Das Abkommen
Berichte«, fuhr ich fort. »Es wäre ihm lieber, wenn die Informationen eine etwas … persönlichere Note hätten.«
Das veranlasste Alexander zu einem herablassenden Schnauben. »Paul Trainer liest alles, was er auf seinen Schreibtisch bekommt, und er versteht alles, was er liest.«
Wir warteten darauf, dass er diese Bemerkung noch etwas weiter ausführte, aber dann wurde klar, dass er nichts mehr dazu zu sagen hatte.
»Das mag schon sein«, improvisierte ich. »Aber ich glaube, es ist schwer für ihn, aus einem solchen Bericht ein Gefühl für die … ähm … Atmosphäre zu bekommen.«
Reeves nickte langsam. »Ich weiß nicht so recht, was ich Ihnen dazu sagen soll, Trevor. Letzten Endes wird alles von den Geschworenen abhängen.« Er deutete auf ein großes Stück Karton an der Wand, auf dem zwölf Fotos klebten. Unter jedem Foto konnte ich ein paar Absätze Text erkennen, außerdem war etwa die Hälfte von ihnen mit einem Zigarettensymbol markiert – vermutlich gab das Symbol an, ob der Geschworene rauchte oder nicht. Ich ging zur Wand und sah mir die Gesichter auf den Fotos etwas genauer an.
»Die Jury ist recht gleichmäßig aufgeteilt«, erklärte Alexander, bei dem sich der Zwang zum Dozieren durchsetzte, sodass er mich nicht mehr länger ignorieren konnte. »Sieben sind eingefleischte Einheimische – meistens Leute mit einer eingeschränkten Schulbildung, die noch nie weiter als hundert Kilometer von hier weggekommen sind. Vier von ihnen rauchen …«
Stone, der etwas beleidigt schien, fiel ihm ins Wort: »Die anderen fünf sind erst vor ein paar Jahren hergezogen. Sie haben alle einen Collegeabschluss, können hier aber nichts damit anfangen. Die meisten von ihnen arbeiten in Restaurants oder im Einzelhandel. Hippie-Typen. Leute, die ihren Arm dafür hergeben würden, um Marihuana zu legalisieren, aber bei Tabak rotsehen. Zwei von ihnen rauchen, allerdings nicht viel.«
Das erklärte auch, warum die beiden einheimischen Anwälte den größten Teil der Arbeit im Gerichtssaal übernahmen. Jeder von ihnen repräsentierte eine der beiden Fraktionen in der Stadt. Die von außerhalb Zugezogenen konnten sich mit Reeves identifizieren, während die Leute, deren Familien sich vor hundert Jahren als Rancher hier niedergelassen hatten, Stone vorziehen würden. Es war eine gute Strategie, da ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass jemand außerhalb der Stadtgrenzen von Manhattan Daniel Alexander sympathisch finden würde.
»Auf der emotionalen Ebene gibt es eine ganze Menge, mit dem die Anwälte der Gegenseite arbeiten können«, warf Reeves ein. »Die Hippies, wie Frank sie nennt, sind sehr empfänglich für Argumente, bei denen es um Raucherkrankheiten und die hohen Kosten geht, die der Allgemeinheit durch die Behandlung der Kranken entstehen.« Er warf Stone einen Blick zu und lächelte gutmütig. »Die Hinterwäldler, wie ich sie nenne, sind genauso empfänglich für Argumente, nach denen sie von der Tabakindustrie ausgenutzt und für dumm gehalten werden. Die Hinterwäldler und die Hippies gegeneinander auszuspielen, ist das Beste, was wir tun können. Es besteht die Chance, dass sie sich aufgrund persönlicher Feindseligkeiten vielleicht nicht einigen können. In diesem Fall gäbe es keinen Schuldspruch.«
»Zweihundertfünfzig Milliarden Dollar Kaution für die Berufung können wir nicht aufbringen«, erwiderte ich, obwohl es allen längst bekannt war. Und dann beschloss ich, etwas zu sagen, das noch keinem Branchenoffiziellen außerhalb von Terras Mauern über die Lippen gegangen war: »Wenn wir diesen Fall verlieren, ist das vielleicht der Anfang vom Ende.«
Die beiden einheimischen Anwälte sahen plötzlich etwas blass um die Nase aus. Offenbar waren sie es nicht gewohnt, dass die Zukunft einer milliardenschweren Branche von ihrem bescheidenen juristischen Können abhing. Daniel Alexander sah einfach nur gelangweilt aus.
»Ich will Ihnen nichts vormachen«, fing Reeves an. »Es ist ein harter Kampf. Die Repräsentanten der Klagegruppe sind gut, sehr gut sogar …«
Wie jeder andere in den Vereinigten Staaten, der nicht gerade im Koma lag, kannte ich die drei Personen, die fünfhunderttausend Kläger repräsentierten. Zwei von ihnen waren bereits tot und hatten ihre Zeugenaussage auf Video zu Protokoll gegeben – was ihre Glaubwürdigkeit enorm steigerte. Beide waren anständige, aufrechte Bürger gewesen, beide hatten wiederholt versucht, mit dem Rauchen aufzuhören, beide hatten in
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