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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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jemanden ausgesucht hätten, hätten wir niemanden mit einer besseren Werbewirkung finden können.
    »Wir haben eine Pressemappe über ihn verschickt, und seine Frau hat sich bereit erklärt, Interviews zu geben. Haben Sie sie schon im Fernsehen gesehen? Ich schicke Ihnen ein Band hoch. Eine hübsche Frau, verständlicherweise etwas verstört. Wir vertreten nach wie vor den Standpunkt, dass Terroristen dieses Land in ihre Gewalt bringen wollen, wir uns aber mit aller Macht dagegen wehren. Das muss natürlich alles sehr subtil bleiben. Bei so etwas kann man leicht das Maß verlieren, daher versuchen wir, so zurückhaltend wie möglich zu sein.«
    »Haben Sie schon die Titelseite der New York Times von heute gesehen?«
    Rork grinste breit. »Das ist erst der Anfang. Die Times ist nicht die einzige Zeitung, die sich auf die Tatsache einschießt, dass die Regierung sich der Tabakindustrie gegenüber nicht gerade so verhält, wie sie das immer behauptet. Und diese Scheinheiligkeit werden wir der Regierung auch in Zukunft unter die Nase reiben.«
    Trainer nickte. »Weiter so. Die PR ist Ihr Ressort. Es hängt alles von Ihnen ab.«
    »Ja, Sir.« Rork führte eine Art militärischer Kehrtwendung aus und ging zur Tür. Ich sah ihm nach und fragte mich, was Ewing wohl sagen würde, wenn er wüsste, dass er nur Mittel zum Zweck war und seine Frau und Kinder als PR-Träger herhalten mussten?
    »Da wir gerade von der Regierung sprechen«, sagte Trainer. »Raten Sie mal, wer mich heute Morgen angerufen hat.«
    Er wartete meine Antwort gar nicht ab. »Dieser Wichser, der Stabschef des Weißen Hauses.«
    »Was hat er gesagt?«, fragte mein Vater.
    »Ich weiß es nicht. Ich habe das Gespräch nicht angenommen, weil ich die Presseberichte von heute noch ein wenig wirken lassen wollte, bevor ich mit ihm rede. Er kann ruhig noch eine Weile schmoren.«

VIERUNDDREISSIG
    In der Highschool war ich einmal mit meiner Klasse im Weißen Haus gewesen, und das Einzige, woran ich mich erinnern konnte, war, dass ich mich klein und isoliert gefühlt hatte – als hätte nichts davon mit mir zu tun.
    Jetzt war alles anders. Es fiel mir schwer, nicht in Ehrfurcht zu erstarren, als wir unserer hübschen Begleiterin durch die geschichtsträchtigen Korridore folgten. Ich hatte gleich eine Besprechung mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, mit einem Mann, der den gleichen Job wie George Washington, Thomas Jefferson und Abraham Lincoln hatte. Mit dem mächtigsten Mann der Welt.
    Ich sah mir Vasen, Teppiche, Lampen, Gemälde ganz genau an – damit ich mir jedes Detail merken konnte. Damit ich irgendwann einmal allen, die es hören wollten, von meiner Begegnung mit dem Präsidenten erzählen konnte.
    »Haben Sie für Anderson gestimmt?«, flüsterte ich Paul Trainer ins Ohr.
    »Ich wähle nicht.« Seine Stimme dröhnte durch den Korridor. »Das ermuntert die Drecksäcke doch nur.«
     
    Als wir das Oval Office betraten, hatte ich fast eine Stunde damit verbracht, meine Begrüßung zu üben. »Schön, Sie kennenzulernen« , schien mir etwas zu gewöhnlich. »Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen« , war irgendwie auch nicht richtig. Schließlich hatte ich mich für »Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen, Mr President« entschieden.
    Ich war überrascht, als unsere Begleiterin sich entschuldigte und uns mitten im Raum stehend allein ließ. Trainer machte sich nicht einmal die Mühe, seine gelangweilte Ungeduld zu verbergen, während ich mich auf die Zehenspitzen stellte, um herauszufinden, was auf dem Schreibtisch lag. Angriffspläne für China? Die neuesten Daten zur terroristischen Bedrohung? Informationen über russische Spione?
    »Mr Trainer«, rief der Präsident, der durch eine Tür zu unserer Linken hereinkam. »Schön, Sie zu sehen.«
    »Mr President«, sagte Trainer, der dem Mann seelenruhig die Hand schüttelte. »Ich würde Ihnen gern Trevor Barnett vorstellen, meinen Strategieguru.«
    Ich wischte mir diskret den Schweiß von der Handfläche und schüttelte dem Präsidenten der Vereinigten Staaten die Hand. Sein Händedruck war nicht sehr zupackend, und seine Hand überraschend klein, aber er hatte eine unglaubliche Ausstrahlung. Es konnte allerdings auch sein, dass das nur an der Umgebung lag.
    »Schön, Sie kennenzulernen, Mr Barnett. Ich bin froh, dass Ihnen nichts passiert ist.«
    »Ich auch, Sir«, murmelte ich.
    Er drehte mir den Rücken zu, legte Trainer eine Hand auf die Schulter und führte ihn zu ein paar Stühlen und

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