Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
Vom Netzwerk:
die Zehenspitzen, weil ich wissen wollte, was sie da so missbilligend anstarrte. Es war das Konzept für die schlecht geplante Kampagne der Organisation, die man »Fünf Millionen Teenager rauchen« genannt hatte.
    »Hallo, Anne.«
    Sie hob langsam den Kopf, als hoffte sie, die Stimme, die sie gerade gehört hatte, sei ihrer Fantasie entsprungen.
    »Trevor. Was machen Sie denn hier?«
    »Ich würde Sie mir gern für eine Weile ausleihen.«
    »Ausleihen? Wie meinen Sie das? Wofür?«
    »Ich muss etwas für Paul Trainer erledigen und dachte, Sie würden es interessant finden.«
    »Danke für das Angebot, aber ich stecke bis über beide Ohren in Arbeit. Wir haben da …«
    »Ich habe auf dem Weg hierher mit John gesprochen. Er ist einverstanden, dass Sie eine Pause machen und mit mir kommen.«
    Sie schien ein wenig aufgebracht zu sein – offenbar behagte es ihr gar nicht, dass ich und John O’Byrne hinter ihrem Rücken ihren Tagesablauf planten.
    »Trevor …« Sie wies auf die Tür hinter mir. Ich machte sie zu. »Ich möchte jetzt nicht den Eindruck erwecken, dass Sie mir unsympathisch sind. Das ist nicht der Fall. Schließlich haben Sie ja nichts an sich, das unsympathisch wäre.«
    Mir fiel auf, dass Jimmy gestern fast das Gleiche zu mir gesagt hatte, und aus irgendeinem Grund beunruhigte mich das.
    »Aber ich glaube nicht, dass wir auf derselben Wellenlänge liegen. Ich meine, ich bin Ihnen sehr dankbar dafür, dass Sie mich zu der Party gestern mitgenommen haben – es hat mir sozusagen die Augen geöffnet. Aber …«
    »Es ist rein geschäftlich, Anne. Das schwöre ich Ihnen. Und ich glaube, es wird Ihnen gefallen. Genau genommen kann ich Ihnen sogar garantieren, dass es Ihnen gefallen wird. Na los, geben Sie sich einen Ruck. Es ist doch nur ein Tag. Ich bin vielleicht nicht die angenehmste Gesellschaft der Welt, aber wenn Sie die Zähne zusammenbeißen, werden Sie es schon überstehen.«
     
    Wieder einmal bewegte ich mich auf unsicherem Terrain. War dieser Auftrag eine Belohnung oder eine Falle? Es war relativ unwahrscheinlich, dass Paul Trainer die Spur der Verwüstung, die Anne auf der Party hinterlassen hatte, entgangen war, und er würde sich zu Recht darüber aufregen. Eigentlich hätte man mich schon längst feuern sollen, oder zumindest auf einen Arbeitsplatz verbannen, bei dem ich der Führungsriege von Terra nie wieder über den Weg laufen konnte. Aber offenbar gab es reichlich Hintergedanken und versteckte Zielsetzungen, und ich hatte mich irgendwo dazwischen verheddert.
    Anne saß mir gegenüber, die Arme fest vor der Brust verschränkt, die Lippen versiegelt. Gestern hatte sie es noch einigermaßen geschafft, mir zu vermitteln, dass sie sich auf den Ledersitzen eines Lincoln Navigator unwohl fühlte, doch jetzt, in den dick gepolsterten Sesseln von Paul Trainers Privatflugzeug, wollte ihr das nicht mehr so recht gelingen. O ja, sie versuchte es tapfer: Sie rutschte hin und her, starrte aus dem Fenster, blätterte ungeduldig in Zeitschriften. Doch auch sie konnte sich nicht der Tatsache entziehen, dass wir in Luxus reisten.
    »Wo fliegen wir hin?«, fragte sie schließlich.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Es ist eine Überraschung.«
    Stille.
    »Wie geht es Ihrer Mutter?«
    »Ich bin sicher, dass es ihr gut geht. Danke der Nachfrage.«
    Wieder Stille, und mir fiel nichts ein, mit dem ich sie füllen konnte.
    Schließlich wies Anne mit der Hand auf die Inneneinrichtung des Flugzeugs. »Sie haben uns immer gesagt, dass Sie nur ein kleiner Angestellter sind. Gehört das hier zu den Familienspielzeugen?«
    »Ich dachte, nach der Party wäre Ihnen klar geworden, dass es für mich keine Familienspielzeuge gibt.«
    »Trevor, es gibt viele Leute, die ein schwieriges Verhältnis zu ihren Eltern haben. Aber nicht jeder erbt ein Millionenvermögen.«
    Ich lachte. »Versprechen Sie mir, dass Sie das, was ich Ihnen jetzt erzähle, für sich behalten werden?«
    Sie dachte so lange darüber nach, dass ich ihr wohl vertrauen konnte. »Versprochen.«
    »Als ich geboren wurde, hat mein Großvater einen Packen Tabakaktien in einem Trust für mich angelegt. Solange ich für Terra arbeite, bekomme ich aus diesem Trust eine bescheidene jährliche Zahlung, die anhand von Dividenden und Kursgewinnen berechnet wird.«
    Sie überlegte kurz. »Aber es gibt weder Dividenden noch Kursgewinne. Nicht mehr, seit …«
    »… ich Smokeless Youth den dicken Scheck geschickt habe«, beendete ich den Satz für sie. »Der

Weitere Kostenlose Bücher