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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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Tabakindustrie in Fleisch und Blut übergegangen war.
    Er nahm die Hülle, in der die CD gewesen war, und sah sich den Grafikentwurf auf dem Einleger an. »Wie viele von diesen Dingern werden denn verkauft?«
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete ich, während ich einen Schritt zurückging.
    »Als ob Sie das nicht ganz genau wüssten«, sagte er mit einem konspirativen Grinsen.
    »Ich weiß es wirklich nicht!«
    »Großer Gott, Trevor. Ich will Sie ja nicht auf eine Zahl festnageln. Zehn? Hundert? Tausend?«
    Ich versuchte, einer Antwort auszuweichen, aber schließlich platzte es aus mir heraus. »Mehr. Der Eigentümer der Firma sagt, dass er ein Spiel als Flop ansieht, wenn er damit nur so viel verdient, wie Jurassic Park an den Kinokassen eingebracht hat.«
    »Im Ernst?«, erwiderte Trainer. »Könnten Sie mir so ein Spiel besorgen? Ich habe schon seit Jahren einen Computer auf meinem Schreibtisch stehen, aber bis jetzt habe ich noch nicht herausgefunden, was ich mit dem verdammten Ding anstellen soll.«
    Ich nahm die CD aus dem Laufwerk meines Computers und steckte sie in die Hülle, die Trainer noch in der Hand hielt. »Sie gehört Ihnen.«
    »Danke«, sagte er, während ich mein Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagerte und zu entscheiden versuchte, ob ich mich wohler fühlte, wenn ich die Hände in den Hosentaschen hatte oder nicht.
    »Ähm, kann ich etwas für Sie tun, Mr Trainer?«
    Er schien einen Moment nachdenken zu müssen, bis es ihm wieder einfiel. »Oh, ja. Ich wollte Sie fragen, ob Sie am Wochenende auf der Party Ihres Vaters sein werden.«
    Mir war vage bewusst, dass mein Vater am Samstag wie jedes Jahr seine opulente Gartenparty veranstaltete, aber ich wurde schon seit Jahren nicht mehr dazu eingeladen. Genau genommen war ich seit guten achtzehn Monaten nicht einmal mehr zum Essen in mein Elternhaus eingeladen worden.
    »Nein, Mr Trainer. Ich … ich habe schon etwas anderes vor.«
    »Dann sagen Sie es ab«, sagte er, während er aufstand und zur Tür ging.
    »Das wird nicht gehen …«
    Plötzlich blieb er vor einem alten Plakat stehen, das an der Wand hing, und fuhr mit den Fingern über das vergilbte Papier. »Ich kann mich noch gut an diese Werbekampagne erinnern …«
    Das äußerst seltene Plakat stammte aus dem Zweiten Weltkrieg und spielte auf eine Zeit an, in der grüne Farbe knapp war, weil sie für Tarnanstriche gebraucht wurde. Auf dem Plakat war vor dem Hintergrund eines fahrenden Panzers eine neu gestaltete Zigarettenpackung abgebildet, die fast völlig weiß war. Am unteren Rand stand der Slogan: LUCKY STRIKE GREEN HAS GONE TO WAR!
    »Ich war damals … ich weiß nicht mehr genau, vielleicht neun? Nach der Schule habe ich immer meinem Vater geholfen. Er belieferte die Geschäfte in der Gegend von Greensboro mit Zigaretten. Ich weiß noch, wie stolz ich deshalb gewesen bin.«
    Der eigentliche Grund für die neue Farbgebung der Zigarettenpackung war eine Marktforschungsstudie gewesen, nach der die grüne Packung bei Frauen – damals ein gewaltiger Wachstumsmarkt – nicht gut angekommen war. Die Teilnahme der Vereinigten Staaten am Krieg war nur ein willkommener (und zugegebenermaßen brillanter) Vorwand für die Umgestaltung der Packung gewesen. Das Plakat hatte sich zur erfolgreichsten Werbekampagne in der Geschichte der Tabakindustrie entwickelt.
    »Ja …«, sagte Trainer, der völlig in Gedanken verloren schien, während er mein Büro verließ und das Großraumbüro betrat, in dem es mucksmäuschenstill war. »Ich habe mich gefühlt, als wäre ich drei Meter groß.«

DREIZEHN
    Ich fuhr nicht in meine Garage, sondern brachte den Wagen mitten auf der Einfahrt zum Stehen. Als ich ausstieg, schlug mir die Hitze des frühen Abends entgegen. Das Viertel, in dem ich wohnte, war schon etwas älter und hatte daher auch nicht unter der beengten Eintönigkeit zu leiden, die die moderne Welt zu bevorzugen schien. Die meisten meiner Nachbarn lebten schon seit mindestens einem Vierteljahrhundert hier, was die Gegend bedrückend ruhig wirken ließ. Nirgendwo sah man Kinder, die zwischen den Rasensprengern spielten, auf ihren Skateboards den Gehweg unsicher machten und über das Ende ihrer Schulferien jammerten.
    Ich hatte mein Haus vor drei Monaten auf den Markt gebracht, nachdem ich mir endlich eingestanden hatte, dass die Tabakaktien so schnell nicht wieder steigen würden, aber bis jetzt gab es noch keinen Interessenten dafür. Hoffentlich kam durch die zehntausend Dollar, die ich

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