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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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inzwischen vom Kaufpreis heruntergegangen war, endlich Bewegung in die Sache. Wenn ich richtig gerechnet hatte, würde ich in einigen Monaten mein Auto verkaufen müssen, um nicht mit den Hypothekenzahlungen in Verzug zu kommen.
    Ich rückte das Zu-verkaufen-Schild gerade und lief zum Haus, wo ich auf der Veranda stehen blieb und das Messer betrachtete, das in meiner Haustür steckte. Es hielt ein Foto fest, auf dem zwei Mädchen im Bikini vor einem sternförmigen Pool standen. Neben ihnen stand eine große, männlich wirkende Dogge, die offenbar für Nikotin gedacht war.
    Ich zog den Dolch heraus und betrat das Haus, während ich das Foto umdrehte und den Text auf der Rückseite las.
     
    An: Trevor
    Von: Darius
    Datum: Heute Abend
    Betreff: junge Mädchen, Drogen, Alkohol
    Ort: Lasterhöhle (Darius’ nicht ganz so originelle, wie er dachte, Bezeichnung für sein Haus)
    Anmerkungen: Ich habe ihnen gesagt, du wärst Kinderarzt, der gerade zwei Jahre im Kongo gelebt hat, wo er sich vor kommunistischen Gorrillas (seine Schreibweise, nicht meine) versteckt und verhungernde Kinder gefüttert hat.
    Friede sei mit dir, mein Sohn.
     
    Darius hatte seit der Highschool eine Schwäche für das, was er »dramatische Nachrichtenvektoren« nannte. Das Traurige an der Sache war, dass er die Formulierung und Übergabe dieser Einladungen inzwischen an seine notorisch überarbeitete Assistentin delegiert hatte.
    Nikotin kam nicht angerannt, um mich zu begrüßen, sondern beobachtete mit leicht schief gelegtem Kopf, wie ich die Haustür durch einen Tritt mit dem Fuß schloss. Der Grund dafür war kein Geheimnis. Ich hatte sie in den letzten Tagen viel zu oft allein gelassen, und selbst wenn ich da gewesen war, hatte ich mich nicht mit ihr beschäftigt. Als sich mein schlechtes Gewissen meldete, machte mich das aus irgendeinem Grund wütend.
    »Warum siehst du mich so an?«, sagte ich. »Ich arbeite den ganzen Tag und reiße mir den Hintern auf, damit du ein schönes Leben hast. Du brauchst gar nicht so scheinheilig zu tun. Ich möchte dich mal sehen, wenn du die billigen Hundekekse aus dem Supermarkt essen musst.«
    Sie ließ den Kopf hängen und trottete davon.
    »Das hab ich mir doch gedacht«, rief ich ihr nach. Ich beschloss, nicht auf der Tatsache herumzureiten, dass ich einen Hund anbrüllte und ihm vorwarf, nachtragend zu sein.
    Ich drückte auf die Wiedergabetaste meines Anrufbeantworters und ging in die Küche, während die herrische Stimme meines Vaters die Wände erzittern ließ.
    »Trevor, ich gebe morgen eine Party. Sie fängt gegen zwölf Uhr mittags an. Ich hoffe, dass du kommst.«
    Ich steckte den Kopf zur Küchentür heraus und starrte einen Moment lang den Anrufbeantworter an. Was sollte das denn jetzt? Hatte Paul Trainer mit ihm gesprochen? Nein, das war nicht sein Stil – er war nicht der Typ, der andere um einen Gefallen bat. Vielleicht war die Einladung als Entschuldigung dafür gedacht, dass mein Vater mich in der Vorstandssitzung wie einen zurückgebliebenen Zwölfjährigen behandelt hatte? Eher unwahrscheinlich.
    Ich ging wieder in die Küche und warf Darius’ Einladung in einen riesigen Mülleimer aus Edelstahl, dann holte ich mir ein Bier aus dem überdimensionierten Kühlschrank. Ich hatte fünfzigtausend Dollar ausgegeben, um diesen Raum zum Inbegriff moderner Küchenkultur zu machen, zu einem Ort, an dem ich meine Leidenschaft fürs Kochen ausleben und so tun konnte, als wäre ich ein berühmter Koch. Der Rest des Hauses sah immer noch so aus wie eine teilmöblierte Version des Hauses, in dem die Brady-Familie gelebt hatte, und mein Makler behauptete, das wäre einer der Gründe dafür, warum es noch nicht verkauft war.
    Ich hörte Nikotins Krallen auf dem Boden hinter mir und drehte mich um. Als sie vor mir stand, ging ich in die Hocke. »Tut mir leid, altes Mädchen. Es war eine harte Woche. Wie wäre es mit einem Film? Nur du und ich.« Ich zog eine DVD aus dem Bund meiner Hose. Sie packte sie vorsichtig mit ihren Zähnen und gab ein spielerisches Knurren von sich.
    »Punkt neun Uhr«, rief ich ihr nach, während sie ins Wohnzimmer tapste.
     
    Die Gegend, durch die ich gerade fuhr, war zwar nicht so schlimm, dass ich Angst haben musste, überfallen und meines Autos beraubt zu werden, aber sie machte einen abgewohnten, schäbigen Eindruck. Häuser, von denen die Farbe abblätterte, waren in Apartmentgebäude umgewandelt worden und standen auf zu kleinen, ungepflegten Grundstücken. Dazwischen

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