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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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Stan.
    »Herrgott noch mal, Stan«, rief ich, während ich mich auf die Lehne meines Stuhls stützte, weil meine Knie unter mir nachgaben.
    »Was ist denn?«
    »Nichts. Okay? Gar nichts.«
    »Was ist denn los, Trev? Hat dir der Vorstand eins auf den Deckel gegeben?«
    Ich warf ihm einen finsteren Blick zu. In meiner paranoiden Fantasie wusste er ganz genau, was vorgefallen war, und spielte nur mit mir.
    »Ist dir eigentlich schon aufgefallen, dass du langsam zum Geheimniskrämer wirst?«, fragte er, während er die Tür ganz aufstieß. »Ich habe von einer der Sekretärinnen oben gehört, dass du ganz schön lange in der Sitzung gewesen bist. Du arbeitest an einem Projekt für den Vorstand, stimmt’s? Und sag mir jetzt bloß nicht, dass sie nur wegen des verdammten Berichts der Gesundheitsbehörde mit dir sprechen wollten. Ich bin nämlich nicht von gestern.«
    Ich versuchte, ihn mit meinen Gedanken aus meinen Büro zu zwingen, was aber lediglich den Effekt hatte, dass er sich mit seiner massigen Schulter an den Türrahmen lehnte.
    »Ich war nur in der Chefetage, um meinen Bericht abzugeben, Stan. Das ist alles.«
    Er grinste süffisant. »Ich habe gehört, dass unsere Vorstände ausgesehen haben, als hätte ihnen Trainer mit seinem Neunereisen eins übergezogen, als sie den Sitzungsraum verließen. Und dann habe ich noch gehört, dass er sich ganz besonders intensiv mit deinem Alten beschäftigt hat.«
    Ich zuckte zusammen und stellte mir vor, wie mein Dad eine halbe Stunde lang von seinem Chef angebrüllt wurde, der ihm sagte, was für ein elender Versager ich sei, und ihm vorwarf, als Vater versagt zu haben. Ich starrte auf den Boden und antwortete nicht, weil ich hoffte, dass Stan ein Einsehen haben und endlich gehen würde, damit ich mich in meinem Selbstmitleid ertränken konnte. Den Gefallen tat er mir aber nicht. Seine Schuhe bewegten sich nicht vom Fleck.
    »Okay, es reicht«, sagte er schließlich. »Stimmt es?«
    »Stimmt was, Stan?«
    »Dass dein gesamter Bericht aus einem einzigen Satz bestand: ›Rauchen ist verdammt schlecht für Sie‹?«
    Die Geschichte war im Umlauf, und es wurde auch schon kräftig übertrieben. Allerdings sah ich keinen Sinn darin, alles abzustreiten. »Ja. So in etwa.«
    »Oh, Mann, dein Leben möchte ich haben. Ich hätte einen Mord begangen, um ihre Gesichter sehen zu können. Was haben sie getan, als sie deinen Bericht gelesen haben?«
    »Nichts.« Ich ließ mich auf meinen Stuhl fallen. »Rein gar nichts.«
    Er wollte anerkennend nicken, erstarrte aber mitten in der Bewegung. »Danke für die Info, Trevor«, sagte er unvermittelt. »Ich seh mir die Sache an und komm dann vorbei, wenn ich die ersten Ergebnisse habe.«
    »Was?«, fragte ich, aber er war schon außer Hörweite und watschelte eilig zu seinem Arbeitsplatz zurück, in jenem unnatürlich wirkenden Gang, den ich auch bei den übergewichtigen Gehern sah, die manchmal auf dem Gehweg in meinem Viertel ihre Runden zogen.
    Ich nahm an, dass Terras Sturmtruppen im Anmarsch waren, daher stand ich auf und straffte die Schultern. Ich optimierte gerade den Winkel, in dem ich mein Kinn vorstreckte, als Paul Trainer hereinspaziert kam.
    »Ich bin noch nie hier unten gewesen«, sagte er, während er an mir vorbeiging. Seine alten Knochen protestierten hörbar unter der dünnen Schicht aus Haut, als er sich auf meinen Stuhl setzte. »Ein Großraumbüro! Und erst diese kleinen Kabinen! Was für eine hinterhältige Erfindung. Ich komme mir vor wie eine Ratte in einem Labyrinth. Im Ernst. Ich habe schon Angst, dass ich mich hier verlaufe und dann verhungern muss.«
    Ich trat langsam zurück und hörte gar nicht, was Trainer sagte, weil ich fieberhaft überlegte, was er in meinem Büro wollte. Schließlich fiel mir etwas ein: Er war so wütend, dass er sich höchstpersönlich um das kümmerte, was er mir antun wollte.
    Er schlug seine essstäbchendünnen Beine übereinander und strich eine imaginäre Falte auf seiner Hose aus teurem blauen Tuch glatt. »Trevor, ich würde Sie gern um einen Gefallen bitten.«
    Warum, zum Teufel, stand ich einfach nur da wie ein Idiot, obwohl sich hier doch eine erstklassige Gelegenheit bot, um vor ihm auf die Knie zu fallen?
    »Mr Trainer, ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich …«
    Er deutete mit der Hand eine schneidende Bewegung an seiner Kehle an, um mich zum Schweigen zu bringen.
    »Sie sollen sich mit meinen Anwälten in Montana treffen. Heute Abend noch. Der Prozess ist schon recht

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