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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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anders an ihrem Tod schuld ist.« Er nickte mir respektvoll zu. »Ich nehme alles zurück, Trevor.«

ELF
    Die Dunkelheit hatte zum ersten Mal in diesem Sommer etwas kühlere Temperaturen gebracht. Ich schaltete die Klimaanlage aus und ließ das Fenster herunter. Ich war etwa dreißig Kilometer von der Stadt entfernt und fuhr über ein Netz aus holprigen, schlechten Straßen, das in das fruchtbare Ackerland geschnitten worden war. Auf einem Zettel, den ich an das Armaturenbrett geklebt hatte, stand eine komplizierte Wegbeschreibung, und an jeder Kreuzung musste ich anhalten, um mich zu orientieren.
    Als die leere Straße auf eine andere traf, brachte ich den Wagen zum Stehen. Warum, wusste ich nicht. Die Notizen, die ich mir bei der Besprechung mit Daniel Alexander gemacht hatte, lagen auf dem Beifahrersitz, und plötzlich verspürte ich den Zwang, sie zum fünften Mal zu lesen. Ich streckte die Hand aus, zog sie aber sofort wieder zurück. Auf den Seiten war nichts Neues zu finden – ich hatte jedes Wort mitgeschrieben, das Alexander gesagt hatte. Hatte mein Vater recht gehabt? Hatte Alexander mit unbewegtem Gesicht einen Witz erzählt, der nicht lustig war? Es gab natürlich noch eine näher liegende Erklärung, aber über diese wollte ich nicht nachdenken. Noch nicht. Meine Welt war in letzter Zeit sowieso schon viel zu kompliziert geworden.
    Ich griff wieder nach meinen Notizen, doch dieses Mal hatte ich die Kraft (oder die Schwäche, da bin ich mir nicht sicher), sie aus dem Fenster zu werfen und den Wagen auf die andere Straße zu lenken. Für eine Weile dachte ich doch tatsächlich, sie würden mich verfolgen.
    Als ich eine nicht gekennzeichnete Schotterstraße erreichte, bog ich nach links ab und folgte der Straße zu einem alten Farmhaus, das man durch kreuz und quer aufgenagelte Bretter und ein paar Eimer Farbe davor bewahrt hatte, zu Staub zu zerfallen.
    Ich sah kein Licht, als ich den Motor ausmachte und in die Dunkelheit hinaustrat. Leise fluchend stolperte ich über den holprigen Boden, bis ich es auf die Veranda vor dem Haus geschafft hatte. In dem Moment, in dem ich meinen Fuß auf die losen Dielenbretter setzte, ging die Haustür auf und gab das pechschwarze Innere des Hauses preis.
    Ich trat über die Schwelle und sah, wie eine nur schemenhaft zu erkennende Gestalt die Tür hinter mir schloss. Als die Gestalt in den hinteren Teil des Hauses ging, folgte ich ihr vorsichtig.
    Das grelle Licht, das zu mir drang, als die Tür der Küche geöffnet wurde, zwang mich, meine Augen mit der Hand abzuschirmen. Schnell schlüpfte ich hinein, und mein Begleiter tat es mir nach. Unmittelbar hinter uns schlug er die Tür zu, um zu verhindern, dass das Licht den imaginären Kommandos der Tabakindustrie draußen verriet, wo wir uns aufhielten.
    »Hatten Sie Schwierigkeiten, das Haus zu finden?«, fragte John O’Byrne, der mir energisch die Hand schüttelte. Er war Gründer und Direktor von Smokeless Youth, einer kleinen, aber einflussreichen Anti-Tabak-Organisation, deren Ziel es war, die Raucherquote unter Teenagern zu senken.
    »Überhaupt nicht, John. Tut mir leid, dass ich den letzten Termin absagen musste.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Ich verstehe, wie schwierig Ihre Situation ist.« Er wies auf einen Stuhl. »Setzen Sie sich.«
    Ich ließ mich auf einem wackligen Stuhl nieder, der nicht so aussah, als würde er mein Gewicht aushalten. O’Byrne setzte sich mir gegenüber an einen kleinen Tisch, der wohl schon seit dem Bau des Hauses in diesem Raum stand.
    Warum ich mich mit dem Feind an einen Tisch setzte? Das ist eine lange Geschichte.
    Nachdem die Tabakindustrie sich bereit erklärt hatte, den einzelnen Bundesstaaten als Erstattung für die medizinischen Behandlungskosten von Rauchern mehrere hundert Milliarden Dollar zu zahlen, und dafür im Gegenzug das Versprechen erhalten hatte, dass die Bundesstaaten in Zukunft keine Klage mehr anstrengen würden, war der Kurs meiner Tabakaktien in die Höhe geschossen, was sich natürlich auf die Höhe meiner Trustzahlungen ausgewirkt hatte. Daraufhin hatte ich Smokeless Youth eine beträchtliche Summe gespendet, weil ich zwar Geld, aber auch eine Art Schuldgefühl hatte, das sich selbst durch meine halbherzigen Ausflüge in Religion, Philosophie und Selbsthilfegruppen nicht unterdrücken ließ. Ich hatte mir die Theorie zurechtgelegt, dass ich ein wenig von dem Geld hergab, das ich damit verdient hatte, dass ich Mrs Glasco und Leute wie sie zu

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