Das Abkommen
war, konnte ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass mir etwas Grauenhaftes bevorstand. Schließlich blieb ich stehen, was dazu führte, dass der Arm der Frau in dem strengen Kostüm von meinem abrutschte, als sie sich aufgrund ihrer erheblichen Bewegungsenergie noch ein gutes Stück vorwärtsbewegte. Anne dagegen, die hinter mir ging, prallte gegen meinen Rücken.
»Warum bin ich hier?«, fragte ich. »Und wer sind Sie?«
Sie schüttelte genervt den Kopf. »Hat man Sie denn nicht informiert? Das tut mir leid. Ich bin Cynthia Bates – ich arbeite in Terras PR-Agentur in L.A. Wir haben in letzter Minute einen Anruf bekommen, in dem wir erfahren haben, dass Fox ein Interview mit Angus Scalia macht – Sie wissen ja, wie das ist, uns informiert die Presse immer zuletzt –, und dann hat man uns gefragt, ob wir einen unserer Sprecher in die Talkshow schicken wollen.« Sie zerrte an meinem Arm, aber ich rührte mich nicht von der Stelle. »Und von unseren Leuten vor Ort war niemand verfügbar. Es war reines Glück, dass Sie in der Nähe waren.«
»Ich war nicht in der Nähe.«
Sie warf mir einen dieser Sie-erzählen-mir-mehr-als-ich-wissen-will-Blicke zu und stellte sich hinter mich. Wahrscheinlich wollte sie ausprobieren, ob sie meinen Widerstand brechen konnte, wenn sie, anstatt zu ziehen, zur Abwechslung einmal schob.
»Miss Bates, ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor. Ich bin kein Sprecher der Tabakindustrie, ich arbeite nur in der Verwaltung. Und das letzte Mal bin ich im Fernsehen gewesen, als ich als Kind mit meiner Baseballmannschaft die Landesmeisterschaft gewonnen habe.«
»Aber Sie sind doch Trevor Barnett?«
»Ja, aber …«
»Soweit ich weiß, hat Paul Trainer persönlich bei uns angerufen, um uns mitzuteilen, dass man Sie schickt, um die Position der Tabakindustrie zu vertreten.«
»Ich weiß aber gar nicht, wie die Position der Tabakindustrie aussieht. Und ich glaube, Mr Trainer hat einen Fehler gemacht.«
Ihr stockte tatsächlich der Atem angesichts meiner Blasphemie, die mit Sicherheit in dreifacher Ausfertigung weitergemeldet werden würde, bevor dieser Tag zu Ende war. »Die Talkshow beginnt in wenigen Minuten, Mr Barnett. Wir müssen uns beeilen.«
»Ich glaube, Sie verstehen mich immer noch nicht. Ich will nicht ins Fernsehen. Machen Sie das doch. Sie sind doch die PR-Beraterin. Damit verdienen Sie sich doch Ihre Brötchen, oder nicht?«
Miss Bates blinzelte ein paarmal, bevor sie mir ganz langsam und deutlich antwortete. »Mr Trainer hat angeordnet, dass Sie das persönlich machen.«
»Nein.«
Ich spürte Annes Hand auf meiner Schulter. Sie beugte sich mit einem Lächeln zu mir, das alles andere als beruhigend aussah. »Mr Barnett möchte damit sagen, dass er sich sehr auf die Gelegenheit freut, vor Millionen von Zuschauern zu erscheinen und seine Position in der Tabakindustrie zu erläutern.« Sie stellte sich neben Miss Bates, und mit vereinten Kräften schoben mich die beiden unerbittlich meinem Schicksal entgegen.
»Das Format ist ziemlich locker«, sagte ein Mädchen, das aussah, als käme es direkt vom College, während es mich auf einen Stuhl schubste und mir einen Ohrknopf in die dafür vorgesehene Öffnung meines Körpers rammte. »Mr Flag (der Talkmaster, von dem ich wusste, dass er alles und jeden auseinandernahm, von Enron-Managern bis hin zu Umweltschützern, die kleine Robbenbabys zu retten versuchten) stellt Ihnen und Mr Scalia einige Fragen, die Sie so knapp und präzise wie möglich beantworten sollten. Und vermeiden Sie es, gleichzeitig zu reden, dann versteht Sie nämlich niemand mehr.«
Ich sah mich um, konnte aber nur Scheinwerfer und Kameras erkennen. »Wo ist er?«
»Wer? Mr Scalia? Er wird live aus Miami zugeschaltet. Sie werden ihn nicht sehen können, aber hören schon. Kann mal jemand mit Puder kommen?«, brüllte sie. Dann beugte sie sich über mich, um sich zu vergewissern, dass ich an alles Notwendige angeschlossen war. Ich schnupperte und hoffte, den beruhigenden Tabakgeruch einer potenziellen Verbündeten zu finden, konnte aber nur Shampoo riechen.
Es folgte ein Moment der Untätigkeit, in dem mir plötzlich klar wurde, was mich da erwartete. »Ich glaube, das hier ist keine gute Idee«, sagte ich, während ich aufzustehen versuchte.
»Sie sind verkabelt!«, protestierte das Mädchen und schubste mich wieder auf den Stuhl. Einen Augenblick später kam eine Frau und klatschte mir ohne Vorwarnung eine große Puderquaste ins Gesicht.
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