Das Abkommen
eine Antwort haben, doch ich entkam seinem Arm und fing an, in den Zeitungen auf seinem Schreibtisch zu blättern. Es gab ein paar der üblichen Artikel, die anklingen ließen, dass es kein großer Verlust für die Welt gewesen wäre, wenn man mich getötet hätte, aber im Großen und Ganzen zeichnete man mich in einem recht vorteilhaften Licht. Wenn das so weiterging, würde es nicht mehr lange dauern, bis man sowohl mir als auch der Tababindustrie den Status von Antihelden verlieh.
»Trevor?«, sagte Trainer. Ich hob langsam den Kopf und wartete darauf, dass er wieder versuchen würde, eine Bestätigung von mir zu bekommen. Doch zu meiner Überraschung beharrte er nicht länger auf dem Thema.
»Trevor, ich möchte Ihnen Dr. Gregory Miller vorstellen.«
Ich ging zu ihnen hinüber und schüttelte dem Mann die Hand, während ich überlegte, woher ich den Namen kannte. Dann fiel es mir wieder ein. Miller war früher ein hohes Tier bei der CIA gewesen und arbeitete manchmal als Berater für Terracorp.
»Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Mr Barnett. Ich habe schon viel Gutes über Sie gehört.«
Er hatte dunkle Schatten unter den Augen und war groß und schlaksig gebaut, was durch seine etwas zu kurzen Jackenärmel noch betont wurde. Eigentlich sah er genauso aus, wie man sich jemanden von der CIA vorstellte.
»Dr. Miller hat uns Mr Hammond empfohlen«, erklärte Trainer.
»Vielen Dank«, sagte ich. »Ohne Stephen würde ich jetzt nicht hier stehen.«
Paul Trainer deutete auf die Sofaecke am Rand des Büros, und wir setzten uns.
»Was haben wir von der Polizei gehört?«, fragte ich in die Runde.
Miller antwortete mir. »Die Leichen konnten noch nicht identifiziert werden. Die Fingerabdrücke sind nicht aktenkundig, und die Hinweise, die telefonisch beim FBI eingegangen sind, haben die Polizei auch nicht weitergebracht.«
»Was ist mit den beiden Männern, die entkommen sind?«
»Haben sich, soweit man das sagen kann, in Luft aufgelöst.«
»Ken Ewing?«
»In diesem Fall hat die Polizei noch weniger – ein paar Zeugen, aber keine verwertbaren Spuren.«
»Dann wissen wir also gar nichts?«
»Das habe ich nicht gesagt«, erwiderte Miller. »Sie haben mich gefragt, was wir von der Polizei gehört haben.«
Trainer mischte sich ein. »Wir haben den Verdacht, dass beide Überfalle von serbischen Terroristen geplant und ausgeführt wurden. Die Polizei wird es letztendlich mit Hilfe von Interpol herausfinden, aber so weit sind sie noch nicht.«
Miller nickte. »Die Serben finanzieren sich zu einem großen Teil aus dem Zigarettenschmuggel, und wir haben dafür gesorgt, dass diese Einnahmen jetzt wegfallen. Wir haben sie schon lange im Auge, außerdem noch andere Organisation wie die Hamas, die von den Einnahmen aus dem Schmuggel stark abhängig sind …«
Ich bemühte mich um einen neutralen Gesichtsausdruck, aber in Gedanken ging ich die Informationen durch, die ich gerade erhalten hatte. Zigarettenschmuggel – was im Grunde bedeutete, dass man die Zigaretten an einem Ort mit niedriger Tabaksteuer kaufte und dann an Orten mit hoher Tabaksteuer wieder verkaufte – war ein Multi-Milliarden-Geschäft, das etwa 10 Prozent von Terras weltweitem Umsatz ausmachte. Und es war etwas, das vom Management der Tabakfirmen diskret unterstützt wurde, das mehr als glücklich darüber war, dass man Zigaretten überall auf der Welt zu einem günstigen Preis bekommen konnte. Es war mit Sicherheit diese lockere Verbindung zu den Schmugglern und nicht Millers brillante Fahndungsarbeit, die es uns erlaubte, den Ermittlungsbehörden einen Schritt voraus zu sein.
Dass ausländische Terroristen Ken Ewing entführt und versucht hatten, mich zu ermorden, gab Trainer die Gelegenheit, der Tabakindustrie wieder das Mäntelchen umzuhängen, das sie so viele Jahre getragen hatte. Waren die Vorfälle nur eine Art Begleitumstand, die er jetzt ausnutzte, oder waren sie mehr als das? Wurde die Entscheidung darüber, ob Ewing als Märtyrer geopfert oder in einer heldenhaften Aktion gerettet wurde, von unserer Marketingabteilung getroffen?
Die Tatsache, dass ich gerettet worden war (und ein paar Stunden später für ein Interview zur Verfügung gestanden hatte), ließ nichts Gutes für Ewings Zukunft ahnen. Die Medien brauchten neues Futter, um weiter berichten zu können und die Leute bei der Stange zu halten.
»Was ist mit den Italienern?«, wollte Trainer wissen.
»Die Mafia ist bei Weitem die professionellste Schmugglerorganisation,
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