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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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einfach mit einem großen Knall verabschiedete, sondern sich ganz langsam zersetzte? Was, wenn ich zurückkam und die Firma Bankrott ging, wenn ich vierzig war? Oder fünfzig? Dann würde es für mich zu spät sein. Zu spät, um noch etwas aus meinem Leben zu machen.
    Ich fing wieder an zu tippen, so fest, dass das Klacken der Tasten in meinem Büro widerhallte, bevor es in die Leere nach draußen gesogen wurde. Dieses Mal nicht, versprach ich mir. Dieses Mal würde ich nicht zurückkommen …
    Wirklich nicht?
    Ich wurde wieder langsamer, hörte dann auf und lehnte mich schließlich zurück, um den Computerbildschirm anzustarren. Wie lange ich so dasaß, weiß ich nicht.
    Irgendwie spürte ich, dass ich an einem Wendepunkt in meinem Leben angekommen war. Entweder ich ging jetzt allein weiter, oder ich akzeptierte, dass ich zusammen mit der Branche unterging, die meine Familie gegründet hatte.
    Ich dachte über die Vorstandssitzung morgen nach und über Paul Trainer, Terras skrupellosen, selbstherrlichen Vorstandsvorsitzenden. Dann löschte ich meine ziemlich langatmig klingende Kündigung und schrieb einen einzigen Satz, den ich mitten auf der Seite zentrierte.
    Nachdem ich noch eine Weile die prägnante Sprachgewalt meiner neuen Analyse des Berichts der Gesundheitsbehörde bewundert hatte, druckte ich die Seite aus und steckte sie langsam in die Mappe der Rechtsabteilung.
    In weniger als vierundzwanzig Stunden würde ich frei sein.

FÜNF
    Um sechs Uhr am nächsten Morgen wurde ich mit einem Ruck wach und lag ein paar Sekunden wie erstarrt da, bevor ich aus dem Bett sprang und laut schreiend ins Badezimmer rannte.
    »Scheiiiiße!«
    Um ein Haar hätte ich die Tür der Duschkabine aus der Wand gerissen. Dann drehte ich das Wasser auf und warf mich unter den eiskalten Strahl. Ich taumelte zurück, bis ich die kalten Fliesen an der Wand hinter mir berührte, und blieb in der Dusche stehen, während ich mit kurzen, flachen Atemzügen nach Luft schnappte.
    »Okay«, sagte ich laut zu mir selbst. »Ganz ruhig. Und jetzt denk nach.«
    Nikotin kam ins Bad und ließ sich neben der Toilette auf den Boden fallen, während sie mit weit aufgerissener Schnauze gähnte. Sie schien nicht genau zu wissen, wie sie die Situation einschätzen sollte, wollte aber wie immer nichts Interessantes verpassen.
    Ich hielt meine Hände vor mich, um das immer noch eiskalte Wasser abzuwehren, und versuchte, meine Lage einzuschätzen.
    Körperlich: Gar nicht mal so schlecht. Meine Happy-Hour-Mätzchen und zu wenig Schlaf hatten meinen Kater zwar verlängert, doch es war jetzt einer jener Kater, bei denen der Schädel sich ein wenig zu groß und irgendwie leer anfühlt, aber eigentlich nicht wehtut. Mein Herz raste, obwohl, das gehörte wohl eher unter die nächste Kategorie …
    Psychisch: Die beste Beschreibung meines Gefühlszustands war wohl verzweifelte, unkontrollierte Panik, kombiniert mit dem Gefühl, der einzige Mensch im Universum zu sein.
    Beruflich: Sehr bald arbeitslos. Wenn Paul Trainer meine aus einem Satz bestehende Zusammenfassung bekam, würde bei ihm die Sicherung durchbrennen. Einmal hatte er einen Mitarbeiter gefeuert, der schon zwanzig Jahre für Terra gearbeitet hatte, nur weil dieser mit einem Teil seines Autos auf dem für Trainer reservierten Parkplatz gestanden hatte. Wenn ich Glück hatte, warf er mich auf die Straße, ohne mich vorher von der Sicherheitsabteilung verdreschen zu lassen.
    Finanziell: Pleite. Das Guthaben auf meinem Sparkonto schrumpfte immer mehr zusammen, da ich von dem Geld jeden Monat die Raten für meine Hypothek zahlte, die eigentlich durch die Zahlungen des Trusts gedeckt sein sollten.
    Zukunftsaussichten: Keine. Wenn Trainer mit mir fertig war, würde ich auf einen anderen Planeten ziehen müssen, um einen anständigen Job zu bekommen.
    »Halt die Klappe«, befahl ich mir, obwohl ich gar nichts gesagt hatte. Das Wasser war endlich wärmer geworden. Zögernd trat ich einen Schritt vor und ließ mir den Strahl auf den Kopf donnern. »Alles in Ordnung … es ist alles in Ordnung … Das ist genau das, was du wolltest … Du schaffst das.«
    Es schien ziemlich weit hergeholt zu sein, aber ich zwang mich, die Beurteilung meiner Situation in einem Punkt zu ändern.
    Zukunftsaussichten : Glänzend.
     
    Ich stand ganz hinten im Fahrstuhl, als die Türen aufgingen, und um ein Haar hätte ich die alte Frau umgestoßen, an der ich mich vorbeidrängte.
    Obwohl es erst zehn nach acht war, durchquerte ich das

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