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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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zu mir um, als sie das Sofa zwischen uns gebracht hatte. »Sie muss Ihnen im Vergleich zu Ihrem Haus ziemlich schäbig vorkommen.«
    Manchmal brauchte ich gar nichts zu sagen, um diesen Prozess auszulösen.
    »Könnte ich ein Glas Wasser haben?«
    Ich beobachtete, wie ihr Haar – das ich zum ersten Mal offen sah – auf ihrem Rücken hin- und herschwang, als sie zur Spüle ging.
    »Die Regierung sollte einen Fonds einrichten, um Anwälten zu helfen, die statt den Bösen zur Abwechslung einmal den Guten helfen«, sagte ich.
    »Ich brauche keine Almosen.«
    Das fing gar nicht gut an.
    »Sie wollten mich also um einen Gefallen bitten?«, sagte sie, während sie mir ein Glas in die Hand drückte, das sie nicht bei Ikea, sondern bei Pottery Barn gekauft hatte. »Brauchen Sie ein paar Informationen?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    Ich trank einen Schluck Wasser, um meinen trockenen Mund wieder feucht zu bekommen.
    »Ich wollte mir gerade etwas zu essen machen, also …«
    »Soll ich Ihnen helfen?«, fragte ich etwas zu hoffnungsfroh. »Ich kann ganz gut kochen. Wahrscheinlich ist Kochen sogar das, was ich am besten kann …«
    Ich wusste natürlich, dass sie ablehnen würde, aber es war einen Versuch wert – nichts beruhigte mich mehr als das Gewicht einer Pfanne in meiner Hand und der Geruch von köchelnden Gewürzen.
    »Nein, nein, ist schon okay. Trotzdem vielen Dank.«
    Ich wollte mir eigentlich die Zeit nehmen, um herauszufinden, ob ich unter ihrer sackartigen Kleidung nicht vielleicht doch die Konturen ihres Körpers erahnen konnte, aber so, wie sie mich anstarrte – als würde sie gleich vor Unbehagen platzen –, schien es mir angeraten, sofort zur Sache zu kommen. »Mein Vater gibt morgen eine Party. Und ich brauche jemanden, der mich begleitet.«
    Nachdem ich zuerst beschlossen hatte, nicht auf die Party zu gehen, war mir schnell klar geworden, dass es eine Dummheit gewesen wäre, einfach wegzubleiben. Ich wusste, dass ich bei Terra kündigen musste und es am besten war, so viele Brücken wie möglich hinter mir abzubrechen, damit eine Rückkehr in die Firma schwierig wurde. Aber ich sah keinen Sinn darin, selbst mit den Trümmern unterzugehen.
    Doch der Gedanke daran, im Garten meines Vaters herumzustehen und unter seinen missbilligenden Blicken höflich mit den anderen Gästen zu plaudern, erschien mir alles andere als verlockend. Ich brauchte jemanden, der mir beistand.
    »Sie … Ähm, Sie …«
    Ich hatte sie tatsächlich überrascht. Sie fasste sich aber schnell wieder.
    »Ich bin für morgen Abend mit ein paar Freunden verabredet.«
    Es war uns beiden klar, dass sie log, aber nach Jahren, in denen ich diesem Moment entgegengefiebert hatte, wollte ich nicht so höflich sein, es einfach dabei bewenden zu lassen.
    »Kein Problem – die Party fängt um zwölf Uhr mittags an. Das Haus meines Vaters ist gar nicht so weit weg von hier, und mehr als ein paar Stunden werden wir es sowieso dort nicht aushalten.«
    Sie schien einen Moment ziemlich verwirrt zu sein und flüchtete sich dann wieder in die vertraute Geste, den Boden vor sich anzustarren. »Trevor … Ich weiß, dass die Organisation Ihnen viel zu verdanken hat. Und ich bin Ihnen auch sehr dankbar dafür. Und wenn ich gestern Abend unhöflich geklungen haben sollte, entschuldige ich mich noch einmal dafür. Ich bin sicher, dass Sie ein netter Mensch sind, aber …«
    »Auf der Gästeliste steht so ziemlich alles, was im Tabakgeschäft Rang und Namen hat. Wahrscheinlich kommen die Geschäftsführer aller großen Unternehmen, ganz zu schweigen von Politikern, Anwälten und Lobbyisten. Haben Sie schon einmal einen Topmanager aus der Tabakindustrie kennengelernt?«
    »Nur Sie.«
    Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. »Mich können Sie nicht gerade als typischen Vertreter bezeichnen. Ich wette, Senator Randal kommt auch. Er lässt nie eine Gelegenheit aus, sich bei der Tabakindustrie einzuschleimen.«
    »Ich bin ein bisschen …« Sie schien für einen Moment ihren Gedanken verloren zu haben und überraschte mich, indem sie um das Sofa herumging und sich hinsetzte. »Ich weiß nicht, was Sie von mir erwarten.«
    Ich wollte Anne ansehen, doch mein Blick blieb an einem gerahmten Foto auf dem kleinen Tischchen neben dem Sofa hängen. Eine Frau mit einer steifen, hoch auftoupierten Frisur, die außer in den Südstaaten wohl zu keiner Zeit irgendwo Mode gewesen war, starrte mich mit einem verlegenen Lächeln im Gesicht an. Aus irgendeinem Grund brachte

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