Das Abkommen
hat Spaß gemacht, so zu tun, als könnten wir die Welt ändern. Aber ich glaube nicht, dass es die Sache wert ist, dafür zu sterben.«
»Für mich war das kein Spiel.«
Ich ließ meinen Kopf in beide Hände fallen und starrte auf den Boden. »Okay. Angenommen, es ist kein Spiel. Was, wenn wir durch irgendein Wunder alles zum Besseren verändern können – aber der sprichwörtliche eine Mensch dafür sein Leben lassen muss? Ich glaube nicht, dass ich mein Leben dafür aufs Spiel setzen will, Leuten zu helfen, die sich nicht selbst helfen können. Wissen Sie was? Ich bin nicht schuld daran, dass jemand raucht. Das ist, verdammt noch mal, seine eigene Schuld.«
»Wenn Sie nicht schuld daran sind, warum geben Sie dann nicht einfach auf?« Diesen Satz konnte man unterschiedlich interpretieren, und ihr Ton ließ keine Rückschlüsse darauf zu, wie sie ihn gemeint hatte.
»Wen kümmert es, wenn Sie Ihren Trust verlieren?«, fuhr sie fort. »Sie bekommen sowieso kein Geld mehr daraus, und wenn es so weitergeht, werden Sie nicht lange genug leben, um ihn ausbezahlt zu bekommen.«
Zugegeben, es war kein so toller Job. Ich arbeitete nicht nur für die vielleicht mörderischste Firma der Welt, meine Aufgabe bestand auch noch darin, Paul Trainer aus der Schusslinie zu bringen und für ihn meinen Kopf hinzuhalten.
»Was ist mit Ihnen?«, fragte ich. »Sie haben keinen Grund mehr zu bleiben. Sie bekommen ja nicht einmal ein Gehalt.«
»Ich will nicht kündigen. Jedenfalls jetzt noch nicht.«
»Sind Sie sicher, dass sie es wert sind?«
»Wer?«
»Die Raucher?«
Sie zuckte mit den Achseln.
»Wahrscheinlich ist die Frage, ob wir gehen oder bleiben sollen, noch die einfachste«, sagte ich.
»Und wie lautet die schwierige Frage?«
Nikotin legte ihren Kopf auf meinen Schoß, und ich fing an, ihr den Nacken zu kraulen. »Wenn die Presse recht hat und ich Paul Trainer tatsächlich um den kleinen Finger gewickelt habe, was machen wir dann mit dieser Macht?«
Einige Minuten verstrichen, bis Anne wieder etwas sagte. Doch sie beantwortete die Frage nicht. »Ich habe mich bei Stephen bedankt, bis jetzt aber noch nicht die Gelegenheit gehabt, mich auch bei Ihnen zu bedanken.«
»Wofür?«
»Dafür, dass Sie Ihr Leben riskiert haben, um mich zu retten.«
Ich spürte, wie ich rot wurde, und stellte fest, dass ich ihr nicht in die Augen sehen konnte. Stattdessen konzentrierte ich mich darauf, Nikotin zu streicheln.
»Was machen wir, Trevor? Gehen oder bleiben?«
»Ich schätze, wir bleiben.«
Sie kramte einige lose Blätter Papier aus ihrer Handtasche und hielt sie mir hin. »Dann sollten wir dieses Spiel auch so spielen, als würden wir es gewinnen wollen.«
»Was ist das?«
»Die Gesprächsliste aus dem Büro Ihres Vaters.«
»Wie sind Sie da rangekommen?«, sagte ich, während ich mich noch fester an die Wand drückte, anstatt nach der Liste zu greifen.
»Das ist doch nicht wichtig, oder? Jetzt nehmen Sie sie schon.«
Ich nahm sie, wenn auch zögernd. Mein Blick fiel auf zwei unterstrichene Telefonnummern, die mir nichts sagten.
»Der erste Anruf ging an Angus Scalia, einige Stunden, bevor Sie mit ihm zusammen in der Talkshow aufgetreten sind. Der zweite Anruf ist ein Fax an sein Büro.«
Nach dem, was heute passiert war, wollte ich von so etwas nichts hören.
»Trevor?«
»Was?«, sagte ich so laut, dass mich sogar Nikotin etwas erstaunt ansah. »Hat das etwas zu bedeuten? Mein Vater hat ihn vielleicht angerufen, um ihm zu sagen, dass er ihn wegen übler Nachrede oder sonst irgendwas verklagen wird.«
»Schon möglich, aber das war nicht der Grund für den Anruf.«
DREIUNDDREISSIG
»Wie fühlen Sie sich?«, fragte Anne.
Stephen hielt den Wagen neben dem Fahrstuhl in Terras Tiefgarage an und sah an sich hinunter, als würde er nach einer versteckten Verletzung suchen. »Sehr gut. Meine Frau und meine Tochter kommen heute Nachmittag an. Sie werden ein paar Tage hierbleiben und dann zum Grand Canyon fahren. Es ist ihr erster Besuch in den Vereinigten Staaten.«
Es war unheimlich. Nein, gespenstisch war vielleicht das bessere Wort dafür. Am Anfang hatte ich das lässige Verhalten Stephens noch als gespielt abgetan – die Zurschaustellung einer Clint Eastwoodschen Haltung, die man von dem ehemaligen Mitglied einer Eliteeinheit erwartete. Aber so war es nicht. Und er war auch kein schlechter Mensch (eine Vorstellung, mit der ich ganz kurz gespielt hatte). Stephen hatte tatsächlich keine Schuldgefühle wegen
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