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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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jungen Jahren damit angefangen, und beide hatten an einer Krebsart gelitten, die wahrscheinlich auf Rauchen zurückzuführen war.
    »Mrs Glasco ist das größte Problem für uns«, meinte Reeves. Er bezog sich auf die noch lebende Repräsentantin der Klage.
    »Diese verdammte Lehrerin«, murmelte Alexander.
    Die beiden einheimischen Anwälte runzelten missbilligend die Stirn, doch Alexander schien es nicht zu bemerken.
    »Mrs Glasco ist in dieser Stadt äußerst beliebt«, erklärte Stone. »Sie hat jahrelang die ersten Klassen unterrichtet.«
    »Unterm Strich läuft es darauf hinaus, dass jeder hier die Frau für eine Heilige hält«, warf Reeves ein.
    »Sie auch?«, fragte ich Stone.
    Er zuckte mit den Achseln. »Ich war als Kind Legastheniker. Sie ist jeden Tag nach dem Unterricht dageblieben, um mir beim Lesenlernen zu helfen.«
    »Was ist mit Ihnen, Steve?«, sagte ich. »Sie hatten sie nicht in der ersten Klasse, stimmt’s? Sie sind nicht von hier.«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie hat meine beiden Kinder unterrichtet.«
    »Und es ist nicht zu fassen, wie sie darauf herumreitet«, meldete sich Alexander zu Wort. »Sie lässt sich in diesem verdammten Rollstuhl mit der Sauerstoffflasche auf dem Rücken herumfahren und redet die ganze Zeit nur über Gott. Gott dies, Gott jenes. Gott wird kommen, um mich zu holen. Eines muss man den Anwälten der Gegenseite lassen – mit Ausnahme von Nonnen und verkrüppelten Kindern hätten sie sich keine bessere Repräsentantin für die Klage aussuchen können.«
    Ich nickte nachdenklich und versuchte, die Illusion aufrechtzuerhalten, ich wüsste, was ich hier gerade tat. »Und der Richter?«
    »Offen gegen uns, aber ein Paragrafenreiter«, beeilte sich Alexander zu sagen. »Lesen Sie Hamilton gegen Reid oder Lucas gegen Dawson , dann werden Sie ein Gefühl dafür bekommen, dass er seine persönliche Meinung völlig hintenan stellt. Im Fall Hamilton hat er den Geschworenenspruch aus formalen Gründen aufgehoben, obwohl allgemein bekannt war, dass er ihn für richtig hielt.«
    Stone und Reeves sahen ihn etwas verwirrt an. Vermutlich hatten sie sich nicht die Mühe gemacht, jede einzelne Seite in der Akte des Richters zu lesen, um ein Gefühl für seine Persönlichkeit zu bekommen. Und wahrscheinlich war Alexander genau deshalb so bekannt geworden – und sie nicht.
    Ich holte den Notizblock aus meiner Aktentasche und schrieb kurz auf, was er gesagt hatte. Ich wollte unbedingt mit ein paar Häppchen guter Neuigkeiten zurückkommen – und diese möglichst ausführlich –, um mir den Anschein zu geben, ich wüsste, was ich tat. Ich hatte keine Ahnung, woran ich mit Paul Trainer war, aber es war sicher nicht verkehrt, mit Kompetenz und Sorgfalt an die Sache heranzugehen.
    »Wollen Sie damit sagen, dass ein Urteilsspruch der Jury, der eine Riesensumme als Schadenersatz vorsieht, unter Umständen vom Richter gekippt werden könnte? Dann müssten wir uns ja keine Gedanken mehr wegen der Kaution für die Berufung machen.«
    »Nach dem, was wir über ihn wissen, wäre das durchaus möglich«, antwortete Alexander, der inzwischen wahre Begeisterung für das Thema aufbrachte. »Wir werden natürlich versuchen, den Prozess gleich im ersten Anlauf zu gewinnen, aber es wäre zumindest eine Art Alternative, falls die Jury es übertreibt und auf die Idee kommt, dieser verdammten Lehrerin eine Viertelmilliarde Dollar zuzusprechen.«

NEUN
    Ich schob den Teller mit dem Rest Eier und Schinken weg und fing sofort an, eine Portion Schmalzbrötchen mit Soße zu verputzen. Vor zwei Stunden hatte ich einen der begehrten Tische am Fenster ergattert, weshalb ich mich verpflichtet fühlte, in der Zeit, in der ich hier saß, auch zu essen.
    Ich konzentrierte mich auf meine Mahlzeit und ignorierte die Blicke der sonderbar intellektuell wirkenden Gäste, die mit mir zusammen im Diner saßen und pausenlos Kaffee in sich hineinschütteten. Sie pflegten einen uniformen Kleidungsstil, den man nur als »Großstadtsafari« bezeichnen konnte, und hatten die wettergegerbten Männer mit Baseballmütze auf dem Kopf abgelöst, die vor einer Stunde gegangen waren. Seitdem warteten sie wie die Geier darauf, dass ich meinen Tisch frei machte.
    »Ich habe mit dem Koch eine Wette laufen, dass Sie das da nicht mehr schaffen.«
    Die Kellnerin beugte sich ein wenig vor, als sie mir Kaffee nachschenkte, und die begehrlichen Blicke der männlichen Gäste fanden kurzfristig ein anderes Ziel.
    »Oh, wirklich? Ich wollte gerade

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