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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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plötzlich, dass mich das völlig aus der Fassung brachte.
    Anne war eifersüchtig.
    Es gab mit Sicherheit etwas Geistreiches, das man in einem solchen Moment sagen konnte – etwas, mit dem ich ihr zu verstehen geben konnte, dass ich Bescheid wusste, ohne sie jedoch in die Defensive zu drängen. Etwas Ermutigendes.
    »Ich bin fix und fertig. Ich glaube, ich gehe gleich ins Bett.«
    Okay, das war jetzt nicht gerade originell. Aber es war das Beste, das mir unter diesen Umständen einfiel.
     
    Nach einer langen Dusche kroch ich ins Bett und lag einfach nur da. Die Sonne war noch nicht ganz untergegangen. Ihre letzten Strahlen fielen durch die Jalousie hinter meinem Bett und ließen Lichtstreifen entstehen, die durch meine geschlossenen Augenlider drangen. Ich war hundemüde und wollte schlafen, aber es war nicht so leicht, wie ich gedacht hatte. Mir ging so viel im Kopf herum.
    Nach einer halben Stunde stand ich auf, zog eine Jeans an und ging in den Korridor hinaus. Ich hörte Nikotin unten herumlaufen, und Stephens Stimme über den laufenden Fernseher. Es klang, als würde er mit ihr spielen. Jetzt war ich ein wenig eifersüchtig.
    Die Tür des Gästezimmers war zu, und ich blieb eine Weile davor stehen. Jetzt könnte man natürlich denken, dass mir, nachdem ich eine halbe Stunde im Bett herumgelegen hatte, endlich dieser geistreiche Satz eingefallen wäre, den ich schon vorhin hätte sagen sollen, aber Fehlanzeige. Verzweiflung und Müdigkeit schienen gegen mich zu arbeiten. Ich war genau fünf Zentimeter davon entfernt, das Einzige zu bekommen, was ich im Leben haben wollte, aber fest davon überzeugt, dass ich es im letzten Moment noch verlieren würde.
    Ich klopfte, obwohl ich immer noch nicht wusste, was ich sagen wollte.
    »Herein.«
    Sie saß in einem hellgrünen Schlafanzug auf der Bettdecke und las Time , auf dessen Titelbild eine brennende Zigarette abgebildet war. Ein paar Sachen aus ihrer Wohnung hatten hierhergefunden und lagen auf dem Boden, in den Pappschachteln, die letzte Woche noch als Bücherregal in ihrem Wohnzimmer gedient hatten.
    »Was ist los, Trevor?«
    Ich zögerte, doch dann schaffte ich es, etwas zu sagen, bevor die Situation peinlich wurde. »Ich bin froh, dass Sie hierbleiben.«
    Sie lächelte nicht und behielt das Magazin in der Hand. Ich wollte mich schon umdrehen und die Tür hinter mir zumachen, als sie endlich etwas sagte.
    »Ich auch.«
     
    Danach war ich sofort eingeschlafen. Das Bett war ein wenig weicher, die Sonne, die durch die Fenster drang, schien warm anstatt blendend zu sein, und Paul Trainer war meilenweit entfernt.
     
    Ich wusste nicht genau, warum ich aufwachte – eigentlich war ich davon ausgegangen, dass ich bis zum Morgen wie ein Murmeltier schlafen würde. Es kam so plötzlich, dass ich kurz den Kopf hob, doch nicht so plötzlich, dass ich meinte, mich im dunklen Zimmer umsehen zu müssen. Ich ließ mich auf das weiche Kissen fallen, dachte an Anne und schlief sofort wieder ein.
    Warum ich beim ersten Mal wach geworden war, wurde mir klar, als mich etwas in den Rücken stupste.
    »Geh schlafen, Nikotin. Wir spielen morgen. Versprochen.«
    Noch ein Stups. Dieses Mal war er so heftig, dass die Matratze zu schwingen begann.
    »Trevor!«
    Ich rollte mich herum und sah eine schlanke, weibliche Gestalt neben meinem Bett. Dann fiel mein Blick auf meinen Wecker, der 23.30 Uhr anzeigte.
    »Anne? Was ist los?«
    »Ich … ich habe ein paar Sachen im Büro von Smokeless Youth vergessen. Wir müssen sie holen.«
    Ich war mir nicht so sicher, worauf sie hinauswollte, und ließ mich auf den Rücken fallen. »Stephen soll Sie morgen Mittag hinfahren.«
    »Ich muss die Sachen aber jetzt holen.«
    »Was?«
    »Ich sagte, ich muss die Sachen jetzt holen.«
    Ich sah sie mir etwas genauer an. Es war genug Licht im Raum, um zu erkennen, dass sie angezogen war. »Warum? Was wollen Sie denn …«
    »Vergessen Sie’s!«, flüsterte sie laut. »Ich dachte, Sie würden mir helfen, aber ich habe mich wohl geirrt.«
    Das weckte mich mehr oder wenig auf, und ich streckte die Hand nach der Lampe auf meinem Nachttisch aus. Sie packte mein Handgelenk, bevor ich Licht machen konnte.
    »Was ist los, Anne? Was ist so wichtig?«
    »Helfen Sie mir oder nicht?«
    Ich seufzte, schlug die Decke zurück und enthüllte ein Paar peinliche Boxershorts, die von oben bis unten mit Weihnachtsmännern bedruckt waren. Dann schlüpfte ich noch etwas benommen in meine Jeans.
    »Ist Stephen noch

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