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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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ausgerechnet, damit sie wissen, wie viel sie ausgeben können.«
    »So etwas tun wir nicht …«
    »Nein?«, unterbrach sie mich. »Dann sollten vielleicht Sie und ich ein paar Berechnungen anstellen. Würde Ihnen das nicht Spaß machen?«
    »Eigentlich nicht …«
    »Mal sehen. Terra geht davon aus, dass zwanzig Millionen Teenager Ian mit einer Zigarette im Mund im Fernsehen sehen. Wenn wir sehr vorsichtig schätzen, fängt deshalb einer von zehntausend Teenagern mit dem Rauchen an. Das sind dann wie viele? Zweitausend? Ich bin großzügig und gehe mal davon aus, dass die Hälfte wieder damit aufhört und nur zwanzig Prozent daran sterben. Also …« Sie tippte sich mit dem Nagel ihres Zeigefingers auf einen Schneidezahn, und ich fragte mich, ob das die Ursache für die verfärbte Stelle auf dem Zahn war.
    »Herzlichen Glückwunsch. Das wären zweihundert Leute. Nicht schlecht.«
    »Großer Gott, Anne! Ich habe den Vertrag nicht ausgehandelt!«, brüllte ich. »Sein Manager und Terra haben das schon vor Monaten zusammen ausgebrütet. Und jetzt werde ich nicht einmal mehr die Dokumente dafür übergeben! Ich habe überhaupt nichts damit zu tun.«
    »Oh, natürlich, wie konnte ich das nur behaupten. Es ist ja gar nicht Ihre Schuld. Sie machen ja gar nichts. Sie stehen nur da und tun so, als würde es Sie nicht geben.«
    Als ich aufstand, stieß sie mir ihren Zeigefinger in die Brust. »Als ich Sie kennengelernt habe, habe ich doch tatsächlich gedacht, dass dort etwas ist. Sie wussten zwar nicht, was Sie wollten, aber wenigstens sah es so aus, als würden Sie versuchen , Ihren Weg zu finden. Das ist mehr, als man von den meisten Leuten behaupten kann. Sie haben es tatsächlich geschafft, mich zu täuschen.«

SECHZEHN
    »Im Ernst«, sagte ich, während ich mich über die Sitzlehne nach vorn beugte und drohend auf die Wange unseres Fahrers starrte. »Wir wollen jetzt wissen, wo Sie uns hinbringen.«
    Er lächelte mechanisch, behielt den Blick aber auf der Straße. »Ich bin sicher, dass man Ihnen alles erklären wird, wenn wir dort sind.«
    »Wer ist ›man‹ und wo ist ›dort‹?«, verlangte Anne zu wissen.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Können Sie nicht, oder wollen Sie nicht?«
    »Anne, eigentlich ist das doch gar nicht so …« Ich machte den Fehler und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie packte sie und schob sie weg, als wäre sie eine tote Ratte.
    Ihre Frustration war verständlich. Ich hatte mein ganzes Leben lang Zeit gehabt, um mich an die Geheimniskrämerei in der Tabakindustrie zu gewöhnen: »Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen/Sie können nichts beweisen/Es gibt widersprüchliche Studien …« Zweideutigkeit und geheuchelte Unwissenheit waren unser Schwert und Schild. Annes Problem war, dass sie das, was passiert war, mithilfe von Logik zu verarbeiten versuchte. Doch meiner Erfahrung nach war dieser Ansatz fast immer zum Scheitern verurteilt.
    Sie starrte durch das Fenster, als der Fahrer den Wagen auf ein gepflegtes Industriegelände fuhr und vor einem fensterlosen Gebäude hielt, an dessen Eingang in großen Buchstaben FOX NEWS stand.
    Anscheinend war das unser Ziel, also stieg ich aus. Anne folgte mir, wenn auch widerwillig.
    »Mr Barnett!«
    Aus dem Gebäude kam eine Frau auf uns zugerannt, die ein strenges Kostüm zu einer Bluse mit Stehkragen und einer Brosche trug. Sie packte mich am Arm und zerrte mich in Richtung des Eingangs. Ich sah über die Schulter und vergewisserte mich, dass Anne mitkam.
    »Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Mr Barnett. Es ist mir eine Ehre. Leider haben wir keine Zeit mehr für das Make-up …«
    »Make-up?«
    »Machen Sie sich deshalb keine Sorgen. Sie sehen großartig aus! Wir hatten gehofft, dass Sie etwas Rückenwind haben, aber manchmal läuft es eben nicht so, wie man sich das vorgestellt hat. Aber es ist fantastisch, dass Sie jetzt hier sind. Ganz fantastisch. Das Interview ohne Gegenposition wäre ein Desaster gewesen. Die reinste Katastrophe. Vor allem jetzt. Aber Ihnen brauche ich das ja nicht zu sagen.«
    Es gelang mir, eine Hand freizubekommen und zu verhindern, dass die Doppeltür zurückschwang und mir ins Gesicht donnerte, während ich ins Innere des Gebäudes gezerrt wurde. Der Teil, den wir jetzt betraten, machte einen höhlenartigen, unfertigen Eindruck – provisorische Wände, Kabel und Scheinwerfer aus Metall, die im Betonboden verankert waren. Ich war noch nie in einem Fernsehstudio gewesen, und obwohl alles irgendwie aufregend

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