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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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und noch Schlimmeres – an einem Konferenztisch saßen und über die Berichte berieten. Nur nicht über meinen.
    »Mr Barnett, es tut mir leid. Ich wusste nicht, was ich tun sollte …«
    Ich stürzte in mein Büro und fing an, hektisch auf meiner Tastatur herumzuhämmern, dann rief ich meinen Bericht auf und druckte ihn aus, während ich wie ein Irrer vor mich hinmurmelte. »Sie haben erst vor einer halben Stunde angefangen, und wahrscheinlich sind sie noch gar nicht mit den ersten beiden Berichten fertig. Ich … ich werde ihnen einfach sagen, dass es eine Störung im Computer gewesen ist. Sie werden es gar nicht merken. Die Hälfte von ihnen hat vermutlich noch nie im Leben einen Computer eingeschaltet … Alles wird gut …«
     
    Ich wartete nur etwa zehn Sekunden auf den Fahrstuhl, bevor ich die Geduld verlor und mit zwölf hastig zusammengehefteten Kopien meines Berichts unter dem Arm zur Treppe rannte. Normalerweise war das raffiniert konstruierte und dekorierte Treppenhaus der Teil des Gebäudes, der mir am besten gefiel. An den Wänden hingen chronologisch geordnete Kopien berühmter Bilder in aufwendigen Rahmen. Die Theorie dahinter besagte, dass, wenn man die Treppe zum schönsten Teil des Gebäudes machte, sie von den Leuten auch benutzt wurde, was dazu beitragen würde, die Lebenserwartung von Terras Mitarbeitern über die der Bevölkerung von Schwarzafrika zu bringen.
    Von Adrenalin getrieben, rannte ich durch den Impressionismus und hielt mein Tempo bis zum Kubismus durch, doch als ich bei den abstrakten Multimediaexponaten war, keuchte ich wie ein alter Mann mit Asthma. Zum Glück benutzte außer mir nie jemand die Treppe, und daher lief ich nicht Gefahr, dass jemand sah, wie ich vor dem Eingang zur Chefetage über dem Geländer hing und mir die Seele aus dem Leib hustete. Als ich meine Atmung wieder etwas unter Kontrolle hatte, tippte ich ein paar Zahlen auf das elektronische Tastenschloss neben der Tür und taumelte hindurch.
    Niemand schien zu bemerken, dass ich durch den holzvertäfelten Korridor auf den Sitzungsraum zulief. Als würden hier jeden Tag verschwitzte, in Panik geratene über Dreißigjährige durch den Flur rennen.
    »Kann ich Ihnen helfen, Mr Barnett?«
    Susan Page, Paul Trainers Assistentin. Sie lächelte mich freundlich an.
    »Ich muss … Susan, ich muss mit dem Vorstand reden. Ich muss …«
    »Gehen Sie einfach rein. Sie werden schon erwartet.«
    Mir stockte für einen Moment der Atem. »Was meinen Sie?«
    »Ähm … Ich meine, dass man Sie schon erwartet.«
    Ich nickte steif, ging noch ein Stück den Korridor hinunter und blieb dann vor der Doppeltür stehen, die in den Sitzungsraum führte.
    Das ist kein Rückzieher, sagte ich mir zum vielleicht hundertsten Mal. Es war jetzt eindeutig das Klügste, wenn ich versuchte, meinen Job bei Terra zu retten, und mich dann am Abend hinsetzte und meinen Lebenslauf schrieb. Schließlich würde es potenzielle Arbeitgeber nicht gerade beeindrucken, wenn ich Paul Trainer auf die Palme brachte und von ihm gefeuert wurde. Es hatte keinen Sinn, alle Brücken hinter sich abzubrechen.
    »Mr Barnett?«, sagte Susan, die den Kopf um die Ecke steckte. »Sie können ruhig reingehen.«
    Ich lächelte etwas schief. Dann zog ich die Berichte unter meinem Arm hervor und stellte erleichtert fest, dass sie nicht mit Schweiß getränkt waren.
    Aus irgendeinem Grund hatte ich Angst davor, die Tür zu weit aufzumachen, und ich bin sicher, dass ich wie ein Idiot ausgesehen habe, als ich meinen nicht unbedingt elfengleichen Körper durch den zu kleinen Spalt zwängte. Als ich es geschafft hatte, machte ich die Tür leise hinter mir zu und flüchtete sofort in eine Ecke.
    Niemand schien bemerkt zu haben, dass ich hereingekommen war. Alle Anwesenden konzentrierten sich auf einen Streit zwischen Paul Trainer und einem Mann, den ich nicht kannte. Ich war viel zu eingeschüchtert, um dem Wortwechsel zu folgen, und nutzte stattdessen die Zeit, um mir noch etwas Computerkauderwelsch zurechtzulegen, mit dem ich die verspätete Abgabe meines Berichts erklären konnte.
    »Es ist mir scheißegal, was die verdammten Medien von sich geben!«, brüllte Trainer. »Und ich werde mir auch nicht diesen Mist über die Integrität von Journalisten anhören, weil wir alle wissen, dass es so etwas nicht gibt und auch nie gegeben hat. Hier geht es um das, um das es immer geht. Um Geld. Ganz einfach.«
    »Paul, das Blatt wendet sich langsam gegen uns, und für die Medien ist das

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