Das Abkommen
würden, wenn ein entsprechendes Gesetz erlassen wird. Was hatten Sie sich denn so vorgestellt?«
Trainer spitzte einen Moment seine vertrockneten Lippen, während er mich in Gedanken vermutlich da hinschickte, wo der Pfeffer wuchs. »Wir werden eine Informationskampagne starten, mit der wir klarmachen wollen, dass Rauchen eine Entscheidung ist, die man selbst treffen muss, und man niemanden außer sich selbst für diese Entscheidung verantwortlich machen kann. Und wir werden hart dafür arbeiten, diese Aussage auch in den Schulen zu verbreiten. Wir zahlen pro Jahr sechshundert Millionen Dollar an Anwaltshonoraren – da können wir zumindest einen Teil unserer Ersparnisse für diese Kampagne abzweigen. Wahrscheinlich macht es sogar einen besseren Eindruck, wenn wir das Geld dafür verwenden und es nicht wie bisher unseren Anwälten in den Rachen werfen.«
Anderson lachte. »Lassen Sie mich raten – dieses Geld würden Sie natürlich von den Anwaltshonoraren abziehen, und wenn Ihnen durch Anwälte weiterhin so hohe Kosten entstehen, wird es mit der Kampagne natürlich nichts werden.«
»Das halte ich für fair«, sagte Trainer.
»Und ich gehe ferner davon aus, dass Ihre Marketingabteilung diese Kampagne entwickelt …«
»Wir würden natürlich Vorschläge von außen berücksichtigen.«
»Wobei das Ziel darin bestünde, die Kampagne so wirkungslos wie möglich zu machen. Vielleicht ein paar Werbespots, in denen eine Horde betulicher Senioren Kindern eine Strafpredigt hält. Und wenn Sie es geschickt anstellen, lässt sich vielleicht sogar etwas entwickeln, mit dem Sie es schaffen, die Raucherquote unter Teenagern zu erhöhen.«
Trainer zuckte mit den Achseln. »Wir sind doch alle erwachsen. Natürlich werden wir das als Gelegenheit zum Verkauf unserer Produkte sehen – damit verdienen wir schließlich Geld. Und wie Sie vielleicht noch wissen, verdienen Sie damit ebenfalls Geld. Wichtig ist doch nur, dass die Anti-Tabak-Lobby auf diese Weise glaubt, sie hätte gewonnen, und dass es für die Öffentlichkeit so aussieht, als wäre es ein guter Deal.«
Anderson nickte nachdenklich. »Sorgen Sie dafür, dass Ihre Leute wieder an die Arbeit gehen. Ich bin ganz Ihrer Meinung – diese Sache muss ein für alle Mal entschieden werden. Aber nicht von uns. Damit soll sich die nächste Generation die Hände schmutzig machen.«
»Das kann ich nicht, Mr President.«
Anderson ging um seinen Schreibtisch herum und setzte sich. »In Ordnung, Mr Trainer. Sie haben gewonnen. Sie haben bewiesen, dass es Ihnen ernst damit ist, und Sie haben mir Ihren Standpunkt klargemacht. Sie schicken Ihre Leute wieder an die Arbeit, und ich werde eine Arbeitsgruppe einrichten, die ein paar Gesetze formuliert.«
»Das letzte Mal, als ich das gehört habe – nicht von Ihnen, natürlich –, habe ich eine Viertel Milliarde Dollar gezahlt und nichts dafür bekommen. Meine Leute bleiben, wo sie sind.«
Andersons gelassene Fassade bekam tiefe Risse. Das, was darunter zum Vorschein kam, war so ungezügelt und roh, dass ich mir schon vorstellte, wie sich von der Regierung beauftragte Killer mit einer Klaviersaite in der Hand hinter mich schlichen. Ich wollte etwas sagen – um mich von Trainer zu distanzieren –, war aber zu eingeschüchtert, um auch nur ein Wort herauszubekommen.
»Verdammt noch mal! Sie werden sich und Ihre Firma ruinieren! Ist Ihnen eigentlich klar, was Sie da machen, und wie vielen Leuten Sie damit auf die Zehen treten?«
Trainer stand auf und nickte Anderson höflich zu. »Danke für das Gespräch, Mr President.«
Als wir das Oval Office verließen, grinste Trainer über das ganze Gesicht und zitterte fast vor Aufregung. Er hatte gerade dem Anführer der freien Welt gedroht. Für einen Mann, der zu alt war für Sex, Drogen und Rock and Roll, war das der ultimative Adrenalinstoß. Ich dagegen hätte mich am liebsten an Ort und Stelle übergeben.
FÜNFUNDDREISSIG
Ich saß auf dem Beifahrersitz und wurde von einem Kerl durch mein Viertel gefahren, der aussah wie ein erfolgloser Ex-Boxer. Stephen ließ sich nicht blicken, und ich sagte mir immer wieder, dass er nur ein bisschen Zeit mit seiner Familie verbrachte und dies kein Hinweis darauf war, dass man mich (schon wieder) reinlegte. Als wir um die Ecke bogen und mein Haus in Sicht kam, ging es mir schon etwas besser, trotz der drei Übertragungswagen, die am Bordstein geparkt waren. Ich ließ den Arm aus dem Fenster hängen und lenkte die feuchtwarme Luft auf mein
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