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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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den jemand, der nicht mit ihm aufgewachsen war, gar nicht bemerkt hätte. Offenbar war es auf dieser Etage nicht üblich, dass der Vizepräsident für Strategie und Planung den Firmensyndikus befragte.
    »Bis jetzt ist es uns recht gut gelungen, die Verfahren unter Kontrolle zu behalten und zu verhindern, dass der Aktienkurs in den Keller rauscht – was man von deiner Strategie nicht gerade behaupten kann.«
    Es war nicht abzustreiten, dass sich jedes Mal, wenn ich den Mund aufmachte, mehrere hundert Millionen Dollar in Luft auflösten.
    »Der Vorstand verhält sich ruhig, weil alle auf eine langfristige Lösung hoffen, aber sie haben Angst. Sie haben schon eine Menge Geld verloren. Und wir auch.«
    Ich hatte nicht den Mut gehabt, mir den Wert meines Trusts anzusehen, seit ich die Pressemitteilung verlesen hatte. Mein Leben war schon kompliziert und deprimierend genug. Noch mehr schlechte Nachrichten konnte ich nicht gebrauchen.
    »Dad, was erwartest du von mir?«
    »Ich möchte, dass du darüber nachdenkst, was du bei dieser Sache gewinnen oder verlieren kannst. Ich möchte, dass du darüber nachdenkst, ob es das Risiko wert ist, das du eingehst.«
    Als mein Vater gegangen war, setzte ich mich wieder unter den Baum. Dieses Mal hatte ich die Karaffe mitgenommen. Nach zwei vollen Gläsern Scotch fühlte ich mich auch nicht besser. Genau genommen war mir richtig elend.
    Egal, wie seine Motive aussahen, im Endeffekt hatte mein Vater recht. Was konnte ich dabei gewinnen? Hunderttausend Dollar mehr an Gehalt pro Jahr, aber das natürlich nur theoretisch. Wie lange würde ich diesen Job haben, wenn man es realistisch sah? Lange genug, um ein oder zwei dicke Gehaltsschecks zu kassieren, bevor man mich irgendwie loswurde?
    »Trevor? Sind Sie da drin? Es ist neunzehn Uhr.«
    Ich lugte durch die Zweige und sah Anne im Türrahmen stehen.
    »Was machen Sie denn da unten?«, sagte sie, während sie die Tür hinter sich schloss.
    »Ich denke nach.«
    »Über was?« Sie zog den Stuhl hinter meinem Schreibtisch hervor, setzte sich und sah auf mich herunter.
    »Warum sind Sie hier, Anne? Sagen Sie es mir.«
    »Das habe ich doch schon.«
    »Diese Branche ist älter als das Land. Man kann sie weder von innen heraus noch von außen zerstören. Sie ist unsterblich. Unvermeidlich. Allmächtig.«
    Sie beugte sich vor und klopfte mir auf die Schulter, mit einer Hand, deren Finger keine Tabakflecken aufwiesen. »Das werden wir ja sehen.«

FÜNFUNDZWANZIG
    Ich duckte mich hinter die Vordersitze, als wir um die Ecke bogen, und verknotete mich zu einer Position, die mir langsam etwas zu vertraut wurde. Meine neuen Leibwächter brachten es fertig, gegen so gut wie alle Verkehrsvorschriften in meinem Viertel auf einmal zu verstoßen, während sie die ruhigen Straßen nach Reportern oder Zombies absuchten, die eventuell auf der Lauer lagen und auf uns warteten. Ich hatte in den Nachrichten gesehen, dass die Hersteller von Nikotinpflastern drei Schichten pro Tag einlegten, um mit der Nachfrage Schritt halten zu können. Hoffentlich gelang es ihnen auch, das entsprechende Viertel der Bevölkerung so zu betäuben, dass niemand in der Lage war, einen erfolgreichen Angriff aus dem Hinterhalt zu planen.
    Und wie sah es mit meinem Zigarettenkonsum aus? Es war keine Überraschung, dass auf der Vorstandsetage – die ich inzwischen nur noch über den komfortabel ausgestatteten Privatfahrstuhl betrat – immer noch ganze Kartons mit Zigaretten zu haben waren. Ehrlich gesagt war es eher ein skurriler Zwang als Gewohnheit. Ich hatte noch nie in meinem Leben mehr als eine halbe Packung am Tag geraucht, und inzwischen war es weniger als ein Drittel davon. Vielleicht sollte ich mir etwas mehr Mühe geben.
    Der Brünette sprang vom Beifahrersitz und behielt vom Rasen aus die Garage im Auge. Der Blonde entriegelte die Türen des Wagens erst, als sich das Tor der Garage hinter uns geschlossen hatte.
    »Wo ist Nikotin?«, fragte ich, als wir wie ein Überfallkommando durch den Abstellraum neben der Garage stürmten. Sie begrüßte mich sonst immer an der Tür.
    »Erster Stock.«
    Ich versuchte, zur Treppe zu gehen, doch der Blonde streckte seinen muskelbepackten Arm aus und versperrte mir den Weg. Dann nahmen mich die beiden in die Mitte und schoben mich durch die Diele.
    »Jungs, ich will doch nur …«
    »Sch« , zischte der Blonde, während er die Tür zu meinem Arbeitszimmer aufmachte und hineinging. Nach einem kleinen Schubs vom Brünetten folgte ich ihm

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