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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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einem Sofa in der Mitte des Raums. Ich hatte den Eindruck, dass er mich schon wieder vergessen hatte. Anderson hatte mit Sicherheit schon durchschaut, dass Trainer ein Ablenkungsmanöver konstruiert hatte, und wusste instinktiv, was überraschend wenige Leute begriffen: Ich war nur ein Aushängeschild, das nichts zu sagen hatte. Schwer zu sagen, ob ihn das zu einem brillanten Menschen oder nur zu einem brillanten Politiker machte.
    Ich suchte mir den unbequemsten Stuhl der Sitzgruppe aus, weil mir das am angemessensten erschien. Anderson lehnte sich gegen den Schreibtisch, über den ich einmal gelesen hatte, dass er JFK gehört hatte.
    »Gibt es etwas Neues über Ken Ewing?«
    »Ich gehe davon aus, dass das FBI an dem Fall arbeitet, aber bis jetzt haben sie uns noch nichts gesagt«, erwiderte Trainer. Mein Herz schlug etwas schneller, als mir klar wurde, dass er dem Präsidenten völlig unverfroren Informationen vorenthielt, und einen Moment lang überlegte ich, ob es in dem Raum Geräte gab, die eine solche Reaktion messen konnten.
    »Wenn es Probleme mit dem FBI gibt – wenn Sie das Gefühl haben, dass man Ihnen nicht alles sagt, was Sie wissen möchten –, rufen Sie mich sofort an.«
    »Vielen Dank, Mr President.«
    Das Gespräch verstummte für einige Sekunden, doch dann sprach Anderson weiter.
    »Wie konnte es nur so weit kommen, Mr Trainer? Meine Regierung und offen gesagt jede Regierung der letzten fünfzehn Jahre hat die Tabakindustrie nach besten Kräften unterstützt. Und jetzt bedrohen Sie uns.«
    »Das ist nicht wahr.«
    Ich Dummerchen ging davon aus, dass Trainer damit den Vorwurf der Bedrohung meinte.
    »Die Bundesregierung versucht schon seit Jahren, die Tabakindustrie zu schwächen. Manchmal ganz offen, indem sie Klagen gegen uns unterstützt und negative Äußerungen über uns macht. Manchmal heimlich, indem sie einfach nur zusieht, wie man uns angreift. Meiner Meinung nach ist unsere Beziehung etwas einseitig geworden: Sie halten die Hand auf und nehmen jedes Jahr Milliarden Dollar von uns, und dann drehen Sie sich um und behandeln uns wie Kriminelle.«
    Mir stockte der Atem, aber wenn Anderson wütend war, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Was Trainer gesagt hatte, stimmte, aber so verworren es sich auch anhörte, es war der natürliche Lauf der Dinge. Seine – unsere – Aktionen hatten die Regierung gezwungen, ihre recht bequeme Haltung zu dem Thema zu revidieren und eine neue Strategie zu verfolgen, die äußerst heikel und sehr gefährlich war. Für Anderson war es schwer, auf die Barrikaden zu gehen und die Wiedereinführung von Zigaretten zu verlangen, aber es war genauso schwer für ihn, zu ignorieren, dass viele tausend Menschen ihre Arbeitsplätze verloren, Millionen Menschen ihre Zigaretten zurückhaben wollten und der Tabakindustrie potenzielle Umsatzeinbußen in Milliardenhöhe entstanden. Dazu kam noch, dass die Anzahl der Bagatelldelikte und Gewalttaten in die Höhe geschossen war. Ich hatte gehört (konnte es aber nicht bestätigen), dass die Produzenten einer Reality-Show, in der echte Polizeieinsätze gezeigt wurden, so viel Filmmaterial bekamen, dass sie Studenten einer Filmhochschule eingestellt hatten, um mit der Bearbeitung nachzukommen.
    »Was wollen Sie, Mr Trainer? Was können wir tun, um diese Situation zu beenden?«
    »Die Antwort darauf dürften Sie schon kennen. Wir wollen ein Gesetz, das Prozesse gegen uns verbietet, und einen Höchstsatz für die Tabaksteuern. Jedes Mal, wenn der Regierung ein paar Dollar in ihrem Haushalt fehlen oder ein paar Politiker sich ihren Heiligenschein aufsetzen, trifft es uns . In New York kostet eine Packung Zigaretten inzwischen sieben Dollar!«
    »Und wie soll ich das Ihrer Meinung nach durchsetzen, Mr Trainer? Das Verpackungsgesetz ist bereits durch.«
    Er meinte das Bundesgesetz, das die Kennzeichnung von Zigarettenpackungen und die Werbung für Zigaretten regelte. Dieses Gesetz besagte, dass auf allen Zigarettenpackung Warnhinweise angebracht werden mussten, dass der Wortlaut dieser Warnhinweise nur vom Kongress geändert werden durfte, dass diese Warnhinweise ausreichend waren und deshalb niemand mit der Begründung, sie wären es nicht, auf Schadensersatz klagen konnte. Leider passte es den meisten besser in den Kram, das Gesetz einfach zu ignorieren.
    »Haben Sie das hier schon gesehen?« Trainer zog ein Foto aus der Tasche, auf dem die Großaufnahme einer vom Krebs zerfressenen Mundhöhle zu sehen war. »Das

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