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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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sein.
    »… es gab in der Zentrale einige schwere Differenzen darüber, in welche Richtung die Branche gehen soll. Und ich fürchte, dass Sie Opfer dieser internen Grabenkämpfe geworden sind. Aber ich weiß, wie schwer es für Sie gewesen ist.«
    Mir kam plötzlich in den Sinn, dass ich als Sprecher der Tabakindustrie unterbezahlt gewesen war. Mein Vater wirkte so falsch und unaufrichtig, wie das nur Führungskräfte von Tabakfirmen oder Gebrauchtwagenhändler fertigbringen.
    »In enger Zusammenarbeit mit den Vorstandsvorsitzenden der anderen Tabakfirmen und der Regierung – insbesondere Präsident Anderson und Senator Randal – ist es mir gelungen, diesem Patt ein Ende zu machen.«
    Noch eine Runde müder Applaus. Ich sah mir die beunruhigt wirkenden Gesichter der Zuschauer an.
    »Die Opfer, die Sie in den letzten Wochen gebracht haben, sind nicht vergebens gewesen. Wir haben unseren Standpunkt deutlich gemacht. Ich habe eine Reihe von Besprechungen mit Präsident Anderson angesetzt, in denen es darum gehen wird, wie wir unsere Firmen und unsere Arbeitsplätze sicherer machen können.«
    »Und wie wollen Sie das anstellen?«, brüllte Anne so laut, dass das vereinzelte Beifallklatschen erstarb, bevor Applaus daraus werden konnte. »Für mich hört sich das so an, als wären sie wie ein Schlappschwanz eingeknickt! Haben Sie sich eigentlich eine dicke, fette Gehaltserhöhung genehmigt, bevor Sie das Ruder übernommen und uns verkauft haben?«
    Wie um die Effizienz der Tabakindustrie zu beweisen, tauchten plötzlich vier Sicherheitsbeamte auf und packten uns. Ich machte mir nicht die Mühe, mich zu wehren, aber Anne wand sich wie ein Fisch an der Angel. »Glaubt ihm kein Wort!«, brüllte sie. Anscheinend amüsierte sie sich großartig, während sie von den Männern durch die Menge geschleppt wurde. Trainer hatte recht gehabt: Ich sollte aufhören, mir die ganze Zeit Sorgen zu machen, und endlich anfangen, das Leben zu genießen.
    »Ihr glaubt doch wohl nicht, dass er sich einen Dreck darum kümmert, ob ihr verhungert oder nicht. Ihm geht es doch nur um …«
    Einer der Sicherheitsbeamten hielt ihr den Mund zu und machte genau wie ich Bekanntschaft mit Annes Zähnen – aber vermutlich biss sie bei ihm um einiges fester zu. Als er die Hand zurückzog, um ihr eine Ohrfeige zu verpassen, rammte ich dem Mann, der mich festhielt, einen Ellbogen in den Bauch, der daraufhin nach hinten taumelte. Ich holte aus, um dem Kerl, der Anne schlagen wollte, einen Haken zu verpassen, als plötzlich Stephen aus der dumm glotzenden Menge auftauchte und die Sicherheitsbeamten sofort den Rückzug antraten. Er legte uns beiden je eine Hand auf den Rücken und schubste uns in Richtung des Parkplatzes, während wieder die Stimme meines Vaters aus den Lautsprechern drang.
    »Tut mir leid wegen des kleinen Zwischenfalls eben. Wir haben versucht, der Anti-Tabak-Lobby den Zugang zu dieser Veranstaltung zu verwehren, aber offenbar haben wir nicht alle von ihnen erwischt … Wie ich bereits sagte, sind Besprechungen mit dem Präsidenten geplant, bei denen …«
    »Wer sagt denn, dass man als trauriger Verlierer nicht auch Spaß haben kann?«, sagte Anne, als wir die Menge hinter uns gelassen hatten.
    »Ich glaube, Sie beide hatten für heute genug Spaß«, erwiderte Stephen, während er uns behutsam auf meinen Wagen zuschob.
    Anne warf ihm einen Blick zu, der zwar schuldbewusst, aber auch sehr kokett war. »Tut mir leid, Stephen. Werden Sie Ärger bekommen, weil Sie uns nicht mit dem Gummischlauch bearbeitet haben?«
    »Das kommt vielleicht noch.« Er klang so ernst, dass wir einen Schrecken bekamen, fing dann aber zu grinsen an. »Ich glaube, für Sie beide wäre jetzt ein strategischer Rückzug und eine Umgruppierung der Truppen angebracht.«
    Schließlich blieb er am Rand des Parkplatzes stehen und gab uns noch einen letzten Schubs. »Viel Glück.«
    »Bis dann, Stephen«, sagte Anne.
    Ich ging etwas schneller, falls er sich das mit dem Gummischlauch noch einmal überlegte.
    »Wo bist du vorhin eigentlich gewesen?« Anne stieß mich spielerisch in die Rippen.
    »Direkt hinter dir.«
    »Du bist so still gewesen.«
    »Ich habe gebuht.«
    »Das nennst du buhen? Los, ich will’s noch mal hören.«
    »Buh«, sagte ich leise.
    »Jetzt mach schon!«, sagte sie, während sie neben mir herlief. »Buuuh!«
    »Buuuh!«
    »Na bitte, es geht doch. Ich schaffe es schon noch, aus dir einen ordentlichen Störer zu machen!«
    Wir stiegen in mein Auto. Ich

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