angeordneten Eisenplatten. Dieser war mit einem ledernen Halsschutz verbunden, der direkt in eine Werkzeugweste überging.
    Das braune Haar des Fallenstellers war unter dem Helm in strengen Zöpfen nach hinten geflochten. Auch sein Bart war in zehn eng geflochtene Stränge geteilt, die ebenso wie die anderen Zöpfe an seiner Lederweste befestigt waren.
    Nattergriff nickte anerkennend. Wenn es um komplizierte Fallen ging, waren Haare so ziemlich das Gefährlichste, was man sich denken konnte. Ein einziges unkontrolliertes Haar vermochte eine tödliche Mechanik auszulösen. Ebenso konnte man eine solche damit entschärfen. Das setzte allerdings voraus, dass man die Kontrolle über das Haar hatte, wusste, wo es sich befand und wie es sich unter bestimmten Umständen verhielt. Und da gab es himmelweite Unterschiede. Nicht bloß bei Zwergenhaaren. Auch Schieferspringer-, Erzferkel- oder Sumpfbüffelbärhaar hatte bestimmte Qualitäten. Auch abseits der Fallenkunst. Trollhaare gaben erstklassige Zahnstocher ab und die Haare des Frostzottelfrosches machten sich gut in der Pfeife. Gewöhnlich und wenn er nicht gerade aus einem Kerker kam, hatte Nattergriff für Notfälle stets ein kleines, ledernes Etui mit dreißig verschiedenen Haarsorten in der Tasche.
    Und der Meisterdieb war sich sicher, dass jener Zwerg, der dort den einzig möglichen Weg durch das gefährlichste Fallenfeld des gesamten Imperiums beschritt, all das ebenfalls wusste. Ihre beiden Künste war einander verwandt. Aber sie waren sich nicht ebenbürtig. Denn am Ende war Nattergriff abhängig von den Fallenmachern. Wie hätte er eine Falle überwinden können, die noch nicht erfunden worden war?
    Und darum erfüllte ihn in diesem denkwürdigen Moment, in dem er dem unangefochtenen Meister der Fallenschrauber gegenüberstand, große Ehrfurcht.
    Allein schon wegen der Ausrüstung des Fallenwarts. Neben den geflochtenen Bartsträngen trug er in ledernen Schlaufen an seinem Körper allerlei Werkzeuge zum Feststellen, Nachziehen, Drehen, Zwirbeln und Schlagen. Blechspreizer, Nietenlüpfer, Schmelzstempel und einige Sprengkäfer. Am Gürtel entdeckte Nattergriff neben acht verschiedenen Zahnrädern, drei Eisenfedern, einigen Rollen Draht und einem Wetzstein sogar einen achtseitigen Hammer. Einen solchen hatten im Lauf der Zeiten allenfalls zwölf Zwerge beherrscht. In komplizierten Zirkelbewegungen geschwungen war er ein ebenso effizientes Werkzeug wie eine verheerende Waffe.
    Auf dem Rücken trug der Fallenzwerg, abgesehen von einigen runden stählernen Stangen, auch noch einen kleinen Amboss, der an zwei Schultergurten befestigt war, an denen außerdem eine magische Feuerstelle baumelte { * } . Über seine Schultern verliefen drei aufgerollte Seile verschiedener Stärke.
    Unter der Lederweste trug der Schrauber ein engmaschiges Kettenhemd, und seine Arme steckten in metallenen Schienen mit flexiblen Ledergelenken, die am Ende in eiserne Handschuhe übergingen.
    Auch die Beine steckten in derartigen Stahlschienen, an denen wiederum kurze Eisenstangen und allerlei Röhren befestigt waren, in denen sich vermutlich Schrauben und Nieten befanden.
    Nattergriff war wirklich beeindruckt. Eine solche Vielzahl an Werkzeugen hatte der Meisterdieb noch in keiner Höhle versammelt gesehen. Dieser Zwerg war eine wandelnde Werkstatt! Mit einer Ausrüstung wie dieser hätte Nattergriff die

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