Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
Vom Netzwerk:
weit fortgeschritten, und ich muss leider sagen, dass ich keine Ahnung habe, was dort oben los ist. Immer, wenn ich eine Frage stelle, bekomme ich fünfzig Seiten in Lateinisch, weil sich keiner der Anwälte festlegen will. Anwälte sind wie Politiker: Die Wahrheit ist das, was sie sich morgens beim Aufstehen eingeredet haben. Aber Sie scheinen diese Schwäche nicht zu besitzen.«
    Sollte das ein Witz sein? Nein, das war kein Witz. Er stellte mir eine Falle.
    »Jetzt können Sie etwas sagen«, meinte er.
    »Ähm, ich … ich …«
    »Mit einem vollständigen Satz wäre mir mehr geholfen.«
    »Ich bin kein Anwalt«, war das Einzige, was mir über die Lippen gehen wollte.
    »Ich auch nicht. Ich habe meinen Abschluss in Anglistik gemacht. Haben Sie das gewusst?«
    »Nein, Mr Trainer.«
    »Nach dem zu urteilen, was Sie über den Bericht der Gesundheitsbehörde geschrieben haben, wissen Sie, wie man etwas einfach und knapp ausdrückt. Und genau das brauche ich: Sie sollen mir sagen, wie es dort oben um uns steht, und zwar so, dass ich es verstehe.«
    »Ich habe heute Abend schon einen Termin, den ich nicht verpassen darf«, protestierte ich. Mein Mund bewegte sich völlig unabhängig von meinem Gehirn.
    »Ihre anderen Termine interessieren mich nicht die Bohne.«
    »Jetzt noch einen Flug zu bekommen, dürfte ziemlich …«
    »Sie sagen ziemlich oft, dass Sie nicht können. Aber vielleicht liegt es ja an mir. Haben Sie etwas gegen mich, Trevor? Habe ich Sie in einem früheren Leben schon mal geärgert? Gibt es einen Grund dafür, warum Sie mir diesen einfachen Gefallen nicht tun wollen?«
    »Nein. Es ist nur …«
    »Gut. Reden Sie mit Susan. Nehmen Sie mein Flugzeug.«
    Er stand auf und ging zur Tür, doch dann blieb er direkt vor mir stehen. Trainer war an die zwanzig Zentimeter Ideiner als ich, und ich gab mir alle Mühe, so auf ihn hinunterzuschauen, dass er nicht auf den Gedanken kam, ich würde ihn für klein halten.
    »Vielleicht ein paar Wörter mehr als in Ihrem letzten Bericht«, sagte er, während er mir seinen krummen Finger in die Brust stieß. »Nein. Ein mündlicher Vortrag wäre noch besser.«
    Er ging um mich herum und blieb wieder stehen, dieses Mal im Türrahmen. »Zeigen Sie mir, dass Sie gesunden Menschenverstand besitzen. Alles klar, Trevor?«
    Dann knallte er die Tür hinter sich zu und war weg. Und ich versuchte zu verstehen, was gerade passiert war.
    Vielleicht hatte ihm meine Analyse des Berichts der Gesundheitsbehörde ja tatsächlich gefallen.
    Nein. Das war ja lächerlich. Auf keinen Fall. Es gehörte einfach zu seinem Plan dazu, mich ausgiebig zu foltern, bevor er mir den Gnadenschuss gab. Ich dachte an das, was er über Anwälte gesagt hatte, dass sie wie Politiker seien. War er wütend auf meinen Vater, weil dieser die Gerichte nicht davon abhalten konnte, einen Weg zur Zerschlagung der Tabakindustrie zu finden? Schickte er mich deshalb nach Montana? Sollte das Ganze eine kalkulierte Beleidigung meines Vaters sein? Konnte Trainer seine Verachtung für Terras Rechtsanwälte besser ausdrücken als dadurch, dass er T. Edwin Barnetts Sohn schickte, damit dieser ihnen auf die Finger sah?
    Ich hatte keine Ahnung, wie ich reagieren sollte. In die Feinheiten der aktuellen Firmenintrigen war ich nicht eingeweiht. Allerdings wollte ich auf keinen Fall etwas tun, mit dem ich das sowieso schon miserable Verhältnis zu meinem Vater noch mehr verschlechterte. Aber hatte ich denn eine Wahl? Trainer hatte mir recht deutlich zu verstehen gegeben, dass er mich nicht bat zu gehen. Er befahl mir zu gehen.
    Ich setzte mich wieder hin und versuchte, Ordnung in meine Gedanken zu bringen. Es hatte keinen Sinn, wenn ich jetzt versuchte, alle zu überlisten – das lag mir einfach nicht. Ich hatte keine Wahl.
    Ich musste nach Montana.

SIEBEN
    Widerwillig riss ich mich von dem geschmeidigen Leder des dick gepolsterten Sessels los und probierte den nächsten aus, der sich ein klein wenig anders anfühlte. Dann kam der nächste an die Reihe, dann noch einer, bis ich sie alle ausprobiert hatte. Jeder schien noch etwas bequemer zu sein als der letzte. Aber es spielte keine Rolle, da ich sowieso meine liebe Mühe damit hatte, sitzen zu bleiben. Ich ging zu der kleinen Bar aus teurem Holz und versuchte herauszufinden, wie ich eine Flasche Bushmills aus der komplizierten Halterung herausbekam, aber als es mir dann nicht gelingen wollte, verlor ich schnell das Interesse daran.
    Plötzlich sackte das Flugzeug nach unten weg,

Weitere Kostenlose Bücher