Das Abkommen
stehen, drehte um und rannte wieder zum Fond, um die Tür hinter mir zuzumachen. Kurz darauf ging es los.
»In ein paar Minuten sind wir da, Sir«, sagte er. »Mr Stone, Mr Alexander und Mr Reeves warten im Büro auf Sie.«
Trotz der späten Stunde wirkten alle drei Anwälte wie aus dem Ei gepellt. Ich redete mir ein, dass sie sich extra wegen mir umgezogen hatten, aber vermutlich war es eher so, dass die Leute in diesem Landstrich weder schwitzten noch Knitterfalten in ihre Kleidung bekamen. Abgesehen von ihrer gepflegten Erscheinung hatten sie allerdings nur wenig miteinander gemein.
Nur einer von ihnen setzte sich in Bewegung, als ich das Büro betrat. Er kam auf mich zu und schüttelte mir so fest die Hand, dass es wehtat.
»Mr Barnett! Schön, Sie kennenzulernen. Steve Reeves.«
Der Name steckte irgendwo in einer unbenutzten Ecke meines Gehirns, und ich brauchte eine Weile, bis mir einfiel, dass er zu einem Schauspieler gehörte, der Superman gespielt hatte. Es passte irgendwie. Steve war um die vierzig, mit einem Gesicht, das zweimal so viele Jahre an Sonne und Wind erlebt zu haben schien. Sein schlanker, durchtrainierter Körper mit den etwas zu breit wirkenden Schultern war der eines echten Sportlers. Leute, die sich dazu zwingen mussten, dreimal in der Woche ins Fitnessstudio zu gehen, sahen anders aus.
»Ich freue mich auch, Sie kennenzulernen, Steve. Und nennen Sie mich bitte Trevor.«
Er lächelte breit und wies auf den Mann, der hinter ihm stand. »Ich möchte Ihnen gern Frank Stone vorstellen.«
Stones Händedruck war nicht ganz so fest; ich spürte raue Haut über weichem, aufgequollenem Fleisch. Er sah aus wie Mitte vierzig, mit einem ernsten Gesichtsausdruck und einer ausgeblichenen braunen Krawatte, die mir aus irgendeinem Grund sagte, dass er in seinem Leben noch nicht aus Montana herausgekommen war. Ich hätte wetten können, dass er Senator oder vielleicht sogar der Bürgermeister der Stadt war.
»… und Dan kennen Sie ja, glaube ich.«
Ich sah auf einen Mann hinunter, der offensichtlich nicht die geringste Absicht hatte, sich von der Bank zu erheben, auf der er gerade saß. Wir waren uns schon ein paarmal begegnet, allerdings hatte ich noch nie gehört, dass ihn jemand Dan nannte. Sein Anzug war dunkelgrau, fast schon schwarz, und bildete einen starken Kontrast zu dem weißen Hemd und der blutroten Krawatte. Er hatte ein schmales Gesicht, das auf die Spitze seiner scharf geschnittenen Nase zuzulaufen schien, als wäre die Ästhetik zugunsten der Aerodynamik aufgegeben worden. Es ließ ihn ein wenig wie eine Ratte aussehen. Ich gebe zu, dass die Beschreibung aufgrund dessen, was ich von ihm wusste, etwas subjektiv ausfiel, aber sie war treffend. Ich nickte höflich, und er starrte mich mit einem Gesichtsausdruck an, der zweifellos neutral sein sollte, aber eher verärgert wirkte.
Ich konnte es ihm nicht verdenken. Daniel Alexander war Juraprofessor in Harvard gewesen, koordinierte jetzt die wichtigeren Rechtsstreitigkeiten der Tabakindustrie und war direkt meinem Vater unterstellt. Jedes Mal, wenn wir miteinander zu tun gehabt hatten, war er herablassend und kurz angebunden gewesen, womit er mir wohl hatte sagen wollen, dass seine Zeit viel zu kostbar war, um sie an jemandem wie mich zu vergeuden. Ich vermutete, dass sich an dieser Einstellung nichts geändert hatte.
»Hallo, Daniel«, sagte ich. Ich musste mich zwingen, ihn nicht einfach zu ignorieren. »Schön, Sie wiederzusehen.«
»Gleichfalls.«
Wir sahen uns alle ein paar Sekunden lang an.
»Was können wir für Sie tun, Trevor?«, sagte Reeves schließlich.
»Paul Trainer hat mich geschickt, um ein Gefühl für das zu bekommen, was hier vor sich geht. Ich glaube, er hat den Eindruck, etwas vom Informationsfluss abgeschnitten zu sein, weil er ja doch eine ganze Ecke von hier weg ist.« Ich sagte genau das, was ich mir vorher zurechtgelegt hatte. »Offenbar hat der Prozess jetzt oberste Priorität für ihn.«
»Wir schicken detaillierte Berichte in die Zentrale«, erwiderte Reeves, der etwas besorgt klang. »Praktisch jeden Tag …«
»Ich weiß«, sagte ich, obwohl ich gar nichts wusste. Genau genommen hatte man mir keinerlei Informationen für diese Reise gegeben. Ich musste mich auf das verlassen, was ich in der Zeitung gelesen hatte und was mir durch meine schon leicht in Panik geratenen Kollegen im Büro zu Ohren gekommen war.
»Paul ist ein wenig unsicher wegen dieser langen, mit Fachausdrücken gespickten
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