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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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wach?«
    »Ja.«
    »Sagen Sie ihm, dass er uns fahren soll.«
    Sie rührte sich nicht vom Fleck.
    Ich schaffte es, ein Paar Sandalen und ein Poloshirt zu finden, und zog die Sachen an. Als ich auf die Tür zugehen wollte, packte sie mich wieder am Arm.
    »Wir sollten besser woanders rausgehen«, sagte sie.
    »Anne, es gibt nur die eine Tür hier.«
    Sie zog leise die Jalousie nach oben und machte das Fenster auf.
    »Jetzt machen Sie schon, Trevor. Ein paar Straßen weiter wartet ein Taxi auf uns.«

NEUNUNDDREISSIG
    »Hier können Sie uns absetzen«, sagte Anne.
    Etwa vierhundert Meter vor der Zentrale von Smokeless Youth fuhr der Taxifahrer langsam über den Bordstein. Es war kurz nach Mitternacht.
    »Was holen wir denn? Etwas Schweres werden wir kaum so weit tragen können«, sagte ich. Ich war nicht mehr so benommen wie vorhin. Stattdessen machten mir jetzt eine leichte Übelkeit und stechende Kopfschmerzen zu schaffen, was allerdings die Erkenntnis nicht verhindern konnte, dass es wohl kaum notwendig war, Stephen loszuwerden und aus einem Fenster zu klettern, um Annes Lieblingsbleistiftspitzer zu holen. Was machten wir hier?
    Ich hatte keine Ahnung – und Anne hatte alle Fragen zu dem Thema einfach ignoriert.
    Sie drückte dem Fahrer eine Handvoll kleiner Scheine und etwas Wechselgeld in die Hand. Es sah aus, als wäre es alles, was sie noch hatte. »Könnten Sie bitte auf uns warten?«
     
    »Jetzt mal im Ernst, Anne«, sagte ich, als wir mitten auf der leeren Straße liefen. »Was machen wir hier?«
    »Sie fragen zu viel.«
    Ich hielt nach Nikotinzombies und Terroristen Ausschau, während wir weitergingen, und beschloss, mich einfach mit der Tatsache abzufinden, dass ich wieder mit dem Strom schwamm. Ich war noch immer ziemlich gut darin. Aber vielleicht nicht mehr so gut wie früher.
    Als wir näher kamen, sah ich, dass auf dem ansonsten leeren Parkplatz vor dem Bürogebäude von Smokeless Youth zwei Autos parkten. Eines der Fahrzeuge war John O’Byrnes bescheidener Jetta. Das andere war ein glänzender grauer Cadillac von der Größe eines kleinen Boots. Ich ging um den Cadillac herum und blieb neben der Windschutzscheibe stehen. Als mein Blick auf eine Packung Kools auf dem Armaturenbrett fiel, spürte ich, dass Anne hinter mir stand.
    Mein Vater hatte noch nie in seinem Leben Kools geraucht. Aber er hatte eine unerklärliche Paranoia, dass es jeder Schwarze in diesem Land auf seinen Caddy abgesehen hatte. Vor ein paar Jahren hatte er sich dann eine Theorie zurechtgelegt: Wenn er eine Packung Kools (eine Marke, die bei Afroamerikanern anscheinend sehr beliebt war) auf das Armaturenbrett legte, würden die hinter jedem Stein lauernden Autodiebe denken, der Cadillac gehöre einem Zuhälter und die Finger davon lassen. Ich meine das im Ernst. Mein Vater denkt wirklich so.
    Anne legte ihre Wange an meine Schulter. Dann nahm sie mich bei der Hand und zog mich weg.
    Dieses Mal gab ich nicht nach. Ich wollte nur noch zum Taxi zurück, nach Hause fahren und mich im Bett verkriechen. Ich hatte ein Recht darauf.
    Als sie noch fester zog, riss ich mich los. »Ohne mich.«
    »Sie können jetzt nicht gehen!« Sie stellte sich mir in den Weg.
    »Ich kann tun, was ich will.«
    »Sie können tun, was Paul Trainer will«, korrigierte sie mich.
    Ich wies auf den Cadillac. »Warum legen Sie sich so ins Zeug? Wissen Sie, was passiert, wenn man seine Nase in solche Sachen steckt? Man findet eine ganze Menge, das man eigentlich gar nicht wissen wollte und das man sowieso nicht ändern kann.«
    »Woher wissen Sie, dass man nichts daran ändern kann? Sie haben keine Ahnung, was dort drin vorgeht.«
    Ich versuchte, um sie herumzugehen, doch sie machte einen Schritt zur Seite und versperrte mir schon wieder den Weg. Diesen kleinen Tanz setzten wir noch ein paar Sekunden lang fort, bevor ich mich geschlagen gab.
    »Wem liegen Ihre Interessen wohl mehr am Herzen?«, fragte sie. »Mir, Ihrem Vater oder Paul Trainer?«
    Ich überlegte einen Moment. »Akzeptieren Sie ›Keinem der Genannten‹ auch als Antwort?«
    Sie grinste und nahm wieder meine Hand. »Das reicht jetzt.«
    Wir gingen auf die Rückseite des Gebäudes und blieben vor einem Fenster stehen, das etwa einen Meter fünfzig über dem Boden lag.
    »Was für ein Zufall!« Sie heuchelte Überraschung, als sie es aufstieß. »Es ist nicht verriegelt.«
    »Was für ein Zufall.«
    Nachdem ich ihr hochgeholfen hatte, kletterte ich hinein. Als ich mit den Füßen auf dem Boden

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